Mülheim. . Freitag startete der dreitägige Ruhr Reggae Summer am Mülheimer Ruhrstadion. Der Campingplatz in den Ruhrauen ist ein Mikrokosmos für sich.
- Ruhr Reggae Summer steigt von Freitag bis Sonntag am Styrumer Ruhrstadion
- Bis zu 6000 Camper bevölkern die Ruhrauen
- Besucher schätzen vor allem die kurzen Wege und die entspannte Atmosphäre
Wie es sich für ein ordentliches Campingvergnügen gehört, hat jeder seinen eigenen Klappstuhl mit Kannenhalter mitgebracht. Ricky (25) und Hannah (22) fläzen sich in die Campingstühle, graben ihre Füße ins Gras und lehnen sich zurück. „Richtig chillig hier“, finden die beiden Kölnerinnen. „Wie im Urlaub.“ Zusammen mit etwa 6000 anderen Campern haben sie am Freitag ihr Lager in den Ruhrauen aufgeschlagen – die Zeltstadt wird zum eigenen Mikrokosmos des Ruhr Reggae Summers (RRS), der an diesem Wochenende über die Bühne geht.
Styrum ist zwar nicht Kingston Town, kleine karibische Momente findet man aber trotzdem zwischen Planen und Pavillons: Jamaikanische Flaggen flattern über der Vibesstadt im Wind und seichte Reggae-Beats wehen aus mobilen Boxen bis ins hinterste Zelt. Auf der Friesenstraße schlendern dreadbelockte Menschen barfuß in Richtung Campingplatz, bepackt mit Rucksäcken, Isomatten, Kissen, Decken und Kühltaschen – die Zeltstadt wächst. Während sich über den Zeltdächern die Blechlawine über die Autobahnbrücke rollt, pflocken die Besucher am Freitagmittag Heringe in die Wiese.
Festival ist „schön klein“
Ricky und Hannah sind mit 30 Freunden zum Festival gekommen. „Man trifft sich hier immer wieder“, sagen sie. „Der Reggae Summer ist wie ein großes Familientreffen.“ Und wenn mal einer verloren geht lautet die Ansage: „Vorne links an der Bühne.“ Schön finden die Mädels, dass das Festival vergleichsweise klein ist. „Das Summer Jam ist viel zu groß und unübersichtlich“, finden sie. Und das RRS-Programm? „Ein super Jubiläums-Line-up“, sagt Hannah. Ricky findet: „Viele Künstler, die schon in Dortmund waren, sind hier wieder dabei, etwas Abwechslung wäre besser.“ Am meisten freuen sie sich auf Samy Deluxe, Tarrus Riley, Protoje und Damian Marley.
Frisbees fliegen durch die Luft und immer mehr Besucher treffen in der Zeltstadt ein. Zwischen den Lagerstätten zeichnet Lena (19) ein Mandala auf den Rücken von Fabienne (20). „Danach male ich es mit Henna nach“, erklärt die Wuppertalerin, die zum zweiten Mal in Mülheim ist. „Letztes Mal habe ich für ein solches Henna-Tattoo 30 Euro bezahlt, dieses Mal mache ich es einfach selbst“, sagt sie. Die Mädchen sind mit zehn Freunden gekommen und schätzen vor allem die überschaubare Größe der Veranstaltung. „Große Festivals sind oft unorganisiert, da braucht man eine halbe Stunde vom Zeltplatz bis zur Bühne“, findet sie.
Sackkarre mit Lautsprechern
Da sind sich auch Johanna, Andy, Olli, Eli und Sinu einig: „Je kleiner, desto familiärer“, finden die Freunde aus Neuss und Münster. Ohnehin gehe es weniger ums drumherum, sondern mehr darum, Leute kennenzulernen und gemeinsam Spaß zu haben. Das Line-up beurteilen sie als „überragend für ein so kleines Festival“. Auf Protoje, Tyrrus Riley, Damian Marley und Umse freuen sie sich besonders. Vorher springen sie aber im Naturbad ins Wasser – das muss sein, auch bei Regen, der für Samstag angesagt ist.
Benjamin und sein Schwiegervater Wolfgang schleppen eine Sackkarre mit Lautsprechern, Kühltaschen und Lebensmitteln („Frikadellen und Dosenbier“) zu ihrem Zelt. Sie freuen sich auf ein Männer-Wochenende in entspannter Atmosphäre. Als Alt-Mülheimer und Neu-Dinslakener sind sie schon bei der ersten Festival-Ausgabe vor zehn Jahren dabei gewesen. „Es ist schön zu sehen, wie es klein angefangen hat und immer weiter gewachsen ist“, findet Wolfgang. Nun sei es gut etabliert in der Szene. „Das liest man in vielen Foren.“ Jedoch würde sich Wolfgang mehr Roots Reggae im Programm wünschen und „nicht so viel Micky-Maus-Musik“, sagt er und spielt damit auf Hip-Hop an, den der 60-Jährige nicht so gerne hört. „Aber für die Jüngeren muss man ja auch was bieten“, sagt er verständnisvoll.
Campingplatz vom Ruhr Reggae Summer
Karten an der Tageskasse
Karten für die Veranstaltung, die bis Sonntagabend geht, sind noch an der Tageskasse erhältlich. Samstag: 65 Euro, Sonntag 45 Euro. Die Kassen sind Samstag von 10 bis 1 Uhr und Sonntag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Mülheimer Künstler Bud MH spielt am Samstag um 19.20 Uhr. Beim Camping gibt es übrigens strenge Regeln, um die Umwelt zu schützen: Nur wer seinen Abfall nach Festivalende wieder mitnimmt bekommt seinen zuvor hinterlegten Müllpfand wieder.
Weitere Informationen zum Programm gibt es im Internet unter www.ruhr-reggae-summer.de