Mülheim. Beim Gastspiel von „Clowns im Sturm“ in Tunis verzichtet Roberto Ciulli auch nicht auf die männliche Nacktszene. Eine Zensur gab es nicht.
Die Begeisterung ist Roberto Ciulli noch anzumerken, als er sich aus Tunesien in der Redaktion meldet. Im ausverkauften Staatstheater hatte das Theater an der Ruhr die neue Produktion „Clowns im Sturm“ gespielt, eine „komisch-musikalische Traumfahrt in die Fremde“, wie Ciullis jüngster Wurf im Untertitel heißt, der erst Anfang des Monats am Raffelberg Premiere hatte. Auf humorvolle Art zeigt dieses Stück, das ohne größeren Text auskommt, was passiert, wenn ein muslimischer Bewohner ins Altenheim einzieht.
Ciulli schwärmt von einem tollen Abend, ja einem Triumph, den das Ensemble in Tunis beim dortigen Festival erlebt habe, einer unglaublich emotionalen Reaktion. „Das Publikum hat alle Bilder verstanden“, freut sich der Regisseur und er fügt hinzu. „Wir haben es so gespielt wie bei uns. Eine Zensur gab es nicht.“ Steffen Reuber, der den muslimischen Bewohner spielt, stand also nackt auf der Bühne. „Ich habe das vorher mit dem Intendanten abgesprochen.“ Das ist Fadhel Jaibi, einer der renommiertesten Theaterleute der gesamten arabischen Welt, der im vergangenen Jahr mit seiner Inszenierung „Violences“ in Mülheim zu sehen war.
Einige Frauen verlassen das Theater
Gut eine Hand voll verschleierter Frauen hätten nach der Szene das Theater verlassen. Tunesien ist das Maghreb-Land, das sich seit dem arabischen Frühling am besten entwickelt hat. „Die islamische Partei bekennt sich hier zur Demokratie“, sagt Ciulli.
Vor eineinhalb Jahren geriet auch Tunesien ins Visier des IS und wurde wiederholt von Anschlägen erschüttert. Ausnahmezustand und Ausgangssperre waren die Folge. „Davon ist nichts zu spüren“, stellt Ciulli fest.
83. Geburtstag im Theater
Clowns im Sturm steht am Samstag, 1. April, in Mülheim auf dem Spielplan. Es ist kein normaler Tag. Ciulli feiert dann seinen 83. Geburtstag. Er weiß, dass das ein Geschenk ist. Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Kraft und Vitalität er sich in diesem Alter noch auf der Bühne bewegt. Theater zu spielen ist für ihn, bei allen Schwierigkeit, eine Quelle des Glücks, eine positive Auseinandersetzung mit dem Leben.