Mülheim. . Verdi legt Proteste vor: Klagen über überfüllte und verspätete Bahnen. OB sieht Fusion von Evag und MVG auf gutem Weg. Keine dritte Spitze.

  • Verdi fordert die Wiedereinführung des Zehn-Minuten-Taktes auf den Straßenbahnlinien 102, 104 und 112
  • Die Taktausdünnung führt aus Sicht von Verdi zu großer Unzufriedenheit auf allen Seiten
  • Die notarielle Beurkundung der Umstrukturierung des ÖPNV-Systems Essen/Mülheim erfolgt am 14. Juli

Die Gewerkschaft Verdi fordert weiterhin die Wiedereinführung des Zehn-Minuten-Taktes auf den Straßenbahnlinien 102, 104 und 112. Zu Beginn der Ratssitzung überreichten Mitglieder der Gewerkschaft dazu an Oberbürgermeister Ulrich Scholten ein Transparent, auf dem rund 1000 Bürger mit Hilfe von Punkten ihren Unmut über das derzeitige ÖPNV-Angebot in der Stadt ausgedrückt haben. Sie sehen in dem vom Stadtrat eingeführten 15-Minuten-Takt eine erhebliche Verschlechterung des Angebotes.

Verdi hatte die Fahrgastbefragung bei zwei Aktionen am Hauptbahnhof und an der Haltestelle Stadtmitte durchgeführt. „Wir bleiben dran“, sagte Verdi-Sekretär Sauer und ist überzeugt, dass der Unmut noch weitaus größer ist, als es die 1000 Bürgervoten zeigen. Die Taktveränderung, die im Zuge von Sparmaßnahmen erfolgte, sei zum Nachteil der Bürger, die auf den ÖPNV angewiesen seien. „Die Folgen sind Verspätungen, überfüllte Straßenbahnen und dadurch große Unzufriedenheit auf allen Seiten, auch bei den Fahrern“, kritisiert Sauer. Das Fahrpersonal, so berichtet Verdi, bekomme häufig den Ärger der Kunden zu spüren. „Wir erwarten, dass der Rat jetzt handelt und seiner Verantwortung im Sinne eines arbeitnehmer- und bürgerfreundlichen Nahverkehrs nachkommt.“

Kritiker sehen Schaffung zusätzlicher Posten

Deutliche Fortschritte im Nahverkehr erwarten die Oberbürgermeister von Mülheim und Essen durch die Fusion von MVG und Evag. „Die notarielle Beurkundung der gesellschaftsrechtlichen Umstrukturierung des ÖPNV-Systems Essen/Mülheim erfolgt am 14. Juli unter Einbindung aller Verantwortlichen“, sagte am Donnerstag Oberbürgermeister Ulrich Scholten im Rat. Er widersprach dabei Kritikern, die auf der Führungsebene die Schaffung von zusätzlichen Posten sehen. Mitarbeiter der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) fürchten, dass mit dem derzeitigen Personalleiter der Evag, Wolfgang Hausmann, neben den beiden Geschäftsführern Michael Feller und Uwe Bonan eine dritte Spitze installiert wird. Die Zuständigkeit für das Personalwesen, betonte Scholten, liege bei Michael Feller als Arbeitsdirektor. Hausmann verantworte personalwirtschaftliche Themen auf der zweiten Führungsebene.

Scholten versucht Sorgen zu entkräften

Der Aufsichtsratsvorsitzende der MVG, Wolfgang Michels, erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass Hausmann für das Personal der MVG keine Zuständigkeit habe. Michels erinnerte auch daran, dass ursprünglich der Mülheimer Uwe Bonan als Geschäftsführer Personaldirektor werden sollte. Dies wollte jedoch der größere Partner, die Evag, letztlich nicht mittragen. Bonan, der frühere Kämmerer von Mülheim, ist nun für den kaufmännischen Part verantwortlich.

Die Sorge vieler Menschen, dass der Verwaltungsapparat der neuen Verkehrsgesellschaft, die sich „Ruhrbahn“ nennen wird, üppig ausfällt, aber an der Basis im Fahrgeschäft weiterhin Fahrer fehlen, versucht Scholten zu entkräften: „Die Organisationsstruktur Via – bisher Evag, MVG und DVG – mit zuletzt drei Geschäftsführern, elf Bereichen und neun Stabsabteilungen wurde nach Ausscheiden der DVG deutlich gestrafft.“ Der OB listete nun zwei Geschäftsführer, acht Bereiche und nur noch fünf Stabsabteilungen auf. Der neue Aufsichtsrat der „Ruhrbahn“ wird über die endgültige Organisation das letzte Wort haben.

Das Fusionsprojekt, dem beide Oberbürgermeister hohe Bedeutung beimessen, laufe zeitlich wie inhaltlich nach Plan, heißt es. Die „Ruhrbahn“ will für die Kunden in beiden Städten deutlich mehr Qualität bieten – beim Service, in der Verlässlichkeit und im Angebot.