Berlin. Beet und Balkon werden auf den Winter vorbereitet. Für Gärtner heißt das: Pflanzen gegen Kälte rüsten – und an den Frühling denken.

Zum Winter hin ist der beste Gärtner der faule Gärtner – sagen jedenfalls Naturschützer. Das Laub bleibt liegen, die Büsche und Bäume werden nicht zurückgeschnitten. Das schafft die nötige Wärmedämmung und bietet Tieren Unterschlupf. Aus gärtnerischer Sicht gibt es aber ein bisschen was zu tun. Pflanzen werden gegen die Kälte gerüstet, erste Frühlingsboten kommen in die Erde. Wer es bis in die grauen Monate hinein bunt mag, muss die Gartenhandschuhe noch einmal überstreifen.

• Der Winter naht

In Vorbereitung auf den Winter gilt besonders im Garten Zurückhaltung. „Man sollte ihm die Möglichkeit geben, sich auf den Winter einzustellen“, sagt Thea Carlin, Chefgärtnerin bei der Königlichen Gartenakademie in Berlin. „Wir geben ihm lediglich etwas für das Frühjahr mit.“

Zum Beispiel Kompost. Er wird fünf bis sieben Zentimeter dick auf die Beete ausgebracht. Als sogenannter Bodenverbesserer – denn im Laufe des Jahres hat der Boden viele wichtige Nährstoffe verloren.

Ist der Kompost ausgebracht, können Frühjahrsboten – Zwiebeln von Tulpen, Krokussen oder Hyazinthen – gesetzt werden. Faustregel: Zwei- bis dreimal so tief in die Erde stecken, wie die Zwiebel groß ist.

Zurückgeschnitten wird im Herbst wenig. Denn Äste, Blattwerk und herabgefallenes Laub sind der Eigenschutz der Pflanze vor den kalten Temperaturen. „Häufig räumen die Menschen diesen Schutz weg – damit es ordentlich aussieht –, um dann einen neuen Kälteschutz in Form von getrockneten Reisigzweigen auszubringen“, sagt Carlin.

Doch Laub ist nicht gleich Laub. „Anders als Buchenlaub verrottet Walnuss- oder Eichenlaub zum Beispiel nicht sehr gut“, sagt Pepe Lehnert, Garten- und Landschaftsbaumeister aus Berlin. „Das nimmt man besser herunter.“

Er empfiehlt, erst das späte Laub liegen zu lassen, damit es nicht zu viel wird. „Es sollte nicht matschig und schimmelig werden, sondern eine luftige Schicht bilden.“

Lässt man Samenstände stehen, kann das nicht nur optisch sehr ansprechend sein. Sie dienen etwa Vögeln als Futter, Insektenlarven überwintern in abgestorbenen Stängeln, und Laub dient Tieren als Unterschlupf. Darauf weist auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hin.

Gerade für Igel sei ein Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub ein ideales Winterquartier, so der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

• Draußen bei Frost

Wer Kübelpflanzen im Winter draußen lässt, kann den Topf zum Beispiel mit Jute umwickeln. Wer es optisch ansprechender mag, kann auch Kaninchendraht um den Kübel wickeln und dahinter Laub oder Reisigzweige stecken.

Es geht dabei nicht darum, den Frost komplett von der Pflanze fernzuhalten. Sondern ihr die Möglichkeit zu geben, sich an die veränderte Temperatur zu gewöhnen. Aus diesem Grund haben es Pflanzen in kleinen Balkonkästen im Winter so schwer: Die Kälte dringt sofort zu ihnen durch.

Zusätzlich sollten Kübel nicht direkt mit dem Boden abschließen, sondern leicht erhöht stehen. So kann das Wasser abfließen und der Bodenfrost kann nicht eindringen.

Pepe Lehnert empfiehlt, die Pflanzen vor dem Winter noch einmal zu wässern. „Das stärkt sie für die kalten Monate.“ Ist der Winter mild und fehlt der Schnee, kann man zum Ende hin, wenn die Pflanzen langsam aus der Winterruhe kommen, schon mal ein bisschen wässern.

• Ins Winterquartier

Pflanzen sollten so spät wie möglich, erst kurz vor dem ersten Frost, in ihr Winterquartier gebracht werden. „Sie werden so kräftiger und vitaler. Es ist wie bei Menschen: Wer immer nur im Zimmer sitzt, ist anfälliger für Krankheiten“, sagt Thea Carlin.

Der Überwinterungsstand sollte nicht zu dunkel und nicht zu warm sein. „Fehlt das Licht, können die Pflanzen keine Fotosynthese mehr betreiben und sterben“, erklärt Pepe Lehnert.

Ist es zu warm, suggeriert das den Pflanzen: weiterwachsen. „Optimal sind um die zehn Grad. Ab 15 Grad wird es schon sehr kritisch“, sagt Thea Carlin. Die Pflanzen sollten außerdem nicht zu eng stehen, um einen eventuellen Schädlingsbefall zu vermeiden. An frostfreien Tagen kann man auch mal durchlüften.

Auch Frühlingszwiebeln wie Gladiolen oder Dahlien können jetzt in den Winterschlaf gehen. „Sie sollten dunkel und trocken gelagert werden“, sagt Gärtnermeister Lehnert.

• Etwas Buntes

Wenn die Sommerblüher langsam müde werden, können Herbstpflanzen auf dem Balkon übernehmen. Der Klassiker sind Hornveilchen, die kalten Temperaturen trotzen. Thea Carlin empfiehlt für den Balkon die Fetthenne (Sedum). „Sie blüht toll, ist eigentlich immergrün und sehr robust.“

Sie lasse sich gut kombinieren mit Purpurglöckchen (Heuchera), deren filigrane Stängel mit zarten Blüten in verschiedenen Farben besetzt sind. Dazwischen kann man Gräser wie das Lampenputzergras setzen – „sie geben Struktur“. Pepe Lehnert empfiehlt für den Balkon Kissenastern oder Chrysanthemen.

Zwischen die Pflanzen können Zwiebeln gesetzt werden. Sie sollten fest sein und keine Druckstellen haben. „Damit die Zwiebeln zu unterschiedlichen Zeiten im Frühjahr blühen, kann man einige früh im Herbst setzen, andere später“, sagt Lehnert. Grundsätzlich kann man sie ab Oktober bis in den Dezember hinein in die Erde bringen.

Im Garten wird jetzt kaum noch Neues gepflanzt. „Gerade übernehmen die Gräser das Zepter in den Beeten. Die legen jetzt richtig los. Und überhaupt blüht noch so viel. Zum Beispiel die Astern“, sagt Carlin.

• Der Rasen

Auf den Rasen sollte im Herbst ein Herbstdünger ausgebracht werden. „Er zeichnet sich durch einen geringen Stickstoffanteil aus, um das Wachstum nicht anzuregen“, erklärt Pepe Lehnert. Stattdessen enthält ein Herbstdünger viel Kalium, um den Wuchs der Wurzeln zu stärken.

„Außerdem empfehle ich, den Rasen auf vier bis fünf Zentimeter herunterzuschneiden“, sagt Lehnert. Vor dem Winter sollte der Rasen von Laub befreit werden.