Essen. Die Mitarbeiter des Essener Turbinenreparatur-Werkes gehen nun mit größerer Zuversicht nach Mülheim. Siemens plant dort unter anderem einen Neubau.
Es ist beschlossene Sache: Siemens siedelt in spätestens zwei Jahren sein Turbinen- und Generatorenwerk mit 430 Mitarbeitern von Essen nach Mülheim um und baut in Mülheim eine zentrale Serviceeinheit für NRW auf. Dafür will der Konzern auf seinem Betriebsgelände am Mülheimer Hafen eine neue Werkstatt mit angeschlossenem Bürotrakt errichten. Die Mülheimer Belegschaft erfuhr davon bereits am Montag dieser Woche auf einer Betriebsversammlung. Ein Siemens-Sprecher bestätigte gestern offiziell nur, dass die Immobiliensparte Siemens Real Estate entsprechende Baumaßnahmen im Hafen prüfe.
Der Zeitpunkt des Umzuges steht nach Angaben des Essener Betriebsratsvorsitzenden Dieter Kupferschmidt noch nicht fest. Der ursprünglich avisierte Termin, Oktober 2017, sei wohl nicht mehr zu halten. Kupferschmidt rechnet nun erst 2018 damit.
Als die Pläne des Konzerns vor einem Jahr erstmals bekannt wurden, gab es große Vorbehalte in der Essener Belegschaft. Kupferschmidt kündigte damals Widerstand an. Er und viele Mitarbeiter befürchteten, der Umzug könnte der Anfang eines weiteren Personalabbaus sein und die Essener Einheit im großen Mülheimer Werk aufgehen. Mittlerweile sind die Sorgenfalten erheblich kleiner geworden. Nach langen, „harten aber fairen“ Verhandlungen, so Kupferschmidt, sei es gelungen, den Essenern eine Zukunftsperspektive in Mülheim zu geben. „Wir gehen als eigenständige Einheit rüber“, sagte Kupferschmidt. Offenbar soll es für die Serviceeinheit eine Bestandsgarantie von mehreren Jahren geben. Dass Siemens nun in Mülheim sogar einen Neubau plant, wertet Kupferschmidt als wichtiges Bekenntnis des Konzerns.
Arbeitsplatzabbau droht noch immer
Während Essen mit dem Wegzug des Reparaturwerkes an der Econovaallee in Bergeborbeck hunderte Industriearbeitsplätze verlieren wird, ist in Mülheim die Freude über die Essener Verstärkung groß. Zumal auch dort ein Stellenabbau in der Größenordnung von 348 Arbeitsplätzen angekündigt ist. Der Mülheimer Betriebsratsvorsitzende Pietro Bazzoli äußerte sich positiv zum Zusammenziehen der Service-Abteilungen. Ohnehin sei der Standort am Hafen durch die Investitionen der jüngeren Vergangenheit mit neuester Infrastruktur aufgestellt. „Mit den Essener Kollegen bekommen wir jetzt noch mal neue Kompetenzen hinzu.“ Ein Siemens-Sprecher zählte die erhofften Effekte der Verschmelzung der Service-Einheiten auf: „Dadurch werden schnellere Bearbeitungszeiten, einfachere Logistikprozesse, Kosten- und Qualitätsvorteile erzielt.“
Die Verhandlungen zwischen Siemens und Betriebsrat sind derweil noch nicht abgeschlossen, betonte Kupferschmidt. So droht noch immer ein mit dem Umzug verbundener Arbeitsplatzabbau in Essen. Ursprünglich war von 60 Stellen die Rede gewesen. Doch Kupferschmidt ist überzeugt, dass es am Ende deutlich weniger sein dürften. „Aber das ist alles noch Gegenstand der laufenden Verhandlungen“, betonte er.