Mülheim. . Die Beatles sind zurück in Mülheim . . . allerdings nicht in Fleisch und Blut, sondern als Erinnerung von Peter Andermahr und seiner Clique.
Vor 50 Jahren belagerten 1500 Beatles-Fans den Bahnhof West. Am Samstag sind es acht.
„Damals war schon ein bisschen mehr Stimmung als heute“, sagt Peter Andermahr und bricht in Gelächter aus. Trotzdem: Einen besser gelaunten Haufen als Andermahr und seine siebenköpfige Bande lässt sich heute schwer in der Stadt finden. Gemeinsam mit seiner alten Crew will der 68-Jährige noch einmal den Moment wiederbeleben, als die Beatles Mülheimer Pflaster betraten. „Im Alter darf man ja auch mal ein bisschen verrückt sein.“
Die Freunde lassen genau um 16.32 Uhr die Korken fliegen, zur selben Zeit, als John, Paul, Ringo und George aus dem Zug in Mülheim traten. Die Beatles spielten an diesem Tag in der Grugahalle, fuhren aber nicht direkt mit dem Zug nach Essen, um dort keine Massenhysterie auszulösen.
Der 80-sekündige Zwischenstopp auf Mülheimer Grund sollte möglichst geheim bleiben. „Aber irgendeine Polizistentochter konnte ihren Mund nicht halten“, erinnert sich Andermahr, der als einziger aus seiner damaligen Clique dann auch noch die 20 Mark fürs Konzert auftreiben konnte. „Neidisch waren wir damals aber nicht auf ihn, so etwas wie Neid gab es gar nicht“, erinnert sich Gerd Wiesemann (67).
Andermahr, Wiesemann, Manfred Schmidt (65) und Hans-Jürgen Hallmann (65), das ist der harte Kern der damaligen Clique. Zwar sind die anderen drei keine Beatles-Narren wie Andermahr, der zu Hause sein eigenes kleines Beatles-Museum pflegt (WAZ berichtete).
Aber als die Pilzköpfe ihnen zuwinkten, war das für die drei Freunde keinen Deut weniger aufregend – über ihr Fan-Dasein ist die Crew auf Ewig verbunden. „Ich war danach zwei Tage völlig fertig“, erinnert sich Hallmann, der damals auf dem Fahrrad zum Bahnhof pilgerte.
Wobei nicht alle der heute anwesenden Acht damals ihre Idole in Fleisch und Blut erlebten. Klaus Vanscheidt, Jahrgang 1968, kam erst zwei Jahre nach der Bravo-Blitztournee durch Deutschland auf die Welt. „Dafür sollen die Beatles an meinem Geburtstag ‘Hey Jude’ aufgenommen haben“, sagt der Berufsmusiker. „Das ist immerhin eine kleine Entschädigung.“
Alpha und Omega der Populärmusik
Vanscheidt feiert heute mit, weil die Beatles der Startschuss für seine Musikliebe und -karriere waren. „Sie sind das Alpha und Omega der Populärmusik, die ersten, die eine Band mit gleichwertigen Mitgliedern gegründet haben“, entlädt er seine Begeisterung. Seine Anerkennung hat Vanscheidt gar einst in ein großes Cover-Projekt fließen lassen: Als Fab Four – derselbe Name wie die bekannte kalifornische Beatles- Tribute-Band – spielte er mit einem Dutzend anderen Ruhrpott-Künstler eine musikalische Hommage in Albumlänge ein.
Natürlich ist die CD auch Teil von Andermahrs großer Beatles-Sammlung. „In 50 Jahren machen wir das hier wieder“, scherzt er und löst die Runde auf. Schließlich wartet der „Revolver“ zu Hause schon darauf, auf den Plattenspieler geladen zu werden.