Mülheim. . Fünf Meter von seinem Haus entfernt möchte Markus Jantzen einen Stromanschluss anlegen. Doch die Stadt macht eine hohe Rechnung auf.

  • Markus Jantzen wirft der Stadt vor, Elektromobilität eher zu behindern als zu fördern
  • Die Errichtung einer Ladestation hinter seinem Haus bedeutet hohe Kosten und bürokratischen Aufwand
  • Stadt macht Hoffnung und weist auf neue Modelle hin: Besserung ist in Sicht

Seit vier Jahren fährt Markus Jantzen Elektro-Auto. „Mittlerweile habe ich sogar zwei“, sagt der Holthausener. Diese beiden Wagen würde er gerne nicht nur vor seiner Haustür mit Strom aufladen können, sondern auch an seinem Stellplatz, der etwa fünf Meter von seinem Haus entfernt liegt. Um dort eine Ladestation einrichten zu können, müsste er eine Leitung unter einem öffentlichen Gehweg legen lassen. Dies kostet laut Stadt jedoch viel Geld.

„Warum wird die Elektromobilität eher behindert statt gefördert?“, fragt sich Markus Jantzen. Der Holthausener, der mit seiner Familie an der Westminsterstraße lebt, setzt schon seit Jahren auf Nachhaltigkeit: Auf dem Dach nutzt Jantzen eine Solaranlage, mit der er Strom fürs Haus produziert. Mit dieser Sonnenenergie würde er auch gerne die Ladestation an seinem Stellplatz hinter dem Garten versorgen. Dafür müsste er ein 250-Volt-Kabel unter dem Gehweg verlegen lassen.

viel bürokratischem Aufwand und Kosten

Also fragte er bei der Stadt an. „Ich sollte einen Bauantrag stellen“, sagt Markus Jantzen. Um den Strom nutzen zu können, würde zudem eine jährliche Miete anfallen. „Allein dafür würde so viel Geld draufgehen, dass ich dafür mit selbst produziertem Strom 5300 Kilometer fahren könnte.“ Nun muss er sich mit der Kabeltrommel aushelfen und diese umständlich über einen Ast werfen, damit es nicht zur Stolperfalle wird. Jantzen findet: „Wir brauchen keine Schnellladesäulen, sondern Ladepunkte im privaten Raum.“ Bei so viel bürokratischem Aufwand und Kosten wundere es ihn kaum, „dass die Elektromobilität in Mülheim nicht in die Gänge kommt“.

Klaus Beisiegel, Leiter des Umweltreferats, hat Verständnis für den Ärger, verweist aber auf die Regeln für das Legen von Leitungen im öffentlichen Raum. „Da kann nicht jeder selber kreuz und quer Leitungen ziehen; das Verlegen unterliegt gewissen Regeln“, erklärt er. Zwar wäre das Verlegen grundsätzlich möglich, aber mit erheblichem Aufwand verbunden. Es müsste ein Gestattungsvertrag geschlossen werden, der eine Verlegung bis zum Rückbau rechtssicher regelt“, so Beisiegel. Dafür würde eine Verwaltungsgebühr von einmalig 300 bis 400 Euro anfallen, hinzu käme eine jährliche Miete von 75 Euro. Die Aufbrucharbeiten müsste zudem eine Fachfirma durchführen.

Solaranlagen mit Ladestellen verbunden

Klaus Beisiegel bedauert, dass die Stadt „ihm kein besseres Angebot machen kann“, ist aber überzeugt, dass sich in den nächsten Jahren „einiges bei der Elektromobilität bewegen wird“. Vorstellen könne er sich Modelle mit den Nahversorgern, wie es sie etwa in Berlin bereits gibt. „Dort können Bürger online Interesse an Ladepunkten angeben“, erklärt Beisiegel. „Die Stadt sammelt diese, schließt bei Bedarf Verträge mit Stromversorgern ab, die dann Ladepunkte im öffentlichen Raum einrichten.“ Für Strom-Tankstellen auf privatem Grund seien die Versorger gefragt. Sie müssten Modelle anbieten, bei denen Solaranlagen mit den Ladestellen verbunden sind. Bis dahin muss Markus Jantzen wohl weiter die Kabeltrommel ausrollen.