Mülheim. . Bewohner des Rumbachtals erwarten von der Stadt, dass sie die mit ihnen abgesprochenen Projekte bald verwirklicht. Es fehlt an Geld und Personal.
- Der Rumbach braucht mehr Auslauf- und natürliche Überschwemmungsflächen
- Anwohner klagen, dass es seit Ende 2015 mit dem Hochwasserschutz nicht weitergeht
- Stadt: Zuerst müssen die Anlieger für den Schutz vor Hochwasser sorgen
Friedlich plätschert der Rumbach in diesen Tagen durch sein Bett. Anlieger kennen ihn auch als unbändigen Überflutungsstrom, wenn er bis in die Keller schießt und Gärten mitreißt. Darum braucht der Rumbach mehr Auslauf- und natürliche Überschwemmungsflächen. Den ersten Abschnitt dafür haben Anlieger in gutem Zusammenwirken mit den Wasserbehörden und der Baufirma verwirklicht. „Doch seit Ende 2015 geht es nicht weiter. Wer zahlt, wenn die nächste Flut kommt“, fragen sich die Nachbarn.
„Erst musste damals bei uns alles sehr schnell gehen – aber jetzt läuft gar nichts mehr für den Hochwasserschutz“, sagt Karl-Heinz von der Horst von der Interessengemeinschaft Rumbachtal (IGR). „Wir wollen, dass dieses Projekt komplett flott vollendet wird. Die Stadt muss dazu ihre Pflicht erfüllen“, fügt Hans-Joachim Kraft hinzu.
Aber bei der Unteren Wasserbehörde fehlt offensichtlich das Personal sowie das Geld zur Planung und Ausführung der notwendigen Renaturierungsprojekte. Das haben die Vertreter der IGR vor einigen Wochen bei einem Gespräch im Technischen Rathaus erfahren. „Dabei wartet der zuständige Abteilungsleiter im Düsseldorfer Regierungspräsidium auf den nächsten Antrag, um die Zuschüsse freigeben zu können“, erklärt Heinz Moseler. „Soll das Geld für den notwendigen Hochwasserschutz jetzt verfallen?“
Alle Mitglieder der IGR betonen: Die Zusammenarbeit mit den Wasserbehörden war bisher flüssig und fruchtbar. Sie erwarten, „dass es nun ohne weitere Unterbrechung weitergeht.“ Am Oberlauf des Rumbachs müssten nach Ansicht der Anlieger im Bereich Rembergstraße „dringend die notwendigen Renaturierungsarbeiten anlaufen. „Dort befindet sich eine große Wiesenfläche, wo das Bachwasser sich bei Starkregen verteilen kann, damit es nicht ins Tal schießt“, sagt Karl-Heinz von der Horst.
Bachabwärts Richtung ehemaliger Wetzmühle sieht es kaum anders aus. Das Wasser muss sich unter der Tilsiter Straße durch ein enges Rohr pressen. „Davor ist das Bachbett überwachsen. Da staut sich das Wasser wie in einem Trichter und kann nicht schnell genug abfließen – aber auf unsere Grundstücke“, zeigt Hans-Joachim Kraft die Stelle. Die Anwohner fühlen sich mit dieser Lage alleingelassen.
Darum haben sie für den Umweltausschusses jetzt einen Antrag formuliert, der den Hochwasserschutz für den gesamten oberirdischen Lauf des Rumbachs beschleunigen soll. Die Stadt soll „unverzüglich die organisatorischen und personellen Voraussetzungen schaffen“, um die mit den Bürgern abgestimmten, notwendigen Konzepte und Projekte für den Hochwasserschutz zu verwirklichen.
Außerdem sollen Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde mit ihren Kollegen aus Essen abstimmen, damit auch „hinter der Stadtgrenze die Wasserrückhaltungsprojekte an den Quellzuflüssen Steinbach und Ruhmbach zeitnah realisiert werden“. Vor allem möchten die Anwohner die Simulationen mit realen Überschwemmungs-Szenarien sehen. „Die Stadt hat dafür ein Computerprogramm angeschafft, aber wohl keinen, der es mit Daten füttert“, sagt Heinz Moseler. Außerdem wünschen sich die Anlieger eine Informationsstelle zum Hochwasserschutz.
„Ja, wir haben gerade nicht genug Personal und Geld“, sagt Jürgen Zentgraf. Der Leiter des Umweltamtes ergänzt: „Zuerst müssen die Anlieger für den Schutz vor Hochwasser sorgen. Danach ist die Stadt am Zug. Mit personellen Umschichtungen werden wir das Projekt demnächst angehen. Wir arbeiten bereits an mehreren Stellen des Rumbachs für den Hochwasserschutz.“
>>> GEMEINSAM EIN SCHUTZKONZEPT ERARBEITET
Seit 2013 gelten neue Regeln für den Gewässer- und Hochwasserschutz. Danach sind für offene Bachbetten mehr Überlaufflächen verpflichtend. Auch Anlieger müssen dafür Teile ihrer Grundstücke zur Überschwemmung bereithalten. Je mehr sich Hochwasser in die Breite verteilen kann, desto weniger laufen Keller voll.
Zügig haben sich Rumbach-Anlieger mit Oberer und Unterer Wasserbehörde zusammengesetzt und ein für alle Seiten tragfähiges Konzept erarbeitet. Anlieger und Stadt haben in 2015 den ersten Abschnitt des Rumbachs nach neuen Vorgaben naturnah umbauen lassen. Folgten andere Teile nicht, helfe das nur wenig.