Mülheim. . Das Bücherantiquariat der Schmökerstube wird ehrenamtlich betreut von 27 Damen und drei Herren. Das Projekt aus Mülheim hat Geschichte gemacht.

  • Zehn Jahre gibt es jetzt das ehrenamtliche Bücherantiquariat der Mülheimer Schmökerstube
  • Was die 27 Damen und drei Herren miteinander verbindet, das ist die Liebe zum Buch
  • Bernhard Haake: „Zunehmend kommen zu uns mehr Besucher aus der weiteren Umgebung“

Was die 27 Damen und drei Herren miteinander verbindet, das ist die Liebe zum Buch. 17 dieser Ehrenamtlichen halten der Schmökerstube von Anfang an die Treue. Zehn Jahre gibt es jetzt das ehrenamtliche Bücherantiquariat – zunächst angegliedert an das Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) am Standort Wallstraße, seit 2012 am Kurt-Schumacher-Platz mit mehr Licht, Luft, größeren Räumen in zentraler Lage und einer besseren Bücherpräsentation.

Fast alle Ehrenamtlichen sind zur kleinen Feierstunde bei schweißtreibenden Temperaturen am Freitagabend in ihre Schmökerstube gekommen, um das „Zehnjährige“ bei einem kalten Getränk, Frikadellen und Häppchen zu feiern. Darunter gemischt hatte sich Ex-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld als Ideengeberin für das nachahmenswerte Projekt aus Mülheim, das als Fundraising der besonderen Art in die wissenschaftliche Arbeit der Humboldt-Uni Berlin einging und beim deutschen Bibliothekentag Beachtung fand.

Einnahmen stützen das Angebot der Stadtbibliothek

Dabei ist auch Medienhausleiterin Claudia vom Felde, deren Stadtbibliothek und die vier Zweigstellen von den Einnahmen aus der Schmökerstube als Beitrag zur Bildungsarbeit profitieren. Gewuppt wird das Ganze vom „Freundeskreis der Stadtbibliothek“, wo Bernhard Haake und seine Ehefrau Ursula quasi die Hauptkapitel der erfolgreichen ehrenamtlichen Antiquariatsgeschichte schreiben. Das Ehepaar ist treibende Feder des Ladens. „Und ich wünsche mir“, so Claudia vom Felde, „dass er mit Herzblut noch lange weitergeführt werden kann.“ Hilfreich beim Projekt ist auch ein Geschäftsmann aus der Nachbarschaft, der die Räumlichkeiten gratis zur Verfügung stellt.

„Zunehmend kommen zu uns mehr Besucher aus der weiteren Umgebung, aus dem Ruhrgebiet und allen möglichen Städten“, erläutert Bernhard Haake. Innerstädtisch gesehen, ist die Schmökerstube ein kultureller Baustein in der Geschäftswelt mit Charme. Dort muss niemand Geld für Kaffee und Kuchen ausgeben, um in Ruhe zu schmökern und trotzdem am Stadtleben teilzuhaben. Auf den Sofas können Besucher abschalten, in den Regalen mit dem breiten Sortiment alte und neue Schätzchen zu günstigen Preisen entdecken.

„Nach all den Jahren macht es uns noch immer sehr viel Spaß“

Trotz froher Zukunftsaussichten gibt es einen Abschied: Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Marlis Müller scheidet aus. „Als Angestellte Nummer eins war ich vom ersten Tag an bis vor ein paar Monaten dabei“, scherzt die 88-jährige, „aber mehrere Stunden zu stehen – das wurde mir einfach zu viel.“ Da sie in der Nachbarschaft wohnt, will sie öfter mal Guten Tag sagen.

Renate Vittinghoff und Margret Ziegner sind auch zwei Frauen der ersten Stunde, haben an der Wallstraße die Leseförderung mit aufgebaut. „Nach all den Jahren macht es uns noch immer sehr viel Spaß.“ Renate Vittinghoff ist mit Büchern aufgewachsen. „Meine Oma hat immer gesagt: Kind, du musst lesen, denn Wissen ist Macht.“