Mülheim. . Fünf Millionen Euro gibt die Stadt jährlich für den Offenen Ganztag aus, viel mehr als andere Kommunen. Jetzt sollen die Kosten eingedämmt werden.
- Für das Angebot Offene Ganztagsschule erhält die Stadt viel Lob
- Allerdings investiert Mülheim weitaus mehr als andere Kommunen in die Betreuung
- Derzeit wird untersucht, wie die Kosten bei steigendem Bedarf zu bremsen sind
Viele Grundschulleiter in NRW sind laut WDR-Umfrage unzufrieden mit der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS). In Mülheim herrscht dagegen eher Zufriedenheit. Die Stadt steckt nämlich überdurchschnittlich viel Geld und Personal in die OGS. Allerdings wird in einem Projekt danach gesucht, wie man Kosten eindämmen kann.
„Wir haben in Mülheim eigentlich keinen Grund zu klagen“, findet Maria Reimann, Leiterin der Brüder Grimm Schule. „Der Personalschlüssel ist gut, die Stadt steckt mehr Geld in den Offenen Ganztag als viele andere Kommunen.“ An ihrer Schule gibt es gleich zwei Träger der OGS, Caritas und Diakonisches Werk. „Das läuft hervorragend, alle arbeiten gut zusammen.“
Auch an den Betreuern habe man nichts zu kritisieren. „Wir brauchen nicht mehr Lehrer in der OGS, wie teilweise gefordert wird. Multiprofessionelle Teams sind ideal. So können wir aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Kinder schauen“, so die Rektorin. Mit den vorhandenen Standards könne man gut arbeiten, mit weniger Geld oder Personal würde es schwierig.
Echtes Bildungsangebot
Dass Mülheim in Sachen OGS gut aufgestellt ist, hebt die Stadtverwaltung hervor. Der Stellenschlüssel sei hervorragend: Für die erste Gruppe gibt es 2,0 Stellen, für die zweite 1,5. „Es muss sich dabei um ausgebildete Erzieherinnen handeln“, erklärt Astrid Wiegand, Organisatorin der Ganztagsangebote. Man gebe für die OGS rund acht Millionen Euro aus, drei sind durch Landesmittel und Elternbeiträge abgedeckt. Verbleiben rund fünf Millionen Euro, die die Stadt aufbringt. Das sind laut Wiegand 2280 Euro pro Kind im Jahr. „Wir stecken viel Geld in die OGS, weil sie ein echtes Bildungsangebot sein soll. In den Nachbarstädten investiert man viel weniger (in 2014: Essen 520 €, Oberhausen 500 € pro Kind). „Es gibt sogar Städte, da kommt nachmittags eine Mutter zur Betreuung“, weiß Wiegand.
Ob an der großzügigen personellen und finanziellen Ausstattung festgehalten werden kann, wird in Verwaltung und Politik seit einiger Zeit jedoch diskutiert. Zusätzliche Kosten dürften keinesfalls entstehen, heißt es – auch wenn der Bedarf an OGS-Plätzen steigt. Es wurde sogar der Ausbau der OGS mit Hilfe personeller Einschnitte (günstigerem Personal) beschlossen. Ende 2015 startete man eine „Qualitätsoffensive“. Mehr Qualität bei geringeren Kosten lautet das Ziel des Pilotprojektes, das derzeit noch nicht abgeschlossen ist.
2220 Plätze im Angebot
An allen 22 Grundschulen in Mülheim sowie an einer Förderschule gibt es einen Offenen Ganztag. Zurzeit kann man 2220 Plätze anbieten. „Damit konnten wir die Nachfrage für das Schuljahr 2016/17 auch decken“, so Astrid Wiegand. Fünf Träger tragen die OGS: die Awo (13 Gruppen), die Caritas (26,5 Gruppen), das Diakonische Werk (30,5 Gruppen), Stöpsel (4 Gruppen) und die Stadt selbst (18 Gruppen). Festgelegt ist lediglich, dass er mindestens von 8 bis 15 Uhr dauert und die regelmäßige Teilnahme der Kinder an fünf Tagen bis 15 Uhr verpflichtend ist.
Pädagogische Einheit
Ein Thema, das manche Eltern umtreibt, weiß Ulrike Bockermann, OGS-Kordinatorin bei der Awo. Manche wünschten sich flexiblere Abholzeiten. Viele formulierten zudem den Wunsch, dass alle Hausaufgaben in der OGS erledigt werden sollten. Wenn in Mülheim geklagt werde, dann auf hohem Niveau. Vom Grundsatz her sei die OGS sehr gut ausgestattet. Eine Grundunzufriedenheit bei Eltern oder Schulen spüre sie auch nicht, so Bockermann. Die Qualität könne man jedoch nur halten, wenn finanzielle Zuwendungen und Stellenschlüssel so gut blieben wie bisher. Noch mehr Angebote sei wohl leider nicht finanzierbar. Ihr Wunsch, der gar kein Geld kosten muss: „Schule, OGS und Eltern sollten sich noch mehr zu einer pädagogischen Einheit entwickeln.“