Mülheim. . Interessengemeinschaft lud die Anwohner zur Infoveranstaltung über den Hochwasserschutz ein. Umweltamtsleiter: „Kein Personal für das Projekt“.

  • Anwohner erhielten jetzt Auskunft von Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf
  • Grund für den Stillstand ist fehlendes Personal bei der Stadt
  • Die Arbeiten sollen fortgesetzt werden, sobald die verwaltungsorganisatorische Zuordnung geklärt sei

Sie schütteln mit den Köpfen, lachen ironisch auf – mit den Nachrichten, die der Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf zur Informationsveranstaltung der Interessengemeinschaft Rumbachtal (IGR) mitgebracht hatte, waren die Anwohner nicht zufrieden.

Immerhin nimmt Petra Hast, die am Rumbachtal in Höhe des griechischen Restaurants wohnt, eine Erkenntnis mit: „Jetzt hat die Stadt endlich mal zugegeben, dass sie am Rumbach nur Renaturierung betreibt, und nicht vorrangig Hochwasserschutz.“

So oder so aber sei seit mehr als einem Jahr Stillstand, führte Heinz Moseler, Sprecher der IGR, aus. Nachdem ein erster Abschnitt im Jahr 2015 bachabwärts bis zur Walkmühle renaturiert worden war, warten die Bewohner des Rumbachtals nun auf die Arbeiten an der Strecke zwischen Hausnummer 8 bis zur Tilsiter Straße.

Nach einer zeitnahen Fortsetzung aber sehe es derzeit nicht aus, so Heinz Moseler, obwohl die ausreichenden finanziellen Mittel bei der Bezirksregierung bereit lägen. „Am Geld hapert es nicht, die Mittel sind da“, räumte auch Umweltamtsleiter Zentgraf ein. Die „organisatorische Zuordnung“ des Projekts innerhalb der Stadtverwaltung mache derzeit Schwierigkeiten, so Zentgraf. „Es geht um die Frage des Personals.“ Jürgen Zentgraf stellte in Aussicht: „Wenn alle formalen Vorgaben erfüllt sind, legen wir los. Ich hab von meinem Chef die Zusage, dass es in diesem Jahr weitergeht.“ Konkreteres gab es nicht.

Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf gab Auskunft über den Stand der Renaturierungsarbeiten am Rumbach.
Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf gab Auskunft über den Stand der Renaturierungsarbeiten am Rumbach. © Lars Heidrich

Unverständnis äußerte dazu Anwohner Klaus Rüdiger, der am unteren Rumbach wohnt: „Ich habe doch schon einen Vertrag unterschrieben. Sind danach zehn Leute bei der Stadt entlassen worden?“ Hintergrund sei, erklärte Zentgraf, dass die Zuständigkeit für das Projekt von der Abteilung für Gewässerunterhaltung beim Tiefbauamt abgezogen worden sei mit der Begründung: „Die sind so ausgelastet, dass sie solche großen Projekte nicht stemmen können.“

Seitdem lägen die Arbeiten auf Eis. Anwohnerin Heidrun Bido schüttelt den Kopf, ihr fehlt jedes Verständnis für die Argumentation der Stadtverwaltung: „Die Gelder liegen bereit und trotzdem passiert nichts? Was, wenn die zugesagten Mittel verfallen?“

Heidrun Bido war vom extremen Hochwasser 2009 besonders stark betroffen – die Fluten hatten ihre Terrassentür eingedrückt, das Wasser machte sich in den Räumen breit, die Wohnung war über Wochen nicht bewohnbar – die Höhe des Schadens lag zwischen 40 000 und 50 000 Euro, blickt die Holthausenerin zurück. „Von der Stadt hab ich damals kein Geld bekommen.“ Auch sie ärgert sich wie ihre Nachbarin Petra Hast über das Vorgehen der Stadt: „Sich Gedanken über die Renaturierung zu machen, ist gut und schön, bringt aber nichts, wenn der Regen kommt.“

Bido und Hast sind überzeugt, dass die Stadt das Projekt von der falschen Seite angegangen ist. „Die Wurzel ist das Totholz im Bach, das sich aufstaut und den Wasserabfluss blockiert“, skizziert Petra Hast. „Wir holen selbst regelmäßig Äste aus dem Bachbett, damit sich das nicht verfängt“, fügt Heidrun Bido hinzu. Da tue die Stadt in den Augen der Anwohnerinnen zu wenig, sie setzten seit jeher auf Eigeninitiative.

Nicht nur die beiden Frauen haben regelmäßig übers Internet das Regenradar und Unwetterwarnungen auf dem Schirm. Genau wie andere Anwohner fürchten sie, im Regen zu stehen, wenn das nächste Hochwasser Schäden verursacht. „Was ist, wenn etwas passiert, solange die Stadt noch nicht aktiv war“, fragte ein Anwohner in die Runde. Zumindest diese Sorge konnte IGR-Sprecher Moseler den Rumbachtal-Bewohnern nehmen: „Als Zusammenschluss können wir uns im Ernstfall rechtliche Beratung einkaufen.“