Mülheim. Die Fassadenplatten an der Realschule und dem Gymnasium Broich drohen abzufallen und müssen abgenommen werden. Sanierung erfolgt in zwei Bauphasen. Die Schüler müssen zeitweise ausquartiert werden
Böse überrascht wurden Stadtverwaltung, aber auch Eltern, Kinder und Lehrer im April: Das Schulzentrum Broich muss umfangreich saniert werden, lautete das betrübliche Ergebnis nach der jährlichen Schulbegehung. Die Fassaden von Realschule und Gymnasium (Altbau) sind defekt. Aus Sicherheitsgründen hat die Stadt die Außenwände längst mit Netzen versehen, die Flächen am Gebäude großzügig abgesperrt. Weitere „Sofortmaßnahmen“ sollen nun folgen.
Fertigbauplatten drohten umzukippen
Dringend notwendig sei es zunächst, so Frank Buchwald vom Immobilien-Service, die Fertigbauplatten an den Giebelfassaden zu entfernen. Sie drohten umzukippen und abzufallen. In der zweiten Hälfte der Sommerferien soll die Demontage erfolgen. „Was bleibt, ist nackter Beton, die Gefahr ist aber ganz gebannt. Nach den Ferien kann der Schulbetrieb erstmal normal weitergehen“, versichert Schuldezernent Ulrich Ernst.
Geld für Neubau und Sanierung von Schulen
Dem Immobilien-Service stehen pro Jahr 15 Millionen Euro für Hochbauarbeiten an Schulen, Kitas, Turnhallen oder Sportplätzen zur Verfügung.
Rund 200 Millionen Euro hat man seit 2001 in Schulen investiert, in das Broicher Schulzentrum steckte man etwa 25,4 Mio Euro (zwischen 2002 u. 2011).
E-r-s-t-m-a-l, denn auf den ersten Sanierungsschritt muss ein zweiter folgen: Auch an den Fensterfassaden müssen die Wasch- und Stahlbetonplatten aus den 60ern abgestemmt werden, die Verankerungen sind alters- und witterungsbedingt ermüdet. „Das Schadensbild ist nicht so gravierend wie an den Giebeln, wir müssen nicht ganz so schnell handeln,“ sagt Buchwald.
Ein hoher einstelliger Millionenbetrag
Parallel zu den Erstmaßnahmen habe man daher ein Architekturbüro beauftragt, die zweite Bauphase durchzuplanen, so Kämmerer Uwe Bonan. Viel Geld kosten wird die Sanierung. Bonan rechnet „für das Gesamtpaket mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag“ – Kosten, die irgendwie in den Haushaltsplan „reingepresst werden müssen“. Hinzu kommen Unwägbarkeiten: Es könnte sich etwa herausstellen, dass auch alle Fenster ausgetauscht werden müssen.
Auf die zwei Schulen kommt im Verlauf der zweiten Bauphase viel zu. Die Schüler müssen wegen erheblicher Lärm- und Staubbelastung Trakt für Trakt ausquartiert werden. „Wir werden Ersatzunterrichtsräume auf dem Gelände schaffen müssen“, so Bonan. Solche Interimslösungen könnten zum Beispiel auf dem Sportplatz entstehen. Mit dem Start des Bauabschnittes 2 sei aber wohl nicht vor 2017 zu rechnen, frühestens im Herbst 2016 könnten die Pläne der Politik vorgelegt werden.
300 Schüler in abgenutzten Containern
Für die Realschule Broich, wegen Raumproblemen schon gebeutelt, ist das Ganze ein zusätzlicher Schlag. Schon seit Jahren müssen in der derzeit fünfzügigen Schule (aber nur für drei Züge angelegt) rund 300 Schüler in abgenutzten Containern unterrichtet werden. Dass man im Zuge der Fassadensanierung einen Realschulneubau hochziehe statt Interimsbauten zu installieren, sei nicht denkbar, so die Verwaltung. „Wir müssen im Gleichschritt ja auch andere Baustellen bearbeiten, zum Beispiel die Fassade des Otto-Pankok-Gymnasiums erneuern“, sagt Ulrich Ernst. Gleichwohl werde man die Raumproblematik mitdiskutieren.
Genau geprüft hat man, so Frank Buchwald, noch einmal alle Schulen in der Stadt, die einst mit den gleichen Fertigteilen wie in Broich gebaut wurden. Fazit: „Ähnliche Schäden gibt es sonst nirgendwo.“