Mülheim. Die Abwrackprämie ließ die Umsätze beim Neuwagenverkauf steigen. Das Ende der Förderung bekommt die Branche zu spüren: Händler verkaufen weniger, Werkstätten haben wegen vieler Neuwagen weniger zu tun. Wer sich spezialisiert hat, schreibt weniger Verluste. Beispiele aus Mülheim an der Ruhr.
Gut, dass es alte Autos gibt – während der vergangenen Monate dürfte das der eine oder andere Kfz-Händler gedacht haben. Die Abwrackprämie ließ die Umsätze beim Neuwagenverkauf in die Höhe schnellen. Doch seit Anfang September ist der Geldtopf des Bundes leer.
Die Zeit, in der mindestens neun Jahre alte Wagen kostengünstig ersetzt werden konnten, ist vorbei. Das Ende einer Ära zeigt seine Auswirkungen auch in Mülheims Werkstätten und Autohäusern. „Es gibt weniger Aufträge”, sagt Andreas Koop, der die Reparaturannahme beim Betrieb Auto-Obermann leitet. Das liege einerseits daran, dass einfach mehr Neuwagen ohne Reparaturbedarf unterwegs seien, doch auch nach wie vor an der „neuen Sparsamkeit”, unter der die Branche schon lange leidet. „Zum Glück sind wir mit Werkstatt und Verkauf vielseitig aufgestellt”, beschreibt Koop die Vorteile des mittelständischen Unternehmens. Spezielle Angebote gibt es bisher nicht – für die Zukunft seien kleine Sonderleistungen, um Kunden vielleicht eher halten zu können, aber nicht ausgeschlossen.
Autoteile-Markt ist leergefegt
„Wir bekommen für die Kleinwagen kaum mehr Reifen.” Uwe Grimm, Geschäftsführer beim Kfz-Meisterbetrieb van den Boom, bemerkt die Auswirkungen der Prämie auf andere Weise. „Der Autoteile-Markt bei Kleinwagen ist ziemlich leergefegt.” Ansonsten verzeichnet er keine starken Einbrüche. „Wir haben viele Kunden, die Mercedes, BMW oder Audi fahren”, sagt er. „Da sind die wenigsten zum Schrottplatz gegangen.” Doch auch ein größerer Betrieb müsse in Zukunft sehen, dass er genug Aufträge bekomme – so rosig sei die Situation in der Branche generell nicht. Bernhard Krall hofft in seinem Meisterbetrieb erst einmal, dass es bei den rund zehn Prozent Verlusten bleibt, die er auch schon zu Zeiten der Abwrackprämie verzeichnet hatte (WAZ berichtete). „In den letzten Wochen ist es natürlich nicht leichter geworden”, sagt er. Nun setzt er mit seinen drei Mitarbeitern auf Erholung bis zum Frühjahr – und auf die Stammkunden.
Gut, dass es alte Autos gibt – Martin Donicar, Inhaber von Auto Kawelke, sagt es sich jetzt erst recht. Denn in seinem kleinen Werkstattbetrieb ist er auf alte englische Autos spezialisiert. Und deshalb auf den klassischen Corsa oder Polo, der nun in anderen Werkstätten oft schmerzlich wegfällt, gar nicht angewiesen. „Wer den früher hauptsächlich repariert hat, bekommt jetzt eher Probleme, weil ja nunmal so viele der Kleinwagen verschrottet sind”, sagt er. Walter Papendorf, Obermeister der Kfz-Innung Mülheim/Oberhausen, fasst die Eindrücke aus den Werkstätten auf seine eigene Weise zusammen: „Manche meckern eben immer.” Noch könne man die Auswirkungen der Abwrackprämie kaum richtig einschätzen. Papendorf bestätigt jedoch, dass die Werkstätten auf verschiedenste Weisen mit diesen umgingen.
Langfristige Folgen
Langfristige Folgen werde die insgesamt schwierige wirtschaftliche Situation der Branche auch für einzelne Werkstätten und Autohäuser haben, meint Jürgen Schnitzmeier, Geschäftsführer der Mülheim & Business GmbH. Bei der IG Metall laufen, so ergänzt Geschäftsführer Ulrich Dörr, zur Zeit wieder Tarifverhandlungen im Kfz-Bereich. Dennoch sei auch nach der Prämienzeit der Neuwagenanteil in Mülheim immer noch geringer als mancher denke. „Es fahren auch noch genug normale Autos durch die Straßen.”