Mülheim/Gelsenkirchen. Feuerwehr rettet 53 Chinchillas aus abgestelltem Wohnmobil. Es war der zweite Fall innerhalb weniger Tage. Hintergründe liegen in Gelsenkirchen.
- Tierschützer entdeckten auf einem Parkplatz in Saarn Wohnmobil mit 53 verwahrlosten Chinchillas
- Gelsenkirchener Züchterin hatte offenbar auch verwahrloste Tiere in Mülheim versteckt
- In den letzten drei Wochen wurde knapp 600 der nachtaktiven Nager in Gelsenkirchen und Mülheim befreit
Wieder wurden in Mülheim Chinchillas aus schlechter Haltung befreit: 53 Tiere holte die Feuerwehr am Samstagabend nach 20 Uhr aus einem Wohnmobil, das in Saarn auf einem Stellplatz geparkt war. Das ist bereits der zweite Fall innerhalb weniger Tage. Bereits am 25. November holten Mitarbeiter des Veterinäramtes neben anderen Tieren auch 340 Chinchillas aus zwei Wohnungen am Nachbarsweg.
Chinchilla-Käfige waren viel zu klein und verdreckt
Die Hintergründe für die Mülheimer Fälle liegen offenbar in Gelsenkirchen, wo Ende November Mitarbeiter des Veterinäramtes 122 Chinchillas in einer Wohnung im Stadtteil Hassel aus schlechter Haltung befreien konnten.
Wie diese aussah, lassen die Bilder der Mülheimer Feuerwehr erahnen: Das Wohnmobil in Saarn muss geradezu vollgestopft gewesen sein: Viel zu kleine und verdreckte Käfige für mehrere Tiere, die Käfige waren teils übereinander gestapelt worden.
Die 53 Tiere wurden zur Erstversorgung noch am Abend in das Mülheimer Tierheim gebracht und werden von dort aus an externe Pflegestellen verteilt, so Stadtsprecherin Anke Degner.
Stephan Witte, Einsatzleiter bei der Tierrettung Essen, ist am Sonntag noch schockiert. Am Samstagabend war er zu dem verlassenen Wohnmobil gerufen worden, hatte die Mülheimer Feuerwehr alarmiert. „Die Tiere waren teilweise in verschlossenen Kartons untergebracht oder in Käfige gepfercht, die nicht größer als sie selber waren“.
Es handelt sich offenbar um die gleichen Täter
Die 122 Tiere, die in Gelsenkirchen gefunden worden waren, sind derart vernachlässigt worden, dass sich Kot und Urin zu einer starken Ammoniak-Konzentration entwickelt hatten. Die Mitarbeiter der zur Feuerwehr gehörenden Tierrettung konnten nur unter Atemschutz handeln.
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In beiden Mülheimern und dem Gelsenkirchener Fall handelt es sich offenbar um die gleichen Täter. „Der Gelsenkirchener Fall zieht weitere Kreise“, erklärte Gelsenkirchens Stadtsprecher Oliver Schäfer am Sonntag. „Die Chinchillas in den Mülheimer Wohnungen waren bei der Tochter der Tierzüchterin aus Gelsenkirchen-Hassel untergebracht“, sagt er. Das Wohnmobil, aus dem am Samstag die Nager befreit wurden, sei im Besitz des Lebensgefährten der Gelsenkirchener Züchterin. Dem Besitzer des Wohnmobils gehöre auch die Immobilie in Gelsenkirchen.
Die Stadt Mülheim werde nun ein weiteres Verfahren aufgrund der tierschutzwidrigen Umstände einleiten, sagte Stadtsprecherin Anke Degner. Die Polizei habe die Ermittlungen aufgenommen.
Weitere rechtliche Konsequenzen drohen auch aus Gelsenkirchen. Gegen die Züchterin und den Hauseigentümer hat die Stadt Ende November ein Tierhaltebetreuungsverbot ausgesprochen.
Gelsenkirchen und Mülheim arbeiten bei Ermittlungen zusammen
Nicht zum ersten Mal. Die Frau ist bei der Gelsenkirchener Verwaltung und beim Veterinäramt keine Unbekannte. Wegen ähnlich gelagerter Fälle ist sie dort mindestens seit 2005 bekannt. Zuletzt war Anfang 2013 ein Bußgeld verhängt worden – in Höhe von 200 Euro. Das scheint wenig abschreckend gewesen zu sein. Denn im internationalen, illegalen Pelzgeschäft, vermuten Tierschützer, könne man mit den Tieren Geld verdienen.
Wie es im Fall der Züchterin nun konkret weiter geht, konnte Gelsenkirchens Stadtsprecher Sonntag noch nicht sagen: „Die Städte Gelsenkirchen und Mülheim arbeiten eng zusammen“, kündigte er aber an.
>>> Info: Das Chinchillafell gilt als wertvoller Pelz
Chinchillas (Chinchillidae) sind eine in Südamerika beheimatete Familie der Nagetiere.
Das Chinchillafell gilt neben dem des Zobels als einer der wertvollsten Pelze weltweit. „Bei einer Menge von 600 Tieren muss man davon ausgehen, dass die Tiere für den Pelzhandel gezüchtet wurden“, vermutete Roland Gramling, Sprecher des WWF (Word Wide Fund For Nature) gegenüber unserer Redaktion.
Zur Haustierhaltung seien die recht lauten, nachtaktiven Nager nur eingeschränkt geeignet.