Mülheim. . Eine Forderung der Politik: Mülheim soll weitere offene Ganztagsgruppen einrichten, aber nicht mehr Geld ausgeben.

Die Stadt soll die Betreuung von Kindern in der Offenen Ganztagsschule (OGS) ausbauen, allerdings darf dazu der städtische Etat nicht weiter belastet werden. Vor diesem Spagat steht nun das Schulverwaltungsamt. Eine Ausweitung des Etats hatte der Rat der Stadt abgelehnt, obwohl die Nachfrage von Eltern nach Plätzen steigt.

Die Folge wird sein, dass die Stadt künftig Personal kürzt, etwa die Halbtagsstellen der Vertretungskräfte, die dann einspringen, wenn die hauptamtliche Betreuungskraft ausfallen sollte. Zugleich werden wohl auch die Zuschüsse an die Träger wie Caritas, die die Betreuungskräfte ein- und den Schulen zur Verfügung stellen, gekürzt. Auch das hat Folgen: Vermutlich, so die Überlegungen, werde man dort künftig vermehrt bei Teilzeitstellen auf Erzieherinnen im Anerkennungsjahr setzen, weil diese billiger sind. Unumstritten ist das in den Schulen keineswegs.

Geld für drei zusätzliche neue Gruppen

Diese Einschnitte werden aus Sicht von Uwe Alex, Leiter des Schulverwaltungsamtes, erst ein Anfang sein, wenn die Nachfrage anhält. Mit den ersten Kürzungen könnte die Stadt jährlich 170.000 Euro einsparen – Geld für drei zusätzliche neue Gruppen.

Zum nächsten Schuljahr soll je eine weitere Gruppe an der Astrid-Lindgren-Schule und an der Erich-Kästner-Schule eingerichtet werden. Gerade in dem Stadtteil Dümpten hatte sich ein Nachfrageüberhang von 53 Plätzen ergeben. Keine der Schulen kann in dem Stadtteil freie Betreuungsplätze anbieten. Die Astrid-Lindgren-Schule und die Erich-Kästner-Schule signalisierten jedoch, dass sie räumliche Kapazitäten für eine weitere Gruppe haben, ohne dass kostspielige bauliche Veränderungen erforderlich wären. Dort sollen nun die Eltern ihre Kinder unterbringen können, die an der Schildberg- und an der Barabara-Schule kein Betreuungsangebot erhalten. Ob die Rechnung aufgeht, werde sich, so das Schulverwaltungsamt, am Ende des Anmeldeverfahren zeigen.

40 Prozent aller Grundschüler haben einen Platz

90 Offene Ganztagsgruppen mit 2120 Kindern gibt es derzeit an Mülheimer Schulen. Damit haben fast 40 Prozent aller Grundschüler einen Platz, im Landesvergleich eine gute Quote. Allerdings leistet sich Mülheim im Vergleich auch eine sehr kostspielige Betreuung, und das ganz bewusst mit breiter politischer Unterstützung. Kaum eine andere Stadt gibt für die Offene Ganztagsbetreuung so viel Geld aus: rund fünf Millionen Euro im Jahr.

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Der Eigenanteil der Städte pro Schüler und Schuljahr soll nach dem Landesschnitt 410 Euro betragen. Mülheim legt zum Landesanteil und den Elternbeiträgen aber 2400 Euro pro Kind drauf. Der Grund: Die Stadt stellt pro Gruppe deutlich mehr Personal zur Verfügung. „Wir wollen“, ist sich die Politik weitgehend einig, „keine Verwahrung der Kinder, sondern eine pädagogische Förderung“.