Mülheim. . Eine politische Arbeitsgruppe wird sich stärker in die Diskussionen mit MVG und Evag einmischen. OB warnt vor Störprozessen.
- Oberbürgermeister Ulrich Scholten sieht den Fusionsprozess von Evag und MVG auf einem guten Weg
- Der OB warnt aber auch in Richtung Essen vor störenden Kräften, die kein Interesse am Erfolg haben
- Die Mülheimer Politik richtet eine Arbeitsgruppe ein, die die Fusion ab sofort kritisch begleitet
Eine politische Arbeitsgruppe mit Vertretern aus allen Fraktionen und Gruppen wird ab sofort den Fusionsprozess von Evag und MVG auf Mülheimer Seite intensiv und kritisch begleiten. „Wir wollen“, waren sich alle Politiker im Hauptausschuss gestern einig, „einen Fusionsprozess auf Augenhöhe.“ Den sehen derzeit viele noch nicht. Damit reagiert die Mülheimer Politik auf den wochenlang heftig kritisierten Beschluss des Aufsichtsrates der Evag, ohne Rücksprache und Information, Gehälter und Boni der beiden Geschäftsführer in einem ersten Schritt anzuheben.
Rechtlich, das machte OB Ulrich Scholten (SPD) deutlich, sei dies durchaus in Ordnung gewesen. Doch geht man so mit Partnern um? Ist das vertrauensvoll? Die Fragen stellten sich viele in der Mülheimer Politik. „Beschämend“ nannten manche den Vorgang um die Chefgehälter bei gleichzeitiger Kürzung von Vergünstigungen bei Mitarbeitern an der Basis.
Der Auftakt zur Fusion war nicht gut
Scholten ist sehr bemüht, die Wogen zu glätten. Er vermeidet jedes hart klingende kritische Wort und betont, dass in dem Fusionsprozess, der seit neun Monaten läuft, viele Baustellen aus dem Weg geräumt worden seien. Er gibt sich zuversichtlich, dass die Fusion der beiden hoch defizitären Verkehrsgesellschaften erfolgreich enden wird. Er warnt aber in Richtung Nachbarstadt auch von störenden Kräften. „Was ist die Alternative? Ich sehe keine.“
Der Auftakt zur Fusion war nicht gut, darin sind sich in Mülheim alle einig. Gar von Desaster (Heiko Hendriks) ist die Rede. Dass Uwe Bonan, Ex-Kämmerer in Mülheim und nun von der Essener Seite mit 200 000 Euro Jahressalär versehener Geschäftsführer der Evag und gleichzeitiger Geschäftsführer der MVG zum Nulltarif, die Interessen der MVG in der Fusion mit der Evag vertreten soll, hält Dieter Wiechering für eine sehr unglückliche Konstruktion. So habe man sich das nicht vorgestellt.
Ziel ist die Senkung des Defizits
Bis August muss die Fusion auf allen Ebenen vollzogen sein zu einer Verkehrsgesellschaft mit einem neuen Aufsichtsrat, in dem dann die Mülheimer Seite sehr wohl darauf achten will, dass sich Bonuszahlungen an die Chefs wirklich an der Leistung orientieren. Leistung heißt für alle: Senkung des Defizites, das allein in Mülheim jährlich rund 35 Millionen Euro beträgt, Schaffung eines zuverlässigen und bedarfsgerechten Angebotes für die Fahrgäste.
Keine befristeten Verträge bei Neueinstellungen
Dabei, so Scholten, sei in dieser Woche bereits ein Fortschritt gelungen: Für zwölf Mitarbeiter der MVG werden die bestehenden Zeitverträge „entfristet“ und für eine Pilotphase von drei Jahren werden keine befristeten Arbeitsverträge bei Neueinstellungen im Fahrbetrieb abgeschlossen. Dies gelte auch für die übrigen Bereiche, soweit der Personalbedarf bei Werkstätten und Verwaltung sowie Budgets vorhanden sind. „Für die Durchführung eines pünktlichen und zuverlässigen Fahrbetriebes war dies eine notwendige und zukunftsweisende Entscheidung“, erklärten die Geschäftsführer Uwe Bonan und Michael Feller. Dies soll auch ein deutliches Signal an eine irritierte Mitarbeiterschaft sein. Dort kam der Schritt gut an.