Mülheim. In der Auseinandersetzung um die Zuweisung seines Sohnes (10) an die Gesamtschule Saarn zeigt sich der Vater weiter stur. Nun klagt der Mülheimer.

  • Streit um die Zuweisung zur Gesamtschule Saarn ist auf die Spitze getriben
  • Vater demonstriert vor Dümptener Gesamtschule und klagt
  • Bezirksregierung erklärt städtisches Vorgehen für sachgemäß

Seit den Sommerferien geht der zehnjährige Sohn von Ihsan K. nicht mehr zur Schule. Der Vater sieht nicht ein, dass sein Sohn den Weg von Dümpten zur Gesamtschule Saarn auf sich nehmen soll, wo doch die Gustav-Heinemann-Gesamtschule so nah ist. Der Streit ist nun auf die Spitze getrieben: Obwohl die Bezirksregierung als Schulaufsicht die Zuweisung des Schülers nach Saarn für sachgemäß erklärt hat, bleibt der Junge auf Geheiß seines Vaters weiter dem Unterricht fern.

Am Samstag ist Ihsan K. ein weiteres Mal enttäuscht. Zur Demonstration, zu der er auf den Parkplatz der Gustav-Heinemann-Schule eingeladen hat, sind gerade einmal rund 25 Menschen gekommen. Nur Familie, Freunde und Nachbarn stärken dem streitbaren Vater den Rücken. Mit selbst gebastelten Plakaten fordern sie Schulleitung und Bezirksregierung auf, die Sache noch einmal zu überdenken. „Ich möchte meinen Sohn in der Nähe haben“, sagt Ihsan K., der mit seiner Familie nur 250 Meter von der Gustav-Heinemann-Schule entfernt wohnt. „Und ich möchte für meinen Sohn die beste Bildung.“ Das wolle er mit der Demonstration nochmals unterstreichen.

Ihsan K.: Ich werde weiter kämpfen

Während die Erwachsenen am Samstag ihre Plakate hochhalten und diskutieren, amüsiert sich der Zehnjährige, der eigentlich (unfreiwillig) im Mittelpunkt des Geschehens steht, derweil im Polizeiwagen. „Ich möchte später einmal Polizist werden“, sagt er. „Ich möchte anderen Menschen gerne helfen.“ Ob sein erwachsenes Umfeld ihm mit der Demo und den laufenden Verfahren einen Gefallen tut, weiß der Zehnjährige selbst nicht so genau. Fest stehe: Er möchte gerne in Dümpten auf die Schule gehen.

Dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, ist unwahrscheinlich. „Ich werde trotzdem weiter kämpfen“, sagt Ihsan K. und ergänzt: „Es kann nicht sein, dass man nur über Beziehungen in Mülheim seine Kinder an der Wunschschule anmelden kann.“

Dass die Stadt Mülheim seinem Sohn einen Platz an der Gesamtschule Saarn zugewiesen hat, hat zu Beginn der vergangenen Woche nach einer Anhörung aller Seiten die Bezirksregierung für rechtens erklärt, wie eine Sprecherin der dortigen Schulaufsicht auf Anfrage dieser Zeitung erklärte. Es sei der Bescheid ergangen, dass der Zehnjährige der Gesamtschule Saarn zugewiesen bleibe. Gleichzeitig habe man die sofortige Vollziehung angeordnet, um die Schulpflicht des Jungen (theoretisch) auch in der vierwöchigen Widerspruchsfrist durchsetzen zu können.

Ordnungsbehörden sind erst mal die Hände gebunden

Tatsächlich aber bleiben den Ordnungsbehörden weiter die Hände gebunden, obwohl Ihsan K. seinen Sohn weiterhin von der Schule fernhält. Dies liegt daran, dass der Vater laut Bezirksregierung nicht nur Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht, sondern gleichzeitig auch einstweiligen Rechtsschutz beantragt hat. Schon einmal war Ihsan K. mit einem Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz gescheitert. Auch jetzt hält die Bezirksregierung ihren Bescheid für wasserdicht, „da sind wir uns unserer Sache sicher“, so eine Sprecherin. Die Strecke nach Saarn sei nicht unzumutbar für den Jungen, gesundheitliche Einschränkungen gebe es keine, die Schulform Gesamtschule habe die Stadt ermöglicht, die Gesamtschule in Dümpten sei nun mal voll belegt. „Es geht manchmal einfach nicht“, so die Sprecherin der Schulaufsicht.

Die Bezirkregierung hofft, dass es nun zu einer schnellen Entscheidung des Verwaltungsgerichtes kommt, damit der Schulpflicht des Jungen zeitnah entsprochen werden kann – zur Not greifen Ordnungsmaßnahmen, auch mit einem Bußgeld von bis zu 1000 Euro müssen die Eltern rechnen. „Wir haben das Kindeswohl im Auge, das steht im Vordergrund“, so die Behördensprecherin. „Da muss man langsam sehen, was man für das Kind tun sollte.“