Gelsenkirchen-Hassel. Amtstierarzt befreite in Gelsenkirchen-Hassel 122 Chinchillas, elf Wellensittiche und sechs Hunde. Feuerwehr setzte Atemschutz zur Rettung ein.

  • Amtstierarzt, Polizei und Feuerwehr rückten zu einem Haus an der Körnerstraße in Hassel aus
  • Dort konnten sie 122 Chinchillas, elf Wellensittiche und sechs Hunde aus ihrem Leid befreien
  • Die Tieren wurden in zu kleinen und verdreckten Käfigen und Behältnissen gehalten

Ein Bild des Elends und der Verwahrlosung bot sich dem Amtstierarzt, als er zusammen mit der Polizei und der Feuerwehr zu einem Haus an der Körnerstraße in Hassel ausgerückt war.

Sowohl in der Wohnung als auch im Keller fanden die Mitarbeiter vernachlässigte Tiere, die zumeist in zu kleinen und stark verunreinigten Käfigen und Behausungen untergebracht waren. Kot und Urin hatten sich zu einer so starken Ammoniak-Konzentration entwickelt, dass die Mitarbeiter der zur Feuerwehr gehörenden Tierrettung nur unter Atemschutz vorgehen konnten.

Stadt Gelsenkirchen spricht gegen Züchterin ein Betreuungsverbot aus

Auf diese Weise wurden 122 Chinchillas, elf Wellensittiche und sechs Hunde befreit. Ein Großteil der Tiere hat einen Platz im Tierheim in Erle gefunden, der Rest wurde auf andere Tierheime im Revier verteilt. Gegen die Tierzüchterin, aber auch gegen den Hauseigentümer hat die Stadt ein Tierhaltebetreuungsverbot ausgesprochen. Zudem muss die Frau mit einem Bußgeld rechnen. „Es wird mit Sicherheit höher ausfallen als beim letzten Mal“, versichert Oliver Schäfer, Sprecher der Stadtverwaltung, und verweist damit darauf, dass die Tierhalterin wegen ähnlich gelagerter Fälle der Stadt mindestens seit 2005 bekannt ist.

Zuletzt war Anfang 2013 ein Bußgeld gegen sie verhängt worden – in Höhe von 200 Euro. Auf jeden Fall werde im Nachgang kontrolliert, ob sich die Frau an die Vorgaben des Betreuungsverbotes hält. Das rigorose Einschreiten der Stadt sei notwendig geworden, weil diese Tiere offenkundig verletzt waren und unter Schmerzen litten. Dem Anschein nach seien an der Körnerstraße die Tiere gewerbsmäßig gezüchtet und gehalten worden. Ob sich dieser Tatbestand bestätigen lässt, muss sich noch zeigen. Schäfer: „Von einer gewerbsmäßigen Haltung spricht man erst ab 100 Jungtieren pro Jahr.“

Halter-Kontrolle durch den Katzenschutzbund

Auf den aktuellen Fall von Tierverwahrlosung ist die Stadt durch einen Hinweis des Essener Katzenschutzbundes aufmerksam gemacht worden. Die ehrenamtlichen Tierschützer hatten sich für eine Halter-Kontrolle als Interessenten für die in Hassel gezüchteten Chinchillas ausgegeben, die auf einem Versteigerungsportal zum Verkauf angeboten worden waren.

Am Mittwoch vergangener Woche gelang es dann den Mitarbeitern, sich ein eigenes Bild von den Zuständen in der Wohnung zu machen. „Es stank bestialisch“, berichten sie. Und weiter: „Überall im Haus waren viele Spinnennetze, der Boden und auch die Türen waren voller Dreck.“

Chinchillas hatten verkrustete Nasen und eitrige Wunden

Sie fanden ein Wohnzimmer vor, „das komplett zugestellt war.“ In einer Voliere vermuteten sie etwa zehn Wellensittiche, die genaue Zahl konnten sie aber nicht ermitteln, „da davor weitere Käfige und Volieren standen“. In kleinen Hamsterkäfigen, aber auch in einem Regal steckten Chinchillas, deren Fell an einigen Stellen schon ausgefallen war und aus deren verkrusteten Nasen eitriges Sekret lief. Auch die Wellensittiche machten auf die Tierschützer „einen sehr schlechten und kranken Eindruck“.

Gleich am nächsten Tag setzten sich die Mitarbeiter des Katzenschutzbundes mit der Stadt in Verbindung. Am Freitagnachmittag stand dann der Amtstierarzt vor der Tür, im Schutz von zwei Feuerwehrmännern und zwei Beamten der Polizei.