Mülheim. . Sie lehnen den Vorschlag des Umweltamtes, den die Selbecker unterstützen, ab. Begründung: Furcht vor mehr Staus und Einbußen der Firmen am Autobahnzubringer.

Tempo 30 auf der Kölner Straße in Selbeck. Die Mitglieder der Bezirksvertretung 3 schmetterten den Vorschlag des Umweltamtes ab. Damit votierten sie gegen das Recht der Bürger auf saubere Luft. Denn der Anteil an Stickstoffdioxid (NO2) in der Stadtteilluft ist zu hoch, ergaben Messungen. Darum sollen Autos dort langsamer fahren. Dafür stimmte auch eine Bürgerversammlung. Das Recht auf saubere Luft ist einklagbar.

„Dann stauen sich die Autos fast ständig bis zum Breitscheider Kreuz. Anlieferer kommen nicht mehr zu den Betrieben an der Kölner Straße. Das bedeutet für die Caravanbetriebe das Ende, die wir doch dort haben wollten“, wetterten Heinz-Dieter Zeitnitz (SPD) und Elke Oesterwind (CDU). Daher sei auch das Vergrößern der Umweltzone indiskutabel. „Die meisten Wohnmobile bekommen keine grüne Umweltplakette“, fügte Zeitnitz hinzu. „Vielleicht kommen dann auch viele Selbecker mit ihren SUVs nicht mehr nach Hause“, raunte ein andere ins Plenum.

Michael Stallmann vom Amt für Umweltschutz hatte den Bezirksvertretern zuvor erläutert, dass die NO2-Werte in Selbeck die zulässige Höchstmarke deutlich überschreiten. „Also müssen wir handeln. Fahrverbote für Lastwagen sind nicht durchsetzbar. Aber langsameres Fahren hilft schon“, erklärte Stallmann. In „Tübingen und Berlin waren solche Tempo-30-Bereiche erfolgreich. Die Luft hat sich dort bereits verbessert.“

Ortspolitiker zeigen sich unbeeindruckt

Da setzten Elke Oesterwind und Dieter Zeitnitz zum Sturmlauf an: „Der passive Messwertgeber hängt an der Haltestelle stadteinwärts. Fahren die Busse an, kommen viele Abgase heraus und verfälschen die Messwerte. Da kann etwas nicht stimmen. Das Ding gehört an einer anderen Stelle aufgehängt.“

Das Landesumweltamt habe die Stelle für den Messwertgeber ausgewählt. „Diese Fachleute wissen schon genau, was sie wie tun“, entgegnete Michael Stallmann und warb für den Tempo-30-Bereich auf dem Autobahnzubringer.

Die Ortspolitiker beeindruckte das alles nicht. Sie waren auch sauer darüber, dass der Selbecker Bürgerverein es wohl versäumt hatte, sie zur Bürgerversammlung einzuladen. „Sie können dort nicht einfach etwas mit der Verwaltung beschließen“, so Dieter Zeitnitz.

Die Grünen versuchten zwar, eine befahrbare Entscheidungsbrücke zu bauen, aber auch sie fürchteten um Einbußen bei den Firmen an der Kölner Straße. Klagt nun ein Selbecker sein Recht auf saubere Luft ein, muss die Stadt handeln. Beim Aufrufen dieses Tagesordnungspunktes hatte Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck bereits geahnt: „Das wird jetzt länger dauern.“