Mülheim. . Das Ehepaar Haake engagiert sich mit Herzblut für die Literatur. Unterstützt von 26 Ehrenamtlichen betreuen sie die Mülheimer Schmökerstube.
Die Mülheimer Schmökerstube ist nun auch ein Fall für die Wissenschaft geworden. An der Berliner Humboldt Uni haben Studenten in ihren Semesterarbeiten zum Thema „Fundraising“ das ehrenamtliche Bücher-Antiquariat als „Best Practice Beispiel“ herausgestellt. Das herausragende, einzigartige Mülheimer Modell hat in der Förderlandschaft schon lange überregional die Runde gemacht. Trifft man in anderen Städten auf Bücherschränke und Bücher-Cafés, so findet sich in der Schmöckerstube auf dem Kurt-Schumacher-Platz eine vollwertige Buchhandlung, wohl geordnet, sorgfältig nach Genres und Gruppen sortiert und mit Liebe gehegt und gepflegt.
Mit der Schmökerstube fest verbunden ist ein Ehepaar, das sich mit Herzblut den Schätzen der Literatur verschrieben hat und Autoren wertschätzt: Ursula und Bernhard Haake kümmern sich um die Bücher-Bestände. „Es ist so etwas wie unsere Berufung, wir tun uns damit selber einen Gefallen.“ Hinter ihnen steht ein Team aus 26 Ehrenamtlichen, die die Dienste mit abdecken. „Eine gute Mannschaft, auf die wir uns verlassen können.“
Taschenbücher für kleines Geld
Täglich kommen Anrufe von Menschen, die ganze Bücherbestände anbieten. „Wir versuchen, das Beste herauszupicken.“ Wer glaubt, er findet in der Schmökerstube nur „verstaubte“ Hoch-Literatur ist auf der falschen Seite: Krimis, Romane, Kochbücher, Reiseführer und Taschenbücher sind für kleines Geld zu haben, aber eben auch Historisches und Exklusives mit Goldschnitt. Haakes legen Wert auf Qualität. „Wir versuchen, immer etwas Neues anzubieten: Damit werben wir.“ Viele Stammkunden gibt es mittlerweile, „die Spaß haben, hier zu schmökern“. Wenn staunende Besucher aus anderen Städten kommen, dann hören Haakes häufig: „So etwas gibt’s bei uns leider nicht.“
Das engagierte Ehepaar, 2008 schon mal für die Ehrenamts-Serie vorgeschlagen, ist erneut von der Jury benannt worden. Die Haakes möchten aber keine Sonderrolle spielen, sie sehen sich eher als Vertreter der anderen Kultur-Vereine: „Es gibt so viele, die den Preis verdienen würden.“ Bernhard Haake war 2010, als im Rahmen des Sparhaushaltes drastische Maßnahmen in der Kultur angekündigt waren, der Kopf der neu gegründeten Interessengemeinschaft aller Mülheimer Kulturvereine.
Schmökerstube, Büchertrödel, Lesungen und Mitgliedsbeiträge
Ziel des Freundeskreises der Stadtbibliothek ist es, das Angebot in der Bücherei im Medienhaus und in den vier Zweigstellen in Dümpten, Heißen, Speldorf und Styrum „attraktiv“ und auf der Höhe der Zeit zu erhalten. „Aber es bleibt klarzustellen, dass wir nicht dafür da sind, den öffentlichen Haushalt zu unterstützen.“ Es sind Projekte wie die Onleihe, transportable Bücher-Kisten für Senioreneinrichtungen oder der Jugendbereich in der Stadtbibliothek, in die Spenden fließen.
Mit mehr als 100.000 Euro förderte der Freundeskreis in 15 Jahren die Stadtbibliothek. Seit 2009 sind es jährlich rund 10.000 Euro durch die Einnahmen aus der Schmökerstube, Büchertrödel, Lesungen und Mitgliedsbeiträge. 190 Unterstützer zählt der „Freundeskreis der Stadtbibliothek“, 10 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr. Der Wunsch der Haakes könnte ein Buchtitel sein: „Mehr Mitglieder.“