Mülheim. Die Flüchtlingsunterkunft an der Oberheidstraße soll zunächst nur 250 statt 420 Menschen aufnehmen. Holzhäuser sind Ende Juni bezugsfertig.

Für die Stadtverwaltung war es Mittwoch in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule inzwischen die 13. Informationsveranstaltung zum Thema Flüchtlingsunterbringung. Rechnet man nur mit jeweils 200 Besuchern, so wurden insgesamt schon über 2500 Menschen erreicht, wie Sozialdezernent Ulrich Ernst feststellte, der wie immer zu Beginn einen Bericht zur Lage und Perspektive gab. Die Unsicherheit über die Größenordnung der zu erwartenden Flüchtlinge ist im Grunde genauso groß wie im Vorjahr nur unter entgegengesetztem Vorzeichen. Wusste man im Vorjahr nicht, ob die Kapazitäten ausreichen, ist nun die Frage, ob zu viele Unterkünfte gebaut werden. Prognosen wagt derzeit niemand. „Wir fahren auf Sicht wie im Nebel und müssen einen passenden Korridor finden“, erläuterte Ernst.

Mieten statt Bauen

Würden zu viele Unterkünfte gesetzt, würde die Stadt unnötig Geld in den Sand setzen. Dass 2000 Menschen in diesem Jahr in die Stadt kommen – das war im Dezember die Grundlage für den Beschluss, acht Flüchtlingsdörfer zu bauen – erscheine derzeit sehr unwahrscheinlich. Zuweisungen gibt es im Gegensatz zu den Nachbarstädten Essen und Duisburg derzeit keine, weil die Stadt ihr Soll erfüllt habe. Seit Karneval im Februar sind 50 Menschen nach Mülheim gekommen. Das wird sich aber in absehbarer Zukunft ändern. Es ist auch nicht auszuschließen, dass wieder deutlich mehr Flüchtlinge kommen.

Mieten sei deshalb besser als bauen, außerdem wolle sich die Stadt durch Puffer weiterhin Flexibilität sichern. So werde auch das Flüchtlingsdorf an der Oberheidstraße zunächst kleiner ausfallen: Statt, wie im Dezember vom Rat beschlossen, Platz für 420 Menschen bereitzustellen, werden dort zunächst Kapazitäten für 250 Menschen geschaffen, die in der zweiten Juni-Hälfte bezogen werden könnten. „Wir behalten uns aber vor, in einem zweiten Bauabschnitt Plätze für weitere 160 bis 170 Menschen zu bauen“, kündigte Ernst an. Im Gegensatz zu den Einrichtungen am Kirmesplatz und an der Holzstraße sind an der Oberheidstraße ganz normale Wohnungen mit Selbstversorgung sowie 24-Stunden-Hausmeisterdienst vorgesehen. Es gibt Wohnungen von 43 und 68 Quadratmetern Größe.

Waschmaschinen und Trockner werden im Clubhaus vorgesehen. Dort wird auch mit der Unterstützung der Stiftung Mercator eine Kinderstube mit 15 Plätzen eingerichtet. „Das ist ein Brückenangebot, um Flüchtlingsfamilien mit Kindertagesstätten vertraut zu machen“, erklärte Ernst. Auch Flüchtlingskinder haben einen Rechtsanspruch auf Betreuung, doch deren Eltern nehmen diesen nicht wahr, weil sie keine oder falsche Vorstellungen von Kitas hätten. „Es ist bekannt, dass Kinder, je länger sie in der Kita sind, später desto besser in der Schule zurechtkommen.“ Zwei solcher Angebote soll es in der Stadt geben.