Mülheim. . Nach Duisburg hat Oberhausen einen Einstieg beim Nahverkehrsbetrieb MVG/Evag abgelehnt. Die Stoag sei besser aufgestellt. Bei Fusion kein Spareffekt.

  • Stadtspitze, Lokalpolitiker und Betriebsleitung treten auf die Bremse
  • Stoag habe Restrukturierungsprozess schon hinter sich
  • Oberhausener Betrieb ist in einigen Bereichen anders organisiert als MVG/Evag

Während Mülheim und Essen bald ihre Nahverkehrsbetriebe verschmelzen und „Ruhrbahn“ nennen wollen, treten in Oberhausen Stadtspitze, Lokalpolitiker und Betriebsleitung auf die Bremse. Dabei hatte Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD, Oberhausener) die Fusion von MVG (Mülheimer Verkehrsgesellschaft) und Evag (Essener Verkehrs-Aktiengesellschaft) besonders gelobt und empfohlen, die Stoag (Stadtwerke Oberhausen) und weitere Betriebe sollten sich anschließen. Aber die Nachbarn sehen darin „keinen Gewinn für Fahrgäste und keine Kostenersparnis“.

Alleingänge und Machterhalt

MVG und Evag fahren bald auf einem gemeinsamen Gleis, weil Duisburg aus dem Via-Verbund ausgestiegen ist. Damit blieb der sieben Jahre dauernde Versuch zum Aufbau eines Nahverkehrsbetriebs für das westliche Ruhrgebiet vorerst auf der Strecke. Gründe sehen Gutachter in stadtpolitischen Alleingängen und im Machterhalt der verantwortlich handelnden Personen. Hinter verschlossenen Straßenbahntüren haben Abteilungsleiter, Betriebsräte und einige Ortspolitiker Jahre lang mehr gegen- als miteinander gearbeitet. Nur wenige haben Via als „den richtigen Weg“ gesehen. Das Blockieren hat die Stoag beobachtet und wollte darum schon in der Vergangenheit nicht bei Via mitfahren.

Klaus-Peter Wandelenus, bis letzten Samstag (15. Oktober) MVG-Geschäftsführer und Evag-Vorstand, sitzt bald im DVG-Chefsessel und kehrt zur Duisburger Verkehrsgesellschaft zurück. Sein Vertrag in Mülheim wurde nicht verlängert. Daher ist mit dem Wiedereinstieg der DVG in einen großen Verkehrsbetrieb im Westen des Ruhrgebiets – wie ihn Groschek bereits länger fordert – vorerst kaum zu rechnen.

Die Duisburger argumentieren ähnlich wie die Oberhausener: „Ich bin ein erklärter Befürworter verstärkter Kooperationen zwischen den Ruhrgebietsstädten. Doch bei der von Essen und Mülheim angestrebten Vollfusion der beiden Unternehmen liegt für uns die Frage, ob wir da nicht mitmachen wollen, noch nicht auf dem Tisch“, sagt Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU). Essen und Mülheim wollten einen Restrukturierungsprozess. Den habe die Stoag schon „intensiv betrieben. Wenn wir auf dem gleichen Level sind, dann ist der richtige Zeitpunkt über eine Teilnahme an der Fusion noch einmal zu reden.“

„Würden von einer Fusion nicht profitieren“

Stoag-Vorstand Werner Overkamp, der mit Klaus-Peter Wandelenus selten Übereinstimmung fand, verweist auf die andere Struktur des Oberhausener Betriebes. „Bei uns werden Personalabrechnung und Buchhaltung günstig vom Oberhausener Energieunternehmen EVO gemacht.“ Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr kümmere sich maßgeblich um Werbung und Kunden. „Wir würden von einer Fusion nicht profitieren.“

Brächte ein gemeinsamer Einkauf, mehr Busse in einem Auftrag, keine Einsparungen? „Wir bekommen die gleichen Preise wie andere – ob da zehn oder fünfzig Busse gekauft werden, das erzielt keinen Preiseffekt“, meint Overkamp. Selbst eine Verbesserung des heute mageren Buslinien-Angebots zwischen den Städten sieht er durch eine Fusion nicht. „Da müssen sich die Kommunen auf einen gemeinsamen Nahverkehrsplan einigen. Mehr Angebot kostet mehr Geld.“

Weder in Mülheim noch in Essen wollte jemand das Oberhausener „Nein“ kommentieren. Nur so viel: Sei die fusionierte Ruhrbahn gut mit ihren Kunden sowie in Mülheim und Essen unterwegs, würden auch andere Städte zusteigen.