Unter dem Dach der Mülheimer VerkehrsGesellschaft fährt vieles. Straßenbahnen hat die MVG in Betrieb, Omnibusse, Fahrgastschiffe, das Wasserkraftwerk Raffelberg und in der City drei Tiefgaragen. Wo all diese Fäden zusammenlaufen, an der Duisburger Straße, sahen sich die Gäste ausgiebig um.
Drei Damen und elf Herren sind zu Besuchszwecken an der Pforte versammelt. Empfangen werden sie von MVG-Sprecher Peter Beine und Diplom-Ingenieur Dirk Laumann, der sich mit Hoch- und Tiefbau auskennt. Als die Gruppe in der 240 Meter langen Aufstellhalle über die Gleise schreitet, eröffnet Jakob Hummel (92), er habe exakt hier von 1932 bis 1959 als Dreher gearbeitet. Da war die heutige Bus- und Straßenbahnzentrale noch ein Ausbesserungswerk für Dampflokomotiven. Nach dessen Schließung zog 1961 der Betriebshof ein. Und obwohl die genieteten Stahlträger seit 1873 die hohe Halle halten, obwohl mehrere historische Triebwagen auf Sonderfahrten warten, erkennt Jakob Hummel den Ort, den vor fünf Jahrzehnten verließ, kaum wieder: „Was sich hier alles verändert hat . . .” Was sich hier noch verändern wird, erläutern die Gastgeber in der Kantine, deren ausgedehnten Öffnungszeiten (nur zwischen Mitternacht und vier Uhr früh ist die Tür geschlossen) und zahlreichen Kaffeeautomaten vom Rund-um-die-Uhr-Betrieb zeugen. Verändern wird sich: der Betriebshof, den man bis 2010 „ertüchtigen” will, wie Beine sagt. Sprich: mit 10,5 Mio Euro Eigenmitteln (Fremdförderung fällt aus) modernisieren. Was, wo, zu welchem Zweck gerade gebaut wird, bekommen die Besucher/innen vor Ort zu sehen. So entstehen – mit dem Ziel, die Busse von den Bahnen räumlich zu trennen – eine neue Waschanlage, Aufstellfläche, Wartungshalle sowie eine Tankstelle, die auch von den Feuerwehrfahrzeugen genutzt werden soll, sobald die roten Retter als Nachbarn einziehen. Verändern soll sich jedoch auch: das Unternehmen MVG, und zwar massiv. „rpp-Verkehr” heißt die Zukunftsvision, ein enger Verbund mit den Verkehrsunternehmen der Städte Essen und Duisburg, der zugleich Geld sparen und den Kunden Gewinn bringen soll, woran derzeit mehrere Arbeitsgruppen werkeln. „Die Räte müssen dies noch beschließen”, räumt Beine ein und bezeichnet die Kooperation als „einmalige Chance”. Doch die Gegenwart bewegt die Besuchergruppe stärker. Und da Peter Beine auch als Beschwerdemanager fungiert, werden alltägliche Bus- und Bahnprobleme besprochen, während die Gäste über das Gelände ziehen. Unübersichtliche Haltestellen, geschlossene Türen, Verspätungen, fehlende Ticketautomaten . . . Gut drei Stunden dauert die Besichtigung bei der MVG, in deren Zuge es vieles zu entdecken gibt, woran Fahrgäste selten denken dürften. In der Betriebszentrale etwa, wo die Mitarbeiter von modernen Flachbildschirmen umringt sind, können sie per Kamera-Auge in den Aufzug am Schloss Broich blicken („falls jemand steckenbleibt”). In der Hauptwerkstatt erfährt man, wie Wuchtmaschinen für die schweren Omnibusschlappen aussehen, und dass ein Satz Straßenbahnräder etwa 100 000 km lang hält. Nebenan werden Trams aus großen Silos mit Sand betankt, den sie zum Bremsen und Bergauffahren brauchen. Als die Gäste am frühen Abend wieder in der Aufstellhalle anlangen, ist es dort voller geworden. „Die Takte werden ausgedünnt”, sagt Beine und führt noch vor, dass man sich – dank Lichtschranke und automatisch öffnendem Bandenschutz – in Straßenbahntüren weder Gliedmaßen noch Gehhilfen schmerzhaft einklemmen könne. So wäre dies auch noch geklärt.