Mülheim. . Der Tag der Trinkhallen hat auch in Mülheim eine gelungene Premiere erlebt. Das Sammelalbum war ein Renner. Wir haben die Runde gemacht: von Bude zu Bude.

  • Neues Veranstaltungsformat der Ruhr Tourismus GmbH kommt bestens an
  • Sammelalben zum Trinkhallen-Tag ein Renner
  • Coolle Beats hier, flotter Poetry Slam dort – überall: gute Stimmung

Schon von weitem gut zu erkennen – kleine Menschentrauben versammeln sich auf den Bürgersteigen, pinkfarbene Wimpel mit der Aufschrift „Kulturbude“ flattern fröhlich im Wind, coole Beats und witzige Geschichten sind zu hören. Der 1. Tag der Trinkhallen ist in vollem Gange.

Vor dem Nachtkiosk an der Duisburger Straße etwa stehen zwei lässige Typen an ihren Plattentellern, das Kalakuta Soul System spielt einen Mix aus Disco, Soul und Afropop. „Ich bin extra nur für die Musik hierhergekommen. Eigentlich ist das nicht meine Stammbude. Also habe ich mit meiner Familie den vermeintlich weiten Weg in Kauf genommen“, sagt Kathy Wollschläger mit einem Augenzwinkern. Die Mülheimerin ist begeistert vom 1. Tag der Trinkhallen und mit ihr sind es ganz viele andere Besucher.

Enormes Interesse

Pünktlich um 16 Uhr startete das abwechslungsreiche Kulturprogramm und von der ersten bis zur letzten Minute war das Interesse enorm. „Die Stimmung ist grandios, es ist tiptop organisiert und nicht so abgehoben. Vorhin waren schon ganz viele Fahrradfahrer da“ – Alexander Ferreira, Besitzer des Nachtkiosks, ist begeistert. Bei tollem Wetter nutzen viele Büdchenfans die Gelegenheit und radeln die vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club organisierte „Tour de Bude“ im westlichen Ruhrgebiet von Duisburg über Oberhausen nach Mülheim mit.

Auch vor Kontny’s Kiosk an der Duisburger Straße herrscht eine chillige Atmosphäre. Während die Würstchen auf dem Grill im Vorgarten brutzeln, sorgt die Musikformation „WireWagna“ aus Bochum für elektroakustische Hintergrundklänge und die Gäste trinken gemütlich ihr Flaschenbier und sitzen auf den praktischen Trinkhallen-Kisten aus Pappe, die an jedem Büdchen aufgestellt sind.

Dieter Naumann (80) organisiert kurzerhand Tauschbörse

Reges Treiben herrscht vor allem an der Sammelkarten-Tauschbörse von Dieter Naumann, der 80-jährige Stammgast hat ordentlich zu tun. Zum Tag der Trinkhallen gibt es passende Sammelhefte mit ausführlichem Programm, einem Buden Wiki, wo was los ist und einer Beschreibung des jeweiligen Kiosks. Die Sammelkarten gibt es gratis zum Einkauf am Kiosk. Überall wird also fleißig geblättert und geklebt. Die Idee mit der Tauschbörse hatte Inhaber Andreas Kontny, der sich über viele bekannte, aber auch unbekannte Gesichter freut und der Meinung ist, dass dieser Tag unbedingt wiederholt werden müsse.

Ein Mölmsch vom Fass, dazu feinster Poetry Slam, moderiert von Sebastian Rabsahl, bekannt als Sebastian 23 – das alles gibt es vor Heiko’s Büdchen am Kesselbruchweg. „Wir tanzen um das Grubenfeuer herum, trinken Plörre vonne Bude und verprügeln uns gegenseitig mit unseren BVB- und S04-Wappen. Dabei sind wir so nackt wie der Strukturwandel“ – der beliebte Slammer unterhält die Gäste aufs Feinste und berichtet, wie es so ist, wenn man aus Bochum kommt und was die Leute im fernen Bayern oder sonst wo in der Republik so denken. Oder wie man sich fühlt, wenn man dann die mitleidigen Blicke erntet. In dem kleinen, bis auf den letzten Platz gefüllten Biergarten sitzen auch Gäste aus dem Rheinland und amüsieren sich köstlich über Ruhrgebiets-Klischees.

Poetry-Slammer Sebastian 23: Es ist ein wunderschönes Setting hier

„Es ist ein wunderschönes Setting hier. Als Bochumer bin ich natürlich eher selten in Mülheim unterwegs. Es ist ein sehr idyllisches Plätzchen“, so Sebastian Rabsahl. Büdcheninhaber Heiko Marx strahlt über das ganze Gesicht und lehnt sich entspannt aus dem Fenster seiner Speldorfer Traditionsbude. Dabei lässt er sich nicht von den beiden TV-Kamerateams, die durch den kleinen Biergarten schwirren, aus der Ruhe bringen. „Der Büdchenkult ist genau mein Ding und das heutige Programm passt ganz wunderbar zu meiner Bude. Der Tag der Trinkhallen belebt nicht nur die Stadt, sondern gibt auch den einzelnen Stadtteilen etwas Besonderes“, sagt er. Der Speldorfer plant ein regelmäßiges Open-Stage-Programm. Wer kommen und sich präsentieren möchte, sei herzlich willkommen.