Mülheim. . Ungezwungen-familiär ging das 9. Young- und Oldtimerfestival an der Alten Dreherei über die Bühne. Fans schicker Schlitten gerieten ins Plaudern.
- 9. Young- und Oldtimerfestival an der Alten Dreherei ging gewohnt entspannt über die Bühne
- Neben historischen Bahnen, Bussen und anderen Fahrzeugen fand sich auch ein DDR-Wagen
- Und die stolzen Besitzer der schicken Schlitten gerieten ins Plaudern, erzählten Anekdötchen
Oldtimer-Festivals sind im Trend, die wenigsten aber bieten eine solche Vielfalt an Old- und Youngtimern in einer so ungezwungen-familiären Weise wie das Festival an der Alten Dreherei. Vor neun Jahren schon – mit Beginn der Restaurationsarbeiten an dem historischen Gebäude hinter den Depots der Mülheimer Verkehrsgesellschaft – startete die Veranstaltung.
In der Halle hat der Trägerverein „Haus der Vereine“ am Wochenende nicht nur Autos, sondern alle möglichen Fahrzeuge aus der „guten alten“ Zeit ausgestellt. Zwei Unimogs stehen sich gegenüber – einer restauriert, der andere mit all den Zeichen der Zeit, die das Militär- und spätere Forstfahrzeug haben alt werden lassen. Im positiven Sinn: „Er sieht aus, wie er nach so vielen Jahren aussehen muss“, sagt Martin Menke, Vereinsvorsitzender mit Ehrfurcht vor Geschichte.
Auch ein Sportwagen aus der DDR steht bereit
Neben historischen Straßenbahnen von 1927 und Bussen stehen auch ungewöhnliche Fahrzeuge deutscher Geschichte bereit – wie der DDR-Sportwagen „Melkus“ oder ein goldfarbener Käfer, der erst kürzlich noch die Strecke nach Istanbul und zurück geschafft haben soll.
Menke selbst fährt einen 28 Jahre alten Citroen. Der gilt fast noch als „Youngtimer“ – je nachdem, wo man die Grenze setzen will. Der Verein hat das Teilnehmeralter für Autos in diesem Jahr auf wenigstens 25 Jahre hochgesetzt, „weil im letzten Jahr so viele Begeisterte kamen, dass die Kassenschlange bis hinter den Ringlokschuppen reichte“. Knapp 350 Fahrzeuge passen aber gleichzeitig nur auf das Gelände.
Von der Geschichte und ihren Geschichten lebt das Festival, denn auch die Alte Dreherei ist ein historischer Ort. Das Industriegebäude von 1874, das früher als Dreherei der Bundesbahn diente, hat mit Bürgerhand einen neuen Zweck erhalten, dient bekanntermaßen den Mülheimer Vereinen als Treff.
Stolze Besitzer erzählen bei Würstchen und Bier
Draußen vor der restaurierten Dreherei stehen natürlich die schicken Schlitten aus den 50ern bis 80ern. Dazwischen, beim Würstchen und Bier, sitzen die stolzen Besitzer. Der frühere Elektro-Ingenieur Robert Crone ist einer von ihnen. Die schmucke Corvette C1 in Pink von 1956 ist ein Hingucker. Schuld an seinem „Spleen“ hat aber eigentlich seine Frau, meint Crone mit Augenzwinkern. Die konnte es nicht mehr mit ansehen, wie ihr Mann ständig auf dem heimischen Fernseher Filme über die berühmten amerikanischen Autos ansah: „Kauf den Wagen, dann kann ich endlich wieder den Kommissar sehen“, sollen die legendären Worte gewesen sein, die zwischendurch sogar zu gut 25 Corvetten und Cadillacs geführt hatten.
Was macht einen verrückt auf Oldtimer? „Zum einen die Atmosphäre des Autos. Zum anderen das Fahrgefühl. Es ist unheimlich komfortabel“, meint der Elektro-Ingenieur – und in Sachen Technik Welten voraus und unkompliziert. „Man kann alles selbst machen.“
Man braucht eine große Garage für den Cadillac
Nachteile? Man braucht eine große Garage, gut 5,20 Meter lang ist ein Cadillac. Parken ohne Anmeldung in der Stadt ist auch so eine Sache. Und der Preis: 40 000 DM hat das gute Stück damals gekostet, heute legt man locker 100 000 Euro hin, so Crone.
Jörg Burmeister kann als „Neueinsteiger“ ein Liedchen davon singen. Eigentlich schwärmte er für den Jaguar, zur mintfarbenen Corvette kam er per Zufall. „Es war aber Liebe auf den ersten Blick“, schwört er.
Oldtimer Festival Ruhr
