Mülheim. . Das Tempolimit an der B1 in Selbeck wirkt laut Stadt Mülheim. Die Belastung durch Stickstoffdioxid an der Aktienstraße ist indes alarmierend.
- Laut Auswertung des Landesumweltamtes hat das Tempo 30 in Selbeck zu reduzierten Schadstoffwerten geführt
- Im Kampf gegen Stickstoffdioxid will die Stadt Mülheim deshalb vor Ort bei Tempo 30 bleiben
- Sorgen macht die Entwicklung an der Aktienstraße, hier wird die Stadt wohl Gegenmaßnahmen ergreifen müssen
Das städtische Umweltamt stellt fest, dass das Tempo 30 auf der Bundesstraße 1 in Selbeck die Stickstoffdioxid-Belastung vor Ort mehr als erwartet verringert hat. Der geltende Grenzwert habe im Jahr 2016 zum zweiten Mal in Folge eingehalten werden können, diesmal sogar deutlich. So will die Stadtverwaltung an der Geschwindigkeitsreduzierung in der Ortsdurchfahrt festhalten.
Dies gab die Stadtverwaltung am Mittwoch bekannt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hatte tags zuvor den Bericht zur Luftqualität im Jahr 2016 vorgelegt. Demnach hat sich die Schadstoffbelastung an der B 1 in Selbeck entgegen dem landesweiten Trend deutlich reduziert. Im Jahresmittel sei vor Ort eine Stickstoffdioxid-Immission von 37 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen worden.
Grenzwert konnte erstmals deutlich unterschritten werden
Damit, so Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf, werde der geltende Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter „deutlich eingehalten“. Und doch: In einzelnen Monaten lag die Belastung über dem gesetzlichen Jahresgrenzwert. Rekordwerte von 44 und 45 Mikrogramm pro Kubikmeter gab es im Februar (teils noch ohne Temporeduzierung), aber auch im November und Dezember.
Auf dem knapp einen Kilometer langen Abschnitt zwischen Mülheimer Ortseingang und der Straße Am Timpen gilt die Geschwindigkeitsbegrenzung seit Ende Februar 2016. „Insgesamt liegt die zu beobachtende Entwicklung über den mit der Maßnahme verbundenen Erwartungen“, stellt das Umweltamt zum Bericht des Lanuv zufrieden fest. Die Ergebnisse zeigten, dass man vor Ort am für Bundesstraßen höchst ungewöhnlichen Tempolimit festhalten müsse.
Umweltamt: Ohne Tempo 30 wäre Grenzwert überschritten
„Ohne die Geschwindigkeitsreduzierung“, heißt es mit Blick auf den landesweiten Trend zur stagnierenden bis leicht angestiegenen Schadstoffbelastung, „wäre der Grenzwert in 2016 wieder überschritten worden“. Die Stadt unterließ es am Mittwoch nicht, den Verkehrsteilnehmern zu danken, die ihren Fuß vom Gaspedal genommen haben. Sie hätten so zum bisherigen Erfolg beigetragen.
Andernorts in der Stadt sind die Stickstoffdioxidwerte hingegen gestiegen, so an der Messstation in Styrum, die die Hintergrundbelastung misst. Der Jahresmittelwert lag bei leicht verschlechterten 27 Mikogramm pro Kubikmeter, im Dezember wurde dort gar die 40er-Marke erreicht.
An der Aktienstraße schnellen die Werte nach oben
Die oberhalb der Kreuzstraße gelegene Messstation an der Aktienstraße in Winkhausen verzeichnete derweil laut Umweltamt „einen der landesweit höchsten Anstiege der Stickstoffdioxidbelastung um fast vier Mikrogramm pro Kubikmeter. Der Jahresmittelwert lag dort bei 45 Mikrogramm pro Kubikmeter. Der gesetzliche Grenzwert wird dort, wie schon in den Jahren 2012 bis 2014, weit überschritten. Die Ursachen hierfür seien unklar, stellt das Umweltamt fest. Es gebe vor Ort etwa keine Verkehrszählstelle wie in Selbeck, die Aufschluss darüber geben könne, ob mehr Verkehr über die Aktienstraße gerollt sei.
Festgestellt worden sei allerdings, dass die untere Aktienstraße deutlich mehr frequentiert war, dies wird laut Michael Stallmann vom Umweltamt aber auf die Baustellen an Eppinghofer Straße und Dickswall zurückgeführt. Das Umweltamt will die Situation vor Ort nun in den kommenden Monaten „kritisch verfolgen, um gegebenenfalls zu entscheiden, inwieweit Handlungsbedarf für eine weitergehende Maßnahmenplanung besteht.“
Stadt will Lkw-Fahrverbot strikter kontrollieren
Ein erster Schritt könne eine verstärkte Kontrolle des schon bestehenden Fahrverbots für Lkw mit einem Gesamtgewicht von mehr als 2,8 Tonnen sein, hieß es. Tempo 30 einzuführen – da ist Stallmann vorerst skeptisch wegen der Hanglage. Tempo 30 würde wohl nur bergauf Sinn ergeben, weil die Motoren bei der Talfahrt wenig Energie verbräuchten.