Mülheim. . Zu Besuch bei einem Außenarbeitsplatz der Fliedner Werkstätten: Ronny Mirring, der seh- und lernbehindert ist, arbeitet im Kindergarten Sternenzelt und ist voll integriert im Erzieherteam.

Mica, Shiloh, Katharina und die anderen Dreikäsehochs machen ganz schön Radau, während sie um den Kicker herumspringen. Klar, Fußball steht bei den Kindern des evangelischen Kindergartens Sternenzelt in Heißen im Moment besonders hoch im Kurs. In ihrer Mitte – wie ein ruhender Pol: Ronny Mirring. Der 26-Jährige, der seh- und lernbehindert ist, hat in der Kita als Beschäftigter der Fliedner Werkstätten einen so genannten Außenarbeitsplatz.

Zum Hintergrund: Die Fliedner Werkstätten haben die Aufgabe, Beschäftigte durch geeignete Maßnahmen so zu fördern, dass sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einen Arbeitsplatz erhalten. Bei einem Außenarbeitsplatz handelt es sich um begleitete Arbeit, der Integrationsbeauftragte der Fliedner Werkstätten ist – wenn nötig – ständiger Ansprechpartner für die Kita-Leitung. „Um die Behinderten im allgemeinen Arbeitsmarkt unterzubringen, brauchen wir jemanden in den Betrieben, der bereit ist, Unterstützung zu liefern“, sagt Klaus Livoti, der Integrationsbeauftragte der Fliedner Werkstätten. Das Ziel dahinter ist klar definiert: Ein möglichst hohes Maß an Inklusion zu erzielen. „Die Behinderten müssen aber erst mal die Chance bekommen zu zeigen, dass sie bestimmte Dinge können“, sagt Livoti. „Dazu braucht es Menschen, die ihnen mit Wohlwollen begegnet.“

Menschen wie Elke Neubacher-Michaelsen: Die Leiterin des Kindergartens Sternenzelt hatte Ronny Mirring während seines Praktikums in einer integrativen Kita kennengelernt und war daher offen, als er sich um eine feste Arbeit mit Kindern bewarb. „Er ist frei in dem, wie er sich mit den Kindern beschäftigt. Wir achten aber drauf, dass es nicht zu viel wird und dass er seine Pausen einhält“, berichtet die Kita-Leiterin, die den 26-Jährigen auch in die Teambesprechungen einbezieht und seine Anregungen genauso ernst nimmt wie die der Kolleginnen. „Um Betrieb und Behinderten dauerhaft zusammenzubringen, muss es einfach passen“, sagt Klaus Livoti.

Einen besonders guten Draht zu Kindern

Für Ronny Mirring, der viel Musik macht – auch mit den Kindern in der Kita Sternenzelt – ist der Außenarbeitsplatz wie geschaffen: „Ich bin zweitältester von sechs Kindern und habe auch schon immer auf meine kleinen Geschwister aufgepasst. Für mich war früh klar, dass ich mit Kindern arbeiten will.“ Damit er in der evangelischen Kita am Fünter Weg mitarbeiten kann, greift die Gemeinde als Träger der Kita auf diakonische Töpfe zurück, wie Elke Neubacher-Michaelsen erklärt.

Täglich unterstützt der 26-jährige Ronny so das sechsköpfige Erzieher-Team für sechs Stunden. Sein Vertrag war zunächst auf ein Jahr befristet, ist aber bereits verlängert worden. Für Elke Neubacher-Michaelsen und ihre Kolleginnen eine große Unterstützung: „Wir haben nicht mehr die Zeit, uns so intensiv mit den Kindern zu beschäftigen.“

Ronny habe einen besonders guten Draht zu den Kindern: „Er hat eine Engelsgeduld. Zudem ist er sehr reflektiert, fragt nach, warum sich ein Kind so oder so verhält und wie er sich dann verhalten soll.“ Wäre Ronny stattdessen in den Fliedner Werkstätten geblieben, sähe Elke Neubacher-Michaelsen sein Empathie-Potenzial verschwendet. Keiner im Sternenzelt möchte Ronny mehr missen, hat die Leiterin erfahren und betont: „Ich kann jedem empfehlen, sich darauf einzulassen, einen Behinderten aufzunehmen.“

Seine Behinderung spiele im Kita-Alltag kaum eine Rolle, sagt Ronny und erzählt: „Hin und wieder fragt ein Kind, warum ich ein großes und ein kleines Auge habe. Dann erkläre ich ihm einfach, dass nicht jeder Mensch gleich ist.“

Betriebe, die Beschäftigte mit Behinderungen aufnehmen wollen, können sich an den I ntegrationsberater der Fliedner Werkstätten, Klaus Livoti, wenden: Tel. 0208/444 82 59, klaus.livoti@werkstaetten.fliedner.de

Der Integrationsberater steht Firmen als Ansprechpartner zur Seite, hilft Behinderten und Betrieben bei der Beantragung von Fördermitteln und leistet Begleitung bei Amtsgängen wie etwa zur Agentur für Arbeit.