Mülheim. . Aber nur ein Fahrer war mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs. Polizei bilanziert für den Blitzmarathon in Mülheim „einen ruhigen Tag“.

„Es ist sehr ruhig gewesen“, bilanziert die Polizei den Blitzmarathon in Mülheim. 2855 Mal nahmen die Radargeräte am Donnerstag in der Stadt die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge auf. 186 Fahrer kassierten ein Verwarngeld, nur einem Raser droht gar der vorübergehende Führerscheinentzug.

Morgens an der Kölner Straße. Dirk Weyer schaut durch die Laserpistole, zielt auf das Kennzeichen eines Autos in 400 Metern Entfernung. Dann drückt er mit dem Zeigefinger ab: 58 km/h zeigt das Gerät an. „Um ihn anzuhalten, reicht das nicht.“ So wie Weyer haben am Donnerstag Tausende Polizisten beim Blitzmarathon Raser aus dem Verkehr gezogen. Allein in NRW waren 2200 Beamte im Einsatz.

Gegenverkehr warnt Autofahrer

Verkehrspolizist Weyer steht seit 7.15 Uhr mit Kollege Thorsten Wißing an der B 1. 50 Kilometer pro Stunde sind hier erlaubt, ab Tempo 60 wollen die beiden die Fahrer anhalten. Doch in den ersten drei Stunden der Kontrolle müssen sie niemanden stoppen. „Der Gegenverkehr warnt die anderen Autofahrer, da wird sehr viel aufgeblinkt“, sagt Weyer, der schon seit 40 Jahren im Polizeidienst ist. Zudem ist der Verkehr am Morgen sehr dicht, Möglichkeiten zum Rasen gibt es auf dieser Strecke so kaum.

Auch die Berichterstattung über den Blitzmarathon sorgt dafür, dass die meisten Autofahrer deutlich langsamer unterwegs sind. Schon in den Vorjahren sind der Polizei bei dieser Aktion weniger Raser ins Netz gegangen als an normalen Tagen. Etwa drei Prozent der Fahrzeuge waren 2015 zu schnell. „An anderen Tagen liegt die Quote eher bei fünf bis sechs Prozent“, so Manfred Schröder, Leiter der Verkehrsinspektion 1 bei der hiesigen Polizei.

Wirkung hält nicht lange

Der Polizei ist dieser Effekt willkommen, dank ihm ist es am Tag des Blitzmarathons sicherer auf den Straßen. Jeder dritte Verkehrstote ist ein Opfer von überhöhter Geschwindigkeit. „Es ist fast nicht zu ermessen, was für ein Leid hinter einem Verkehrstoten steht“, sagt Schröder. „Ich musste im Polizeidienst bereits viele Todesmeldungen überbringen. Spaß macht das nicht.“ Doch die Wirkung des Blitzmarathons hält nicht allzu lange an. „Am Freitag ist es meistens noch ruhig, am Samstag wird schon wieder Gas gegeben“, sagt Wißing.

Am Donnerstag war nur ein Mülheimer allzu rasant, nämlich mit 61 statt erlaubten 30 km/h unterwegs, dass ihm zwei Punkte in Flensburg, der Führerscheinentzug für einen Monat und ein Bußgeld von rund 200 Euro drohen. Die Verkehrspolizisten Weyer und Wißing haben mit Verkehrssündern wie diesem kein Mitleid. „Die Geldbußen sind aus meiner Sicht zu gering“, sagt Weyer. „Schließlich gibt es für die Fahrer keinen Grund zu klagen: Sie entscheiden über alles selbst, was sie im Auto machen.“

Mehr als 500 Tote durch Verkehrsunfälle

„Schluss mit dem Blitzmarathon, mehr Verbrechenbekämpfung“ – mit dieser Forderung reagierte die Ratsgruppe Alfa auf den neuerlichen Blitzmarathon.

Polizeisprecher Peter Elke zeigte zwar „Verständnis“ für jenes Empfinden, aus dem heraus eine solche Forderung erhoben werde. Doch er machte auch die Bedeutung der Aktivitäten deutlich, mit denen die Polizei präventiv versuche, die Opferzahlen im Straßenverkehr zu reduzieren. „Verkehrsunfälle auf deutschen Straßen haben 2015 über 500 Menschenleben gekostet, Zigtausende sind schwer oder schwerst verletzt worden.“

Selbst wenn man alle Straftaten zusammennehme, komme man nicht annähernd auf so hohe Zahlen. „Jeder Tote und Verletzte weniger“, so Elke, „bedeutet erheblich weniger Leid.“ Einbruchsopfer seien natürlich oft traumatisiert. Den materiellen Schaden aber ersetze eine Versicherung. „Einen getöteten Menschen ersetzt keine Versicherung.“

Die Polizei ist der Ansicht, dass mit dem Blitzermarathon das Bewusstsein der Kraftfahrer zu schärfen ist, in angemessenem Tempo zu fahren.