Mülheim. Lehrerkollegien an weiterführenden Schulen sind fast vollständig – offene Stellen sollen bis November besetzt sein. MINT-Fächer bleiben größte Herausforderung.

Die Befragung der 15 weiterführenden Schulen Mülheims bezüglich der aktuellen Personalsituation zeigt: Die Situation könnte deutlich brenzliger sein. Einen kleinen blauen Brief gibt es dennoch. Mehr Lehrer im Inklusions- und Integrationsbereich wären, laut Aussagen einiger Schulleiter, wünschenswert. So sehen die Schulleitungen der unterschiedlichen Bildungseinrichtungen ihre derzeitige personelle Lage:

Hauptschule

Entspannt gibt sich die Schulleiterin, Barbara Kromer, der Gemeinschaftshauptschule am Hexbachtal. Aktuell hat sie keine offen Stellen zu besetzen und kann, auch bedingt durch die Zusammenlegung der beiden Hauptschulen in diesem Jahr, auf ein gut aufgestelltes Kollegium zählen. Unterrichtsausfall hat sie derzeit ebenfalls nicht zu beklagen. Bei dem Klassenlehrermodell ihrer Schule sei es durchaus üblich, dass Kollegen mehrere unterschiedliche Fächer unterrichten. Dies sei über Zusatzqualifikationen zu ermöglichen und stelle dann auch eigentlich keinen fachfremden Unterricht mehr dar. In den nächsten Jahren erwarte sie, zumindest was den Personalstand angeht, keine größeren Probleme.

Realschulen

An der Realschule Broich sind derzeit zwei Lehrerstellen nicht besetzt, die allerdings zum 1. November diesen Jahres ausgeschrieben werden. „Sobald dann die neuen Kollegen da sind, wird sich die Situation auch wieder entspannen“, sagt Schulleiter Wolfgang Dahmen. Fachfremder Unterricht oder gar Unterrichtsausfall sei an seiner Schule zur Zeit nicht zu beklagen.

Auch Sabine Dilbat, die Schulleiterin der Realschule Stadtmitte, sieht ihre Schule gut versorgt. Ausfälle können an ihrer Schule für gewöhnlich schnell mit Vertretungslehrern besetzt werden und die offene Stelle im Kollegium soll ebenfalls Anfang November mit einem neuen Lehrer besetzt werden. Grundsätzlich sei die Besetzung der sogenannten MINT-Fächer, also die Fächer rund um Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, immer problematisch. In diesem Punkt sind sich alle Schulleiter einig. Insbesondere im Bereich Informatik gebe es keine Möglichkeit, eine offizielle Zusatzqualifikation für fachfremde Lehrer zu erwerben, so dass in diesem Fach oftmals personelle Herausforderungen zu meistern seien. Nach der Pensionierungswelle in den letzten Jahren leitet Dilbat mittlerweile ein junges Kollegium und blickt daher optimistisch in die Zukunft.

Gesamtschulen

Auf zwei neue Kollegen im Bereich der Sekundarstufe I hofft auch Ingrid Lürig, Schulleiterin der Willy-Brandt-Schule. Bereits in der letzten Auschreibungsphase habe sie drei Stellen neu besetzen wollen, allerdings gab es für die beiden Stellenangebote für die Unter- und Mittelstufe keine Bewerber. Eine Lehrerin für die Sekundarstufe II habe sie bereits zum Schuljahresbeginn hinzugewinnen können. Derzeit gäbe es für das erste Halbjahr in diesem Schuljahr teilweise Kürzungen einzelner Unterrichtsfächer, diese seien aber voraussichtlich ab dem 1. Februar 2017 beendet. Fachfremd erteilter Unterricht sei an ihrer Schule die absolute Ausnahme, so Lürig. Auch sie blickt auf ein eher junges Kollegium und muss in den nächsten Jahren keine größeren Engpässe aufgrund von Pensionierungen oder Verrentungen erwarten.

Gymnasien

„Das Gymnasium Broich hat derzeit eine neue Stelle zum November hin ausgeschrieben“, berichtet Schulleiter Ralf Metzing. Die anderen Mülheimer Gymnasien haben zur Zeit keine offenen Lehrerstellen zu besetzen. Fachfremder Unterricht wird hier als pädagogisch sinnvolles Mittel in der Unterstufe eingesetzt. „Wenn der Klassenlehrer es wünscht, kann er so, als erster Ansprechpartner der jüngeren Schüler, mehr Zeit mit seiner Klasse verbringen“, so Ulrich Bender, stellvertretender Schulleiter der Otto-Pankok-Schule. Unterrichtsausfall haben die Schulleiter der Gymnasien aufgrund von zu wenig Personal nicht zu beklagen. Im Bereich der Inklusion und Integration wünschen sich die Schulleiter allerdings alle mehr Lehrer, da die Belastung hier groß ist. Die in den nächsten Jahren anstehenden Pensionierungen stellen aber eine kommende, wenn auch noch nicht konkrete Herausforderung dar. „Wir wünschen uns, dass die derzeit gute Versorgung erhalten bleibt“, so Bender.

Berufsschulen

Neue Lehrer werden an den beiden Mülheimer Berufsschulen Kluse und Von-Bock-Straße zur Zeit nicht gesucht, so Schulleiter Jörg Brodka. „Die Abdeckung des Stundenplanes beträgt bei uns aktuell mehr als 100 Prozent“, sagt er. Aufgrund der homogenen Altersstruktur seines Kollegiums sieht er in den nächsten fünf bis zehn Jahren keine personellen Probleme auf seine Schule zukommen.

Freie Waldorfschule

Bis auf seltene Ausnahmen fällt auch an der Waldorfschule kein Unterricht aus. Unbesetzte Lehrerstellen gibt es keine, so Britta Dressel-Vogel, und dieser Zustand werde in Zukunft so erhalten bleiben.