Mülheim. . Partner aus Industrie und Wissenschaft wollen Rohstoffe aus Hüttengasen gewinnen. Wissenschaftler vom Kahlenberg spielen dabei eine wichtige Rolle.
- MPI arbeitet mit Thyssen-Krupp in Duisburg zusammen.
- Das Institut nimmt Hüttengas unter die Lupe.
- Die Messungen gelten vor allem kleinsten Bestandteilen.
Mit Abgas das Klima retten: Unter dieser Überschrift haben sich bundesweit 17 Unternehmen und Forschungsinstitute zusammengetan und das Projekt „Carbon 2 Chem“ ins Leben gerufen. Auch das Mülheimer Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion spielt dabei eine wichtige Rolle.
Man sei auf der Suche nach einer Lösung, um Abgase aus Hochöfen in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe und Dünger umzuwandeln, heißt es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das ehrgeizige Ziel: 20 Millionen Tonnen des jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes der Stahlbranche wirtschaftlich nutzbar machen. Das Mülheimer Team unter Leitung von Dr. Jorge Salazar Gómez nimmt die Hüttengase von Thyssen-Krupp in Duisburg unter die Lupe, schaut dabei weniger auf Hauptbestandteile als vielmehr auf kleinste Spurenkomponenten.
Fertige Container wurden zu Thyssen-Krupp nach Duisburg transportiert
Salazar Gómez, Chemiker aus Kolumbien, hat die vergangenen Monate vor allem damit verbracht, auf dem Campus im Kahlenbergviertel einen Mess- sowie einen Versorgungscontainer für den großen Einsatz vorzubereiten. Mit seinem Team aus Wissenschaftlern und Technikern legte der 39-Jährige beim Innenausbau auch selbst Hand an. „Wir wollten alles optimal einstellen, damit so genau wie möglich gemessen werden kann.“ Nun wurden die fertigen Container abgebaut und zum Thyssen-Krupp-Areal nach Duisburg transportiert.
Forschung mit speziellem Massenspektrometer
In dem Mess-Container des MPI stehen verschiedene Geräte für die Analyse der Hüttengase, darunter ein neuer Prototyp eines Prozess-Massenspektrometers, mit dem eine beständige Online-Messung möglich ist.
Wenn alles optimal läuft, so Salazar Gómez, könnten Ende des Jahres erste nennenswerte Ergebnisse vorliegen.
Salazar Gómez und seine Mannschaft leisten „einen zentralen Service für das Carbon 2 Chem-Projekt“, heißt es vom MPI. Ihr Projektbeitrag laufe unter dem Namen „Hüttengas Properties“ und sei eng verzahnt mit Carbon 2 Chem. Für das gesamte Konsortium nämlich führe man die Analyse der unterschiedlichen Abgase durch, sammele die Ergebnisse in einer Datenbank und stelle diese allen Projektpartnern zur Verfügung.
Gase auf dem Prüfstand
Kokereigas, Konvertergas und Hochofengas aus der Stahlproduktion von Thyssen-Krupp stehen auf dem Prüfstand, und gerade den kleinsten Bestandteilen gilt das Augenmerk. „Denn gerade diese Spurenkomponenten“, erklärt Salazar Gómez, „können möglicherweise anschließende Prozesse stören.“ Die Hauptarbeit soll übrigens weiterhin vom Kahlenberg aus laufen: „Zu Beginn werden die Messungen zwar in Duisburg durchgeführt, später aber möchten wir den Vorgang online überwachen.“
Mit Carbon 2 Chem zeige man auch, „wie Klimaschutz und wettbewerbsfähige Stahlproduktion dank Forschung und Innovation in Deutschland erfolgreich verbunden werden können“, hatte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka kürzlich gesagt. Das Vorhaben wird daher mit über 60 Millionen Euro aus Berlin gefördert.