Mülheim. . Die Aussichtsplattform ist gesperrt, die Ausstellungsräume nur noch bis zum zweiten Obergeschoss begehbar. Stadt arbeitet an einem Sanierungsplan
- An dem 1909 erbauten Bismarckturm auf dem Kahlenberg sind bauliche Mängel erkennbar
- Ein Sanierungskonzept wird erarbeitet. Eine sechsstellige Summe ist laut Stadt, grob geschätzt, nötig
- Der Ausstellungsbetrieb kann nur noch bis einschließlich zweites Obergeschoss erfolgen
Die Aussicht vom 27 Meter hohen Bismarckturm am Kahlenberg über die Stadt und das Ruhrtal ist einmalig. Spaziergänger wie Kunstliebhaber, die sie in der Vergangenheit immer wieder gerne genossen haben, werden auf sie allerdings vorerst verzichten müssen. Denn der 1909 eingeweihte Turm ist wegen baulicher Mängel ab der dritten Etage gesperrt worden. „Die Schäden sind schon massiv“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels und weist auf lockere Steine im Innern hin. Ein Gutachter wurde eingeschaltet, der eine akute Einsturzgefährdung ausgeschlossen habe.
Frank Buchwald, Leiter des für die städtischen Immobilien zuständigen Amtes, hatte sich am Montagnachmittag von dem Gebäude vor Ort ein Bild gemacht, um zu entscheiden, ob eine komplette Sperrung aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht nötig ist. Es bestehe aber derzeit keine akute Einsturzgefahr oder das Risiko, dass sich Teile lösen und Besucher verletzen könnten, versicherte Wiebels, so dass die Verkehrssicherungspflicht mit einer teilweisen Sperrung erfüllt sei.
Regelmäßig von einem Statiker kontrolliert
Der Künstler Jochen Leyendecker, der für das Wochenende eine neue Ausstellung vorbereitet, kann den unteren Bereich weiterhin als Atelier und Ausstellungsfläche nutzen. Wiebels kündigte aber an, dass der Zustand des Gebäudes regelmäßig von einem Statiker kontrolliert werde.
Um sich ein komplettes Bild vom Schadens- und Sanierungsumfang zu machen, müsste der Turm, der im unteren Teil stark von Pflanzen umrankt ist, zunächst freigeschnitten werden. Wann dies geschehen soll, könne man, so Wiebels, noch nicht genau abschätzen. Parallel werde an einem Sanierungsplan gearbeitet, in dem die Schritte und Kosten genannt werden, damit der Turm wieder komplett zugänglich wird. „Über den dicken Daumen kalkuliert, wird dafür nach bisheriger Einschätzung ein sechsstelliger Betrag nötig sein.“
Trotz aller Widrigkeiten als Kulturort nutzen
Das Bauwerk, das im Zweiten Weltkrieg als Flakposten diente und mehrfach stark beschädigt wurde, gelangte Anfang der 60er Jahre in städtischen Besitz und war schon damals stark sanierungsbedürftig. Die Beliebtheit des Turmes zeigte sich einige Jahre später, als Pläne auf den Tisch kamen, das Gebäude für eine Wohnbebauung abzureißen, was jedoch abgewendet werden konnte. Bei einer Sanierung der Decken- und Wandflächen (1979/80) und bei einer weiteren Sanierung, bevor Leyendecker Anfang 1998 den Turm als Kulturraum übernahm, wurde er mit einer Strom- und Wasserversorgung ausgestattet. Seitdem der Künstler dort eingezogen ist, sei nichts mehr an der Substanz gemacht worden, heißt es.
„Ich bin froh, dass etwas geschieht“, sagt der Künstler und will den Turm trotz aller Widrigkeiten als Kulturort weiterhin nutzen. „Wir werden die Ausstellungen komprimieren müssen“, sagt er. Überrascht ist er nicht. In der Vergangenheit habe er die Denkmalbehörde wiederholt auf Risse aufmerksam gemacht. Zuletzt hätten sich an der Plattform die Türen schlecht schließen lassen und das Licht der unteren Etage schimmerte durch die Lücken. „Da war mir klar, dass etwas passieren muss.“
Sanierungsbedürftiges Heimatmseum ausgeräumt
Am Heimatmuseum Tersteegenhaus, wo kürzlich ebenfalls starke Beschädigungen festgestellt worden sind, sind inzwischen alle Einrichtungs- und Kunstgegenstände ausgeräumt und eingelagert worden. Bevor ein Sanierungs- und Finanzierungsplan erstellt werden kann, muss zunächst eine Schadstoffuntersuchung erfolgen. „Wir hoffen“, so Wiebels, „dass beide Einrichtungen möglichst schnell wieder zugänglich sind.“