Mülheim. Die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde stieg 2013 in die Netzwerkarbeit ein. Derzeit machen über 30 Ehrenamtliche Angebote für rund 300 Menschen.
Klönen bei Kaffee und Kuchen ist schön und gesellig; vielen Menschen reicht das als Freizeitgestaltung aber nicht aus. Sie wollen Gemeinschaft und ihre Umgebung zugleich erleben. Daher ist Iris Schmitt überzeugt: „Netzwerkarbeit ist eine zeitgemäße Form für Kirche, sich in die Gesellschaft einzubringen.“ Die Diakonin und Sozialpädagogin koordiniert das Netzwerk der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde (VEK) und schafft Strukturen, damit Menschen Angebote machen können – für andere und sich selbst.
Das Netzwerk der VEK ist ein junges in dieser Stadt, nicht ganz drei Jahre besteht es. Vergangenen Monat bezog es im Petrikirchenhaus auf dem Kirchenhügel ein neues Büro; doch es war nur ein räumlicher Neuanfang. Seit Sommer 2013 hat sich ein ehrenamtliches Team, bestehend aus 32 Aktiven, um die hauptamtliche Koordinatorin gebildet, das derzeit 16 Projekte betreut. Drei weitere sind in Planung und sollen in der zweiten Jahreshälfte starten. „Übers Jahr erreichen wir rund 300 Teilnehmende“, sagt Iris Schmitt. Ihre Aufgabe ist es, „gangbare Strukturen zu schaffen“, damit Menschen eigene Projekte umsetzen, Gruppen oder Treffs ins Leben rufen können. Diese betreuen die Ehrenamtlichen dann eigenverantwortlich.
"Neue Form der freiwilligen Arbeit"
Die klassische Zielgruppe der Netzwerkarbeit ist die Generation 55 plus, die in der nachberuflichen oder nachfamiliären Phase eine sinnvolle Aufgabe sucht. Auch das VEK-Netzwerkteam gehört überwiegend dieser Altersgruppe an – erreicht aber auch Jüngere. Menschen „Mitte bis Ende 30“, Familien mit Kindern, melden sich laut Iris Schmitt, nutzen das Netzwerk als Anlaufpunkt. Wohl auch deshalb legt das Team bei einigen Angeboten Wert auf einen intergenerativen Ansatz. Da ist etwa Horst Wolf, der regelmäßig Kanutouren für alle Generationen anbietet. Enkel, Opa und jedes Alter dazwischen, das ist ihm wichtig, sitzen da in einem Boot. Auch Anette Grunwald hat „den Fokus weg von der Generation 55 plus“ gelegt. An den Ausflügen, Wanderungen, Besichtigungen, die sie organisiert, kann jeder teilnehmen. „Unser Ziel ist es, für Menschen unterschiedlichen Alters in unterschiedlichen Lebenssituationen unterschiedliche Angebote zu machen“, sagt Anette Grunwald.
Netzwerk Flüchtlingsarbeit mit 168 Aktiven
Teil des Netzwerks der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde ist auch das „Netzwerk Flüchtlingsarbeit“, das im vergangenen Jahr initiiert wurde, als erstmals Flüchtlinge in zwei Häuser der Gemeinde zogen. 168 Ehrenamtliche engagieren sich da und unterbreiten Angebote speziell für Flüchtlinge.
Grundsätzlich gilt: Um im Netzwerk der Gemeinde aktiv zu sein, muss man nicht der VEK angehören. „Jeder ist willkommen“, betont Anette Grunwald. Doch hat Diakonin Iris Schmitt die Erfahrung gemacht, dass dieses niederschwellige Angebot durchaus auch ein Einstieg ins andere Gemeindeleben sein kann.
Alle werden sie von den Netzwerkern selbst entwickelt, betont Iris Schmitt, die dadurch die Vielfalt und das Engagement der Aktiven erklärt: „Die Projekte sind den Ehrenamtlichen ein persönliches Anliegen.“ Wie etwa das Café für Trauernde, das Ursula Schulz als zertifizierte Trauerbegleiterin leitet, oder der Radlertreff, den Jürgen Wegmann mitorganisiert. Iris Schmitt sieht darin „eine neue Form der freiwilligen Arbeit“, die „eine passgenaue Gestaltung“ zulässt. Letzteres ist der Hauptamtlichen wichtig, denn ein „Ehrenamt darf kein Vollzeitjob“ werden, auch wenn es ein persönliches Anliegen wird.