Mülheim. . Bei einem internationalen Wettbewerb schaffte es Mülheim 2016 unter die besten sieben. Die Idee, sich zu bewerben, hatte Bart Gorynski.

  • Zu den Gesichtern des Jahres 2016 in Mülheim gehört Bart Gorynski (31)
  • Er hatte die Idee, sich für den „Intelligent Community Award“ zu bewerben
  • Dieser internationale Wettbewerb beurteilt den Entwicklungsstand einer Kommune

Dass Mülheim an der Ruhr in einer Riege steht mit Städten wie Montreal oder New Taipei City, kommt nicht alle Tage vor. Im Vorjahr geschah dies aber: Sehr erfolgreich war die Teilnahme am „Intelligent Community Award of the Year“ (IcoY), einem internationalen Wettbewerb, bei dem der Entwicklungsstand einer Kommune beurteilt wird, ganz gleich, wie groß sie ist.

Treibende Kraft hinter Mülheims Bewerbung war Bart Gorynski, ein Jungunternehmer. Der 31-Jährige, hauptberuflich als Stratege bei einem Immobilienkonzern beschäftig, arbeitet zum Thema „Smart City“. Eingedeutscht spricht man vom Modell einer intelligenten Stadt, das Gorynski folgendermaßen definiert: „Ein städtisches Gebiet, das durch Verwendung digitaler Technologien effizienter, umweltfreundlicher und sozial inklusiver geworden ist.“ Im Zuge eines Studienaufenthaltes an der Harvard University knüpfte Bart Gorynski Kontakte zu Partnern unter anderem in Hongkong und Indien, gründete mit ihnen eine Beratungsfirma, die er „Ideenfabrik“ nennt.

Geboren in Polen

Geboren in Polen, aufgewachsen in Essen, lebt er seit 2012 mit seiner Familie in Mülheim. Hier, in seiner „Heimatstadt“, wie er sagt, untersucht er, wie weit man gekommen ist, auf dem Weg zur „Smart City“. Mit ersten Analysen meldete sich Gorynski im September 2015 bei der städtischen Wirtschaftsförderung Mülheim & Business, regte die Teilnahme am Wettbewerb an und fand sogleich offene Türen vor, wie beide Seiten berichten. Gemeinsam auch mit etlichen anderen Akteuren aus Verwaltung und Gesellschaft begann das Aufspüren von intelligenten Initiativen in der Stadt.

Bei der Vergabe des IcoY schaut die Jury auf neun verschiedene Kriterien, darunter die Vernetzung durch Breitband, den Bildungsstand der Bevölkerung, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit oder auch den Punkt „digitale Einbeziehung“. Was sich dahinter verbirgt, erläutern Bart Gorynski und Thomas Müller von Mülheim & Business: „Menschen müssen an Technik teilhaben können.“ Als Beispiel nennen sie das U25-Haus: „Es ist immer offen und bietet rechnergestützte Arbeitsplätze für Jugendliche, an denen sie, auch mit fachlicher Hilfe, Bewerbungen schreiben können.“

Jurymitglied reiste an

Als Mülheim Anfang 2016 bereits die Endrunde des Wettbewerbs erreicht hatte, reiste Jurymitglied John Jung für einen mehrtägigen Besuch an, um die Bewerberin persönlich in Augenschein zu nehmen. An unterschiedlichste Stationen wurde der Gast aus den USA geführt: Game Factory, Hochschule Ruhr West, Technisches Rathaus, Initiative für Klimaschutz. Auch der Radschnellweg war Teil der Präsentation, als „neue Form städtischer Mobilität“. Bei der Preisverleihung im Juni in Ohio habe es dann großes Lob für Mülheim gegeben.

Wie zukunftsfähig eine Stadt ist, hänge auch von ihrer Fähigkeit ab, sich den Herausforderungen der digitalen Gesellschaft zu stellen, so Bart Gorysnki. Die Auszeichnung beweise, dass Mülheim hierfür „bestens gewappnet“ ist. Ziel aller Anstrengungen sei die „Smart City“: Eine informierte, vernetzte, mobile, sichere und nachhaltige Stadt. Ein fortwährender Prozess, eine Arbeit, die nie aufhört. „Nicht nur städtische Bedienstete können hier Impulse setzen“, betont Gorynski, „auch einzelne Bürger.“ Er selber führt es vor.

>>Montreal noch intelligenter als Mülheim

Der „Intelligent Community Award of the Year“ wird seit 1999 vergeben. Im Vorjahr bewarben sich 380 Städte aus der ganzen Welt. Den ersten Platz belegte die kanadische Metropole Montreal.

Insgesamt wurden bei der Preisverleihung am 16. Juni 2016 sieben Städte ausgezeichnet. Neben Montreal und Mülheim waren dies: Hsinchu County und New Taipei City (beide Taiwan), Surrey und Winnipeg (beide Kanada) sowie Whanganui (Neuseeland).

Überreicht wurde eine Trophäe, die im Mülheimer Haus der Wirtschaft aufbewahrt wird. Mit Geld dotiert ist dieser Award nicht.