Mülheim. . Nicht nur die SPD verzeichnet einen starken Mitgliederzuwachs, sondern auch die CDU. Interesse an Politik nimmt wieder zu.
- Quer durch die politischen Parteien herrscht Freude über steigende Eintritte
- Dabei gewinnt nicht nur die SPD durch den Martin-Schulz-Effekt
- Die Rede ist von einer Repolitisierung der Gesellschaft und einen Gegenwicht zum Populismus
Vermehrt klopfen Bürger an die Türen der Parteigeschäftsstellen und wollen Mitglied werden. Dabei macht sich nicht nur bei der SPD an der Auerstraße Freude breit. Bei der CDU ist Parteigeschäftsführer Thomas Mehlkopf-Cao überrascht von einem Zuwachs, wie er ihn selten erlebt habe.
Seit November verzeichnet die CDU 30 neue Mitglieder, vom Studenten bis zum Senior sei alles dabei. „Gerade viele junge Leute haben offensichtlich wieder Interesse an Politik, und die Bereitschaft, sich einzubringen, hat zugenommen“, so sieht es der Parteigeschäftsführer. Allerdings rührt die CDU auch die Werbetrommel und hat mit ihrer Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Astrid Timmermann-Fechter auch an der Spitze eine Frau, die in der Vergangenheit landesweit für ihre Werbungserfolge ausgezeichnet worden ist. Mehlkopf-Cao glaubt zudem: „Es könnte sich eine Art Anti-Schulz-Effekt anbahnen.“
Mit Abstand stärkste politische Kraft
Der Martin-Schulz-Effekt beschert der SPD in Mülheim wie überall mehr Mitglieder. Seit feststeht, dass Schulz Spitzenkandidat der Genossen für die Bundestagswahl ist, sind 24 neue Mitglieder hinzugekommen. Mit 1647 Mitgliedern ist die SPD mit Abstand die stärkste politische Kraft in der Stadt, wenn auch gegenüber den 60er und 70er Jahren sich die Zahlen halbiert haben. Auf 650 Mitglieder kommt derzeit die CDU, die eine längerfristige Statistik nicht geführt hat. Rund 800 Mitglieder sollen es Anfang des Jahrtausend noch gewesen sein.
„Mehr Gerechtigkeit“
Die „Bedrohung von Rechts“ und das „Auseinanderdriften der Gesellschaft“ sind Gründe, die die SPD bei Eintritten derzeit hört. „Aber viele glauben auch, dass die Partei unter Martin Schulz mehr für Gerechtigkeit in der Gesellschaft steht“, sagt Yvonne Hartig, die Unterbezirksgeschäftsführerin.
„Grün wächst in Mülheim!“ Das ist die Botschaft vom Kreisverband der Partei Bündnis90/Die Grünen. Von einem „satten Mitgliederzuwachs“ ist die Rede. Elf Neue seit Oktober, bei den Grünen, die über 113 Mitglieder verfügen, ist man mit kleinen Zahlen zufrieden. „Wir freuen uns. Eine Repolitisierung der Gesellschaft macht sich bemerkbar; gerade in den Wochen nach der Wahl von Donald Trump konnten wir steigende Mitgliederzahlen verzeichnen“, berichtet Vorstandssprecher Peter Loef. „Wir Grüne stehen für eine offene Gesellschaft, eine ökologische Modernisierung und mehr Gerechtigkeit. Das kommt an“, ist Loef überzeugt – trotz des derzeitigen Umfragetiefs. Warum tritt man in eine Partei ein? „Weil es eine bessere und nachhaltigere Alternative zu Populismus und Abgrenzung gibt“, sagt etwa Sabine von Winterfeld, die sich den Grünen angeschlossen hat.
Auch die Liberalen legen wieder zu
Sieben Aufnahmeanträge sind bei den Liberalen in den vergangenen Wochen ausgegeben worden, hinzukommen Nachfragen. „Wir stellen ein erstaunliches Interesse fest“. sagt der Kreisvorsitzende Christian Mangen. 125 Mitglieder hat die FDP derzeit, sie lang mal Anfang der 90er Jahre bei 156. „Es wächst ein Gegengewicht zum Populismus“, ist Mangen sicher und glaubt, dass viele eine liberale Stimme unterstützen wollen.
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Auf 61 Mitglieder bringt es die Partei Die Linke. Auch sie meldet einen leichten Zuwachs „Wir stellen fest“, sagt die Kreisvorsitzende Andrea Mobini, „dass das Interesse an Stadtpolitik und Politik insgesamt zunimmt und dass Bürger nicht nur zuschauen, sondern sich aktiv einbringen wollen.“ Das sei doch „eine gute Entwicklung“.