Mülheim. . Am 13. Mai ist der Tag des fairen Handels. Viele Geschäfte setzen auf Fairtrade. Die Klimaschutz-Initiative meint: Siegel allein reichen nicht.
- Am Samstag, 13. Mai, feiert der Weltladen den internationalen Tag des fairen Handels
- Die Stadt schmückt sich seit 2016 mit dem Zertifikat „Fair-Trade-City“
- Die Klimaschutz-Initiative meint: Das Siegel allein reicht nicht, es muss mehr Aktionen geben
Woher stammen unser Kaffee, die Schokolade, die Bananen auf dem Frühstückstisch? Unter welchen Bedingungen wurden sie produziert? Am Samstag, dem internationalen Tag des fairen Handels, sollen sich Verbraucher einmal mehr diese Fragen stellen. Bundesweit machen Weltläden am Samstag mit lokalen Aktionen auf das Thema fairer Handel aufmerksam.
„Wir müssen endlich von dieser Geiz-ist-geil-Sicht wegkommen“, sagt Konrad Hüstermann. Früher hat der 70-Jährige als Erdkunde-Lehrer Jugendliche über die Folgen der Globalisierung unterrichtet. Heute ist er ehrenamtlich im Weltladen an der Kaiserstraße tätig. „Unser Ziel ist es, eine gerechtere Welt zu schaffen, in der die Produzenten wirklich von ihren Produkten leben können.“ Hüstermann ist überzeugt davon, dass auch in Mülheim immer mehr Menschen nach diesem Grundsatz einkaufen wollen. „Wir haben viele Stammkunden, die gezielt unsere Kaffee-Ecke oder die Bananen ansteuern.“ Auch faire Textilien, Kunsthandwerk und Kleinigkeiten findet man im Weltladen. Die meisten Produkte stammen von großen Fairhandels-Organisationen wie GEPA oder El Puente. „Deren Sortiment ist in den vergangenen Jahren insgesamt viel moderner geworden und richtet sich mehr nach dem Geschmack der Kunden“, lobt der Ehrenamtliche.
Eine ganze Reihe von Läden zieht mit
Der Weltladen ist bei weitem aber nicht das einzige Geschäft, dass faire Produkte verkauft. Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe Läden in der Stadt, die mitziehen. So viele, dass sich Mülheim seit knapp einem Jahr mit dem Zertifikat „Fair-Trade-City“ schmücken darf. Aber reicht das, um sich guten Gewissens zurückzulehnen?
Nein, meint Cornelia Schwabe. Die stellvertretende Geschäftsstellenleiterin der Mülheimer Initiative für Klimaschutz hat das Zertifikat eingerahmt an der Wand hängen. Sie weiß: „Gezählt werden alle Läden, die mindestens zwei faire Produkte verkaufen.“ Das aber sei keine hohe Anforderung: „Das schaffen auch Supermärkte wie Aldi.“ Deren Fairtrade-Produkte jedoch unterscheiden sich im Kleingedruckten oft von den Waren im Weltladen. „Für einen Keks mit Fairtrade-Siegel reicht es in Deutschland schon, wenn 20 Prozent der Zutaten fair gehandelt wurden“, weiß Konrad Hüstermann. Bei ihm im Weltladen hingegen sei in der Regel alles zu 100 Prozent fair.
Steter Appell, noch mehr zu tun
Doch was bringen Fairtrade-Siegel dann überhaupt, wenn sie meist nur einen Bruchteil Fairness garantieren? „Ich persönlich denke: Besser nur einige Prozent als gar nicht fair“, sagt Hüstermann. Und auch die Stadt ist trotz vergleichsweise geringer Auflagen stolz auf ihr Zertifikat: „Die Fair-Trade-City ist ein tolles Siegel – aber es muss mit Aktionen gefüllt werden“, meint Cornelia Schwabe. Für die Klimaschutz-Initiative habe es eine hohe Bedeutung – als steter Appell, noch mehr zu tun: etwa durch Infoabende, Werbekampagnen mit Geschäften oder auch beratend an Schulen, die Wert auf Fairtrade legen. Schwabe: „Schüler sind die Zukunft. Wenn sie mit einem Bewusstsein für fairen Handel aufwachsen, sind wir künftig gut aufgestellt.“