Mülheim. Ein Konzept liegt jetzt vor. Politiker zeigen sich in einer ersten Reaktion wohlwollend, aber auch kritisch. Gespräche über dezentrale Angebote laufen
Wie und wo soll Volkshochschule in Mülheim künftig stattfinden? Über zwei Jahren haben Politiker aller Fraktionen auf Antworten gewartet. Seit gestern liegt ein Konzept vor, das Ziele formuliert, aber längst nicht alle Fragen beantwortet. Fest steht: Der Raumbedarf ist künftig deutlich kleiner als derzeit. Und: Die Kooperationen in der kommunalen Bildungslandschaft sollen ausgebaut werden.
Die VHS, so die Leiterin Annette Sommerhoff, werde weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Chancengleichheit und sozialen Gerechtigkeit in der Stadt leisten, indem sie geringer qualifizierten Menschen mehr Bildungsnähe bietet und ihnen hilft, Schulabschlüsse nachzuholen. Lebenslanges Lernen zu ermöglichen, bleibt eine zentrale Aufgabe: „Es zeigt sich ein Bedarf an altersgerechten, differenzierten Bildungsangeboten, orientiert an Lebensphasen und Altersstufen.“ Diesen Bedarf gelte es, zu erheben und auszubauen.
Stark gefordert sieht sich die VHS in den kommenden Jahren bei der interkulturellen Weiterbildung, insbesondere in der Sprachförderung als zentralen Baustein der Integration. Sprach- und Inte-grationskurse sollen weiter ausgebaut werden. Fortschritte in der Digitalisierung will die VHS-Leiterin nutzen, um Arbeits- wie Lernprozesse zu erleichtern.
Reaktionen fallen unterschiedlich aus
Um den künftigen Raumbedarf zu ermitteln, wurden sämtliche Räumlichkeiten und deren Belegungen überprüft. Die Aufgaben der VHS von morgen, so Sommerhoff, ließen sich an einem zentralen Ort mit guter Erreichbarkeit für alle ergänzt durch dezentrale Angebote realisieren. Insbesondere sozial benachteiligte Zielgruppen will man durch ein dezentrales Angebot erreichen. Aktuell sei die VHS-Leitung dabei, in Gesprächen zu prüfen, welche Möglichkeiten es in der Stadt gibt, bedarfsgerechte dezentrale Angebote machen zu können. Das Hauptgebäude an der Bergstraße wird im jetzigen Umfang nicht benötigt. Der zentrale Raumbedarf wird auf 3100 Quadratmeter beziffert, wobei auf die eigentlichen Kursräume 2000 Quadratmeter entfallen. Derzeit steht an der Bergstraße fast die doppelte Fläche zur Verfügung. Die Nutzung einzelner Räume könnte durch eine verbesserte Koordination optimiert werden. Die Möglichkeiten, Kurse auszulagern, wurde geprüft. In begrenztem Umfang sei dies möglich.
Die ersten Reaktionen zum Konzept fallen unterschiedlich aus. Politiker im Bildungsausschuss äußerten sich wohlwollend, andere eher kritisch. „Das kann nur ein erster Aufschlag sein“, sagte Franziska Krummwiede-Steiner (Grüne). Alle wichtigen Fragen, so Lothar Reinhard (MBI), seien in dem Konzept ausgeklammert worden. Die SPD sieht darin zunächst einmal nur die Schwerpunkte genannt, und die CDU spricht von einem „bescheidenen Ergebnis“. „Angesichts der langen Zeit, die man zum Nachdenken hatte, ist das einfach zu wenig“, so Hansgeorg Schiemer (CDU). Insbesondere zur Frage der Dezentralität habe man mehr Fakten erwartet.