Mülheim. . Im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ bekamen Leser einen Einblick in die Elektro- und Metallwerkstätten des Mülheimer Wasserversorgers RWW.

Seit über 100 Jahren versorgt die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) Mülheim und die Region mit Trinkwasser. Rund 400 Mitarbeiter kümmern sich um den reibungslosen Ablauf in den neun Wasserwerken, damit täglich über 800.000 Menschen mit Trinkwasser versorgt werden. Im Wasserwerk Styrum-Ost an der Moritzstraße bekamen einige Leser nun im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ einen Einblick in die Werkstätten, die Alte Zentralwarte, das Hoch- und Niederspannungswerk.

Die erste Station an diesem Tag ist die Alte Zentralwarte. Auf einer großen Schalttafel blinken Lämpchen durcheinander, Regler zeigen Messwerte der Wasserpumpen an. Für Wolfgang Meisterknecht hat das wilde Blinken System. Er arbeitet als Meister beim RWW in der Abteilung Instandhaltung und weiß: „Erst wenn hier nichts mehr blinkt, haben wir ein Problem.“ Schließlich zeigen diese etwa den Einsatz der Pumpen im Versorgungsgebiet an. Zunächst erklärt er den Besuchern aber, wie das Wasser im „Mülheimer Verfahren“ aus dem Fluss gefiltert und auf natürliche Weise zum Trinkwasser aufbereitet wird. „Wir entnehmen ein gewisses Kontingent an Wasser aus der Ruhr und pumpen es in ein Filterbecken – die erste Reinigungsstufe“, erklärt er. Dort sickert es langsam in den Boden und durchläuft so mehrere natürliche Filter, etwa die Aktivkohle, an der Schmutzpartikel haften bleiben, bevor es mit Ozon versetzt wird. „Zum Schluss kommt es unter die Sonnenbank“, scherzt Meisterknecht. „Dann wird es UV-bestrahlt.“ Beeindruckend findet das Besucher Volker Goese. „Ich hätte nicht gedacht, dass keine Chemie eingesetzt wird und die Wasseraufbereitung auf so natürliche Weise geschieht.“

Mehr Pumpen zur Halbzeit

Weiter geht der Rundgang in die Metallwerkstatt des Unternehmens. Dort arbeiten 16 Mitarbeiter, darunter Schweißer, Pumpenmonteure oder Mechaniker, um das Material aus dem 850 Quadratkilometer großen Versorgungsgebiet instandzuhalten und zu reparieren. „Von hier aus fahren die Mitarbeiter auch raus zu Störfällen, etwa Rohrbrüchen“, sagt Jan Kohlbrecher, der in der Hauptwerkstatt für die Ausbildung der Lehrlinge zuständig ist. Stolz zeigt er den Besuchern die automatische Drehbank, mit der die RWW in der Lage ist, Ersatzteile selbst anzufertigen. So wie die neuen Schrauben für das Kraftwerk Kahlenberg, die ausgetauscht werden. Immerhin sind dort noch die Original-Schrauben von 1926 verbaut.

In der Elektrowerkstatt von Michael Bender bekommen die Besucher einen Eindruck über die Stromversorgung der Wasserwerke. Er führt die Gruppe in die Hochspannungsanlage, in der 10.000 Volt durch die Leitungen fließen. „Wir brauchen mehr Strom als wir selbst erzeugen können, daher wird ein Teil von RWE eingespeist“, erklärt Michael Bender. Auf den Anzeigen sehen die Besucher, wie viel die einzelnen Pumpen leisten. Zu Stoßzeiten, in denen der Wasserverbrauch hoch ist, schalten sich automatisch mehr Pumpen ein. „Etwa bei der Fußball-EM: Wenn beim Deutschland-Spiel in der Halbzeit alle gleichzeitig auf Toilette gehen, steigt der Verbrauch schlagartig an“, weiß er.

„Beeindruckend, wie viel Technik dahintersteckt“, findet Volker Goese. Leser Rudolf Müller ergänzt: „Dass ein Wasserversorger eine so mächtige Stromanlage braucht, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, hätte ich nicht gedacht.“ Ebenso beeindruckt zeigen sich die Leser von der Größe des Geländes. „Der Rundgang war interessant“, findet auch Horst Stratsteffen. Und lacht: „Jetzt weiß ich, wo das Geld, das ich monatlich fürs Wasser zahle, hinfließt.“

Unternehmen versorgt rund 825.000 Menschen mit Wasser

Die RWW unterhält insgesamt neun Wasserwerke und 13 Wasserbehälter mit einer Speicherkapazität von mehr als 63.000 Kubikmetern. Damit versorgt das Unternehmen rund 825.000 Menschen, Industrie und Gewerbe mit jährlich mehr als 80 Millionen m³ Wasser. Zudem unterhält sie ein 3000 Kilometer langes Leitungsnetz mit fast 135.000 Hausanschlüssen.

Die RWW gehört zu fast 80 Prozent dem Energiekonzern RWE, 10 Prozent hält die Beteiligungsholding Mülheim, der Rest ist aufgeteilt auf die Städte Bottrop, Gladbeck, Oberhausen und den Kreis Recklinghausen.