Mülheim. . Die Säuberung ist ein mühsames Geschäft: Gearbeitet werden darf nur bei ausreichend hohem Ruhr-Pegel. Und wenn die Brut des Eisvogels sicher ist.

  • Erst machte die Bezirksregierung dem Tiefbauamt das Leben schwer
  • Dann kam der Eisvogel hinzu, der besonders geschützt werden muss
  • Und nun darf nur bei Hochwasser weitergearbeitet werden

Die Sanierung der Teiche im Witthausbusch ist ein mühsames Geschäft: Erst machte die Bezirksregierung dem Tiefbauamt das Leben schwer und untersagte die Arbeiten, weil durch sie zu viel Schlamm über den Lohbach in die Ruhr abtransportiert werde. Dann kam der Eisvogel hinzu, der sein Nest in einer nahen Baumhöhle anlegte und auf den Rücksicht genommen werden muss. Bald aber wird dessen Brut flügge sein. Und wenn dann noch ausreichend Regen fällt, kann die Sanierung vielleicht bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, erklärte Britta Us, Teamleiterin aus dem Tiefbauamt, gestern auf Nachfrage.

Die Fließgeschwindigkeit der Ruhr ist entscheidend

Ausreichend Regen? Warum? „Weil wir nur weiterarbeiten dürfen, wenn die Ruhr am Pegel Hattingen mit deutlich mehr als 70 Kubikmeter pro Sekunde durchfließt“, so Britta Us. Dies sei eine der Auflagen aus der wasserrechtlichen Erlaubnis, die das hiesige Umweltamt auf Geheiß der Bezirksregierung im Dezember 2015 erlassen hat. Für mehrere Monate hatten die im April 2015 begonnenen Arbeiten, die die Teiche wiederbeleben sollen, vorab ruhen müssen.

Die Fließgeschwindigkeit der Ruhr und die Höhe des Wassers also sind entscheidend – nur so nämlich kann der Fluss die ihm zusätzlich zugemuteten Schlammteilchen selbst rasch genug wegtragen. Andernfalls drohte wiederum eine Verschlammung der Ruhr und damit möglicherweise ein Problem für die Schifffahrt.

„Das Sediment darf nur angeschubst werden“

Die Bauingenieurin spricht davon, dass „das Sediment nur angeschubst“ werden dürfe, man die Teiche also nur vorsichtig Stück für Stück von ihrem Schlamm befreien darf. Tag für Tag müssen sich die Arbeiter zunächst davon überzeugen, dass der Wasserstand der Ruhr ausreichend hoch ist. Das ist längst nicht an allen Tagen im Jahr der Fall, eher im Herbst und Winter wahrscheinlich. Erst nach dieser Prüfung können sie die kleine Pumpe in Betrieb nehmen, die das Material behutsam aufwirbelt und so ermöglicht, dass es über ein Mönchbauwerk – einen gemauerten Schacht am Rande – und über den Lohbach abtransportiert wird.

Auch die Uferbereiche werden noch umgestaltet

Die Entschlammung ist Teil eines Gesamtkonzeptes zur Wiederbelebung der um 1900 vom Mülheimer Verschönerungsverein angelegten Parkanlage. Die Politik hatte sich dafür ausgesprochen, das Wäldchen zu erhalten.

In einem ersten Schritt waren – kurz nachdem wegen Orkan Ela ohnehin aufgeräumt werden musste – einige Bäume gefällt worden, damit die künstlichen Teiche wieder Licht bekommen. Nun werden sie saniert. Zuletzt sollen dann die Ufer umgestaltet, sprich Bänke, Geländer, Bepflanzung überarbeitet werden. An der Ausschreibung dazu werde aktuell gearbeitet, so Us.

Mehrmals täglich, so berichtet die Expertin für den Bereich Zentrale Unterhaltung und Wasserwirtschaft, müsse die Pumpe von Hand versetzt werden, um weiter ihre Bahnen ziehen zu können. Von Zeit zu Zeit komme zudem ein so genannter Truxor zum Einsatz, eine Arbeitsmaschine mit Greifarm, die beispielsweise Äste aus den Wasserlöchern klauben kann. Gerade dieser Truxor aber konnte in den vergangenen Monaten nicht genutzt werden, weil er den Eisvogel massiv gestört hätte.

Zwei der drei Teiche sind bereits gesäubert, berichtet Us. Aktuell ist man an dem Weiher zugange, der der Unteren Saarlandstraße am nächsten liegt. Wer dort spazierengeht, kann gut die Seile erkennen, an denen die Pumpe befestigt ist.