Mülheim. Die Hochschule Ruhr West (HRW) öffnete sich und ihren neuen Campus in Broich erstmals für die Bürger. Tausende Besucher kamen zu dem bunten Fest.

Ganz Mülheim scheint neugierig zu sein auf „seinen“ neuen Hochschulcampus. Schon morgens um zehn strömen die Besucher von allen Seiten auf das Gelände der Hochschule Ruhr West (HRW), kommen zu Fuß aus dem angrenzenden Broich oder per Fahrrad, Bus und Straßenbahn aus den anderen Stadtteilen. Denn die Autos bleiben an diesem Tag ausgesperrt von der Duisburger Straße entlang des Campus, den die HRW am Samstag den Bürgern offiziell präsentiert hat.

„Mein Herz freut sich“, sagt Hannelore Kraft bei der Eröffnung, die nicht nur als Ministerpräsidentin, sondern vor allem auch als Mülheimerin zum Campusfest gekommen ist und erzählt: „Da oben in Broich bin ich zur Schule gegangen. Und das hier unten, wo wir jetzt stehen, das war nicht der schönste Fleck.“ Jetzt aber habe Mülheim an dieser Stelle ein unverwechselbares Gesicht bekommen, ergänzt Oberbürgermeister Ulrich Scholten. Und weil auch sie der Meinung sind, dass für Broich mit der Ansiedlung der Hochschule rosige Zeiten anbrechen, verteilen die Mitglieder der Broicher Interessen-Gemeinschaft entsprechend duftende Blumen an die Besucher(innen).

Talente fischen

Großes Vergnügen der ganz kleinen Besucher herrscht am „Talente-Pool“, wo die Kinder Quietsche-Enten angeln. Jede Ente ist mit einem Talentaufkleber versehen. Ob Fußballjongleur, Zirkusartist oder Beatboxer – die Kinder angeln die verschiedensten Talente aus dem kleinen Pool und staunen dabei, was es alles gibt. Tanja Lübbers, Mitarbeiterin beim HRW-Talentscouting erklärt: „Wir nehmen am nordrhein-westfälischen Talent-Scouting-Programm teil, um begabte Jugendliche aus Familien ohne akademischen Hintergrund auf den Weg zu einem erfolgreichen Studium zu bringen.“ Eine Ecke weiter am Stand des Instituts für Bauingenieurwesen schmiedet sich eine Besucherin ihren eigenen Kettenanhänger in Form eines Blattes. „Das ist gar nicht so einfach, da muss man schon Fingerspitzengefühl haben“, erklärt Institutsmitarbeiterin Vanessa Grigat, die es zuvor auch ausprobiert hat. Ihr Professor für Stahlbau, Christian Ludwig, demonstriert die Arbeit eines Schmiedes und lässt die Besucher mitmachen.

So hat sich jedes Institut etwas einfallen lassen, um sich den Besuchern vorzustellen. Professor Michael Röhrich vom Wirtschaftsinstitut erklärt einem Probanden am Ruderergometer, wie man durch Körperkraft Strom erzeugen kann und zeigt auf die digitale Wattanzeige: „Schauen Sie, jetzt haben Sie schon 100 Watt erzeugt, das reicht für eine Glühbirne.“ Abgerundet wurde das Programm durch verschiedenen Touren, die Einblicke in die Institute gewährten.

Fett statt Filet

Sein Fachgebiet dürfte Kulinarik lauten: WDR 2-Koch Helmut Gote. Der Gourmet hält eine Lammhüfte hoch und erklärt, warum dieses Stück vom Tier am besten zum Garen geeignet ist: „Hier ist etwas Fett dran und das ist ein Geschmacksträger. Filet hingegen ist das langweiligste Teil vom Viech.“

Angefüllt mit zahlreichen Eindrücken schlendern die Besucher schließlich wieder vom Campus Richtung Duisburger Straße. Spätestens da wird deutlich: Die HRW scheint angekommen und angenommen in der Stadt.