Mülheim. . Das Bündnis für Familie legt Impulspapier vor: Kuratoren schreiben fest, was sie für grundlegend halten. Arbeitsgruppen wollen bald konkret werden.
Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten im Mülheimer Bündnis für Familie Vertreter der Stadtgesellschaft zusammen, um die Stadt für Familien lebenswerter zu machen. Vor einem Jahr erhielt ihre Arbeit neue Impulse: Über 100 Väter und Mütter sowie Angehörige älterer Menschen steuerten Ideen bei, vertieften sie in Workshops. Nun liegt ein Impulspapier vor.
Das Bündnis hat sich darin unter anderem festgelegt, was unter Familie zu verstehen ist: „Familie ist überall dort, wo Menschen verschiedener Generationen Verantwortung füreinander übernehmen“. Neben der klassischen Familie zählten also auch Patchwork- und Regenbogenfamilien, Alleinerziehende, Familien mit Migrationshintergrund, Eltern ohne Trauschein und andere dazu. „In der Familienstadt“, heißt es weiter, „richtet sich Stadtentwicklungspolitik in ihren strategischen Überlegungen und Planungen wie in den fachlichen und politischen Grundsatzentscheidungen am Ziel der Familiengerechtigkeit aus.“ Für Oberbürgermeister Ulrich Scholten ein maßgeblicher Punkt, der durchaus finanzielle Folgen haben darf: Wenn man künftig sehe, dass bei mehreren Entscheidungsmöglichkeiten „die teurere Variante diejenige ist, die Familiengerechtigkeit garantiert, müssen wir gucken, wie wir diese hinkriegen“. Nicht immer gehe es auf dem Weg zur Familienstadt aber ums große Geld, „manchmal muss man auch einfach nur mal umdenken“.
„Damit wir gute Leute bekommen, müssen wir ein attraktives Umfeld schaffen“
Dass man den Fokus auf Familie legt, geschehe nicht allein aus Altruismus, betont Kuratoriumsmitglied Hanns-Peter Windfeder: „Wir brauchen Fachkräfte. Und damit wir gute Leute bekommen, müssen wir ein attraktives Umfeld schaffen.“ Längst gehe es bei Einstellungsgesprächen nicht mehr nur um Gehalt und Urlaubstage. Fragen nach Kindergärten im Umfeld oder flexiblen Arbeitszeitmodellen ständen häufig im Vordergrund.
Familie und Beruf war eines der Themenfelder, mit dem sich die Eltern beschäftigt haben, Bildung und Erziehung ein anderes, dazu Service für Familien sowie Wohnen und Infrastruktur. Auch aus den einzelnen Gruppen sollen alsbald Impulspapiere vorgelegt werden, mit umsetzbaren Ideen.
Vertreter vieler gesellschaftlicher Gruppen an Bord
Mitglieder des Kuratoriums Mülheimer Bündnis für Familie sind: Oberbürgermeister Ulrich Scholten, Stadtdechant Michael Janßen, Superintendent Helmut Hitzbleck, Sozialdezernent Ulrich Ernst, Gleichstellungsbeauftragte Antje Buck, Lothar Fink (Awo), Jutta Kruft-Lohrengel (IHK), Regina Arntz (Caritas), Hartwig Kistner (Diakonie), Heinz Lison (Wirtschaft), Jürgen Koch (Agentur für Arbeit), Jürgen Schnitzmeier (Wirtschaftsförderung), Prof. Dr. Werner Giesen (Sport), Hanns-Peter Windfeder (Wirtschaft), Klaus Waschulewski (DGB), Eva Melchers (Handwerkskammer), Inge Kammerichs (MST), Frank Esser (MWB) und Ulf Lennermann (SWB). Geschäftsführerin des Bündnisses ist Dr. Claudia Roos.
Infos/Anregungen: claudia-roos@muelheim-ruhr.de oder 455-9983 bzw. familie-in-muelheim.de oder muelheim-ruhr.de, Stichwort Familienstadt.
Die Eltern hatten sich zum Beispiel eine zentrale Kita-Anmeldung im Internet gewünscht; Pläne dazu hatte die Verwaltung ohnehin. Durch den ausdrücklichen Wunsch aber habe man diese Sache priorisiert, so Windfeder. Auch längere Öffnungszeiten von Kitas oder die Möglichkeit, Kindergartenplätze zu teilen, stehen auf der Wunschliste. Und auch um Chancengleichheit gehe es: „Die Kinder im Norden der Stadt sind längst nicht so gut betreut wie sie sollten.“
Noch immer freue man sich auch über neue Anregungen, sagt Windfeder, „wir möchten weiterhin wissen, was Mülheimer Familien wollen“. Die Ideen gehen an Politik und Verwaltung. Aufgabe des Kuratoriums sei es dann, immer wieder nachzuhören, was daraus wird. „Uns ist klar, dass wir daran gemessen werden. Wenn die Menschen nicht erleben, was am Ende dabei rauskommt, machen sie irgendwann nicht mehr mit.“