Mülheim. . Das Wohnungsbauunternehmen SWB kooperiert mit dem Theater und der Willy-Brandt-Gesamtschule. Ein wichtiges Stück Quartiersentwicklung, heißt es.
- Der SWB stellt Orte für Projekte wie das Schwimmbad für Ruhrorter zur Verfügung, aber auch Geld
- Theaterpädagoge Andreas Petri kooperiert auch mit den Lehrern, bietet Stimm- und Körpertraining an
- Schüler stehen in dem dreiteiligen Stück von Subbotnik auf der Bühne, was ihr Selbstbewusstsein stärkt
Die Förderung von Kultur und Theaterpädagogik zählt nicht unbedingt zu den Kompetenzen, die man mit einem Wohnungsbauunternehmen verbindet. Und doch haben das Theater an der Ruhr, die Willy-Brandt-Gesamtschule und die SWB am Montag eine Partnerschaft besiegelt, die gar nicht mehr lange darauf warten muss, mit Leben gefüllt zu werden, denn es passiert schon einiges. Nun kann gemeinsam noch systematischer und intensiver im Stadtteil gearbeitet werden.
SWB unterstützt diese Aktivitäten, die sich auch jenseits der Schul- und Theaterräume entfalten sollen, zum einen mit der Bereitstellung von Orten für Spielaktionen, Interventionen und Präsentationen. Aktuell stellt SWB dem Theater für das Ruhrorter-Projekt „Das andere Zimmer“ an der Feldstraße bereits das Schwimmbad zur Verfügung, ermöglicht aber auch einen Poetry-Slam-Abend in der Talentwerkstatt am 8. Juni, 18 Uhr, direkt neben der Schule. Wichtiger noch ist aber die auf zunächst auf drei Jahre angelegte finanzielle Unterstützung. Es sind in erster Linie Personalkosten, die es dem Theaterpädagogen Andreas Petri ermöglichen, sich intensiv auf die Schule zu konzentrieren.
Junge Besucher theaterpädagogisch vorbereitet
Auch hier gibt es schon seit einiger Zeit erste Früchte der Kooperation zu bewundern. Bereits Anfang März hatte am Theater an der Ruhr das Theaterkollektiv Subbotnik mit dem ersten, ganz zauberhaften Teil einer Trilogie über die Antike Premiere: „Götter. Wie die Welt entstand“. Dass die jungen Besucher theaterpädagogisch vorbereitet wurden, versteht sich von selbst. Aber ein antikes Drama funktioniert nicht ohne Chor und den spielten und sprachen nach nur drei Proben unter anderem 14 Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule ganz ausgezeichnet. Schüler werden auch in den Folgeinszenierungen „Helden“ und „Die Stadt“ mit auf der Bühne stehen.
Petri bietet klassische Spielwerkstätten an, in denen Themen aus der Literatur und Theater durch Improvisation vermittelt werden, arbeitet aber zudem unter dem Motto „vom Pult zur Bühne“ intensiver mit dem Kollegium zusammen. Körper- und Stimmtraining sind ein Aspekt. Es geht außerdem um die Frage, wie sich der Unterrichtsinhalt durch eine stärker performativ ausgerichtete Vermittlung und Konzentrationsübungen befördern lässt. „Jeder gute Lehrer ist auch gleichzeitig ein Entertainer“, weiß Schulleiterin Ingrid Lürig, die sich offen für neue Entdeckungen gibt.
Ein wichtiges Stück Quartiersentwicklung
Für SWB-Geschäftsführer Ulf Lennermann ist dieses Engagement ein wichtiges Stück Quartiersentwicklung. „Ein Leitsatz von uns lautet: Kultur darf nicht elitär sein“, betont er. Theaterprojekte, betont er, stärken die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein der Schüler und der Jugendlichen, die im Unterricht nicht auffallen, vielleicht sogar Schwächen haben. Sie können dann auf der Bühne glänzen, an sich selbst neue Stärken entdecken, und sie werden auch von ihren Mitschülern und ihren Familien ganz anders wahrgenommen.
„Der Perspektivwechsel, der mit dem Spielen verbunden ist, stiftet zum Freigeistertum an“, betont Theaterchef Sven Schlötcke. Er führe zum kritischen Denken in der Gesellschaft, fördere die Selbstständigkeit, aber auch das soziale Miteinander. Theater spielen könne man nur gemeinsam, ein Einzelner sei in der Lage, eine Aufführung zu sprengen. Die Schule mit einer multikulturellen Schülerschaft sei für das Theater genau der richtige Partner. Und da die Eltern ihre Kinder sehen wollen, könne man auch so die Schwellenangst bei den Eltern abbauen, die dem Theater nicht unbedingt nahestehen, denkt Lürig.