Raadt. Bei Starts und Landungen von Luftschiff „Theo“ sind Nico Strenger und 17 weitere Männer im Einsatz. Sie halten das Schiff an langen Seilen fest.
- Das Luftschiff Theo muss von einer Bodencrew an Seilen eingefangen werden
- Nico Strenger ist einer von 18 starken Männern, die diesen seltenen Job übernommen haben
- Sie helfen auch den Passagieren beim Aus- und Einsteigen
Theo ist im Anflug. Das Luftschiff der WDL nähert sich zügig dem Flugplatz. Für Nico Strenger und seine Kollegen heißt das: schnell raus zum Landefeld. Denn solange der Blimp (Prallluftschiff) am Boden ist – solange Passagiere aus- und einsteigen – muss er von zehn Mann gehalten werden. An zwei dicken langen Seilen. „Das Luftschiff sollte im Wind stehen – also mit der Schnauze in die Richtung, aus der der Wind kommt. Ansonsten tänzelt es zu heftig hin und her“, erklärt Frank Peylo, Sprecher der WDL.
„Luftschifffänger“ ist zwar kein anerkannter Beruf, aber ein richtig toller Job, findet Nico Strenger. Für sechs Monate, von Mai bis Oktober, gehört der 21-Jährige zur Bodencrew des Blimp – und überbrückt damit eine Lücke, die zwischen dem Abbruch einer ersten und dem Beginn einer zweiten Ausbildung entstanden ist. „Als Kind habe ich immer geguckt, ob der Zeppelin kommt. Jetzt fange ich ihn sogar selber mit ein“, sagt er begeistert (wohl wissend, dass Theo eigentlich ein Luftschiff und kein Zeppelin ist).
Luftschiff hat Vorfahrt - Rundflüge und Jobs
Das Luftschiff hat auf dem Flughafen immer Vorrang vor den anderen Fliegern, weil es am unbeweglichsten ist. Es erhält wie alle anderen Flieger seine Anweisungen vom Tower.
Zur Bodencrew gehören auch Gästebetreuer, die die Passagiere einweisen. Infos zu Jobs: www.wdl-worldwide.de
Mitfliegen für 60 Minuten kostet 295 Euro (195 für Kinder). Info/Tickets: 378080
„Unser Luftschiff ist ein Sympathieträger und die Nachfrage nach unseren Saisonjobs groß. Oft melden sich Studenten, die eine Auszeit nehmen und Geld verdienen wollen“, berichtet Frank Peylo. Ein Vorstellungsgespräch beim Piloten geht einer Anstellung voran, besondere Vorkenntnisse braucht man nicht. Zwei Wochen Theorie rund um den Blimp gibt es zum Beginn. Attraktiv sei für die jungen Leute nicht nur die gute Bezahlung, sondern auch das ganze Drumherum auf dem Flughafengelände, so Peylo. „Das hat ‘was von Abenteuer.“
Gebläse kann nicht mitfliegen
Das findet auch Nico Strenger, der immer dann, wenn das Luftschiff unterwegs ist, Zeit zum Gucken hat. Er arbeitet von Mittwoch bis Sonntag – nur bei schönem Wetter, wenn der dicke Flieger auch wirklich losbrummt. Mittwochs gilt es Betriebsarbeiten zu erledigen, an den anderen Tagen ist Flugbetrieb. Theo geht dann vier Mal täglich und meist noch einmal in der Dunkelheit in die Luft und braucht dabei Start- und Landehilfe. „Wir fangen morgens um 11 Uhr an, dann reinigen wir die Triebwerke, machen Gondel und Fenster sauber, füllen Wasser nach“, zählt Nico auf. Die fliegende Zigarre ist morgens noch an einem Mastwagen vertäut, die Crew muss sie erst mal in Startposition bringen.
Sind die Passagiere drin, machen die Männer die Sandsäcke ab, die den Blimp am Boden im Gleichgewicht halten. Auch das Gebläse, das die Hülle bei Stillstand prall hält, „kann nicht mitfliegen“ und wird entfernt. Dem ersten Start am Tag geht noch ein Standlauf voraus, die späteren Starts sind weniger aufwändig. Etwas schwieriger sind für die Crew da die Landungen, bei denen auf jeder Seite des Luftschiffes gleich mehrere Männer im Einsatz sind:
Zwei „Fänger“ rennen los, jeder muss eins der zwei Seile schnappen, die von Luftschiff herunterbaumeln. „Das erfordert Kraft, aber auch etwas Geschick“, erklärt Nico Strenger. Weitere vier Kerle pro Seite eilen dem Fänger zu Hilfe und halten mit fest. Direkt vor dem Blimp steht der Crew-Chef, der seinen Leuten mit Handzeichen Kommandos gibt. Außerdem gibt es noch „Spezialisten“, die direkt an der schwankenden Gondel stehen und sie stillzuhalten versuchen. „Das ist eher ‘was für Fortgeschrittene“, sagt Nico. Wie etwa für seinen älteren Bruder Nando.
Zum allerersten Mal geflogen
Viel schiefgehen kann beim Luftschifffangen nicht, schließlich tragen die starken Jungs Arbeitsschuhe mit Stahlkappen, Handschuhe und Warnwesten. Sollte die Bodencrew den Blimp dennoch einmal nicht in den Griff kriegen, kann der Pilot durchstarten, noch eine Runde drehen und dann erneut den Landeplatz anfliegen.
Mit über das Ruhrgebiet schweben durfte Nico Strenger auch schon. „Da bin ich zum allerersten Mal überhaupt geflogen, das war richtig schön“, schwärmt er. Einen Traum hegt er seither: Sollte Theo mal eine Tournee quer durch Deutschland machen, wäre er unheimlich gerne dabei. Als Luftschifffänger und ab und zu vielleicht auch als Passagier.