Mülheim. . Die Broicher Realschule ist die beliebteste, obwohl ca. 300 Schüler in Containern unterrichtet werden müssen. Eltern klagen über mangelnde Wertschätzung.

Baumaßnahmen bestimmen nächsten Montag die ersten Tagesordnungspunkte im Bildungsausschuss: Vertreter des Immobilienservice geben mehrfach Auskunft, was, wo, wie in Schulen gewerkelt wird. Außerdem sind die Schulentwicklungsplanung und die Auswirkungen der Schülerzahlen auf den Raumbedarf an Gymnasien und Gesamtschulen Thema. Keiner dieser Punkte beschäftigt sich mit Realschulen. Bernd Kluthausen, Elternsprecher des achten Jahrgangs der Realschule Broich, dürfte dieser Sitzungsplan in seinem Empfinden bestätigen: Realschulen, ist er überzeugt, laufen in Mülheim unter ferner liefen.

Die Broicher Realschule ist die beliebteste in Mülheim: 171 Anmeldungen gingen dort für das kommende Schuljahr ein. „Seit Jahren“, sagt Bernd Kluthausen, besteht dort ein Jahrgang aus fünf Klassen. Ein Erfolg, der unter erschwerten Bedingungen erreicht wurde. Denn die räumlichen Bedingungen an der Holzstraße, das räumen Schulleitung und Stadtverwaltung ein, sind nicht optimal (wir berichteten). Rund 300 Broicher Realschüler werden in Containern unterrichtet, deren Zustand Stadtsprecher Volker Wiebels im Gespräch mit dieser Zeitung „beklagenswert“ nannte. Da kann Bernd Kluthausen nicht nachvollziehen, dass in der Stadt nur über Raumbedarf an Gymnasien und Gesamtschulen diskutiert wird.

Solide Lernbedingungen gefordert

Der Elternsprecher verweist auf neue Aufgaben, die an Schulen gemeistert werden müssen. Da seien die Flüchtlingskinder, die Deutschunterricht in kleinen Gruppen erhalten, und die Inklusionskinder mit besonderem pädagogischen Förderbedarf. Dafür brauche man Räume, doch die im Gebäude reichten vorher schon nicht. Daher sind die Container, die während der Sanierung des Schulzentrums mit dem angrenzenden Gymnasium als Notlösung gedacht waren, zum Dauerzustand geworden. „Es gibt Kinder, die haben ihre ganze Schulzeit in den Containern verbracht“, sagt Bernd Kluthausen. Eng sind diese Räume, in denen 30 Kinder unterrichtet werden. Zur Toilette gehe es über den Schulhof, bei schlechtem Wetter mit Regenjacke. Die Decken seien niedrig, das Flachdach sonnenbestrahlt: „Die Schüler verlieren im Sommer viel früher die Konzentration.“

Schulleiter Bernd Dahmen habe die Parteien zum Gespräch eingeladen, berichtet der Elternsprecher des achten Jahrgangs, „gekommen ist nur eine kleine“. Das spiegelt für den Vater die mangelnde Wertschätzung für die Schulform Realschule wider. Mit Blick auf den anstehenden Bildungsausschuss hat er da eine klare Forderung, nämlich dauerhaft „solide“ Lernbedingungen: „Die Eltern wollen für ihre Kinder auch vernünftige Bedingungen, gemauerte Klassenräume mit normaler Akustik und energetischer Isolation für gutes Lernverhalten.“

Für einen Neubau fehlt das Geld

Die Politik musste sich beim Haushalt 2016 für eine Investition entscheiden: Neubau für die Schule in Broich oder für das Wennmann-Bad in Heißen oder die Sanierung der VHS. Die Mehrheit entschied sich letztlich für das Schwimmbad.

Im März scheiterten die MBI zudem mit den Antrag, die Erweiterung der Realschule in ein Dringlichkeitsprogramm aufzunehmen.