Mülheim. . Handwerker schleifen, streichen, schmiergeln im neuen Haus in der Altstadt. Geradliniges Design trifft im Preikirchenhaus auf historische Elemente.
Es sieht so aus, als hätte das Petrikirchenhaus schon immer dort gestanden. Erst auf den zweiten Blick fallen die frisch gestrichenen Fassaden ins Auge und natürlich die vielen Handwerker, die über ein schmales Holzbrett rein und raus balancieren. Seit Baustart im November 2013 wurde der Neubau im Herzen der Altstadt kritisch beäugt – zu klotzig und viel zu hoch, argumentieren die Kritiker. „Mittlerweile haben wir aber viele positive Rückmeldungen, auch von Skeptikern bekommen“, sagt Annegret Cohen, Pfarrerin der Vereinten Ev. Kirchengemeinde (VEK). Wir machen uns selbst ein Bild – beim Rundgang über die Baustelle.
Hinter der weißen Fassade mit den dunkelgrünen Fensterläden wird eifrig gewerkelt. Handwerker tragen große Lampen ins Obergeschoss und unten im großen Saal schleift ein Helfer den Parkettboden ab. „Hier entsteht ein Raum für Begegnungen, in dem sich Gruppen treffen können“, erklärt Cohen. Mit Schiebewänden lassen sich Bereiche abtrennen – so ist der Raum multifunktional nutzbar. Nach dem Einzug am 27./28. Februar soll dort das Netzwerkbüro der VEK sitzen, einmal im Monat können zudem ein Büchercafé stattfinden, Lesungen oder Veranstaltungsreihen wie „Petrikulinarisch und ...“ dort abgehalten werden.
Durch den offenen Flurbereich geht es in den hinteren Teil des Hauses, dort liegen die Wirtschaftsräume: Küche, Sanitäranlagen und auch ein Aufzug. „Das Haus ist ja barrierefrei.“ Die Wände sind bereits frisch in Weiß gestrichen, die Böden in den Räumen im warmen Eichenholzton gehalten oder in den Fluren in anthrazitfarbenem Stein. Das Konzept des Architekten Peter Schnatmann findet sich im gesamten Haus wieder: Klare Linien, geradliniges Design, dass sich am historischen, verwinkelten Grundriss des einstigen Fachwerks orientiert. „Wir haben immer mitgeredet, nicht nur bei der Ausstattung, sondern auch bei der Aufteilung der Räume“, sagt Annegret Cohen. Mit „wir“ meint sie die Mitglieder der VEK, der Stiftung Petrikirchenhaus und des Kinderhilfevereins Las Torres. All diese Parteien werden sich das neue Haus teilen – und zum Ort der Musik und der Begegnung machen.
Singschule zieht in obere Etagen
Im ersten Stock beginnt das Reich der Singschule. Dessen Leiter Gijs Burger freut sich schon auf den Einzug. „Wir haben lange darauf hin gearbeitet.“ Begeistert führt er die Besucher in den großen Musiksaal mit den hohen Schrägen, an dem abgerundete Elemente „den Schall absorbieren“, erklärt der Kirchenmusikdirektor. Dieser Schallschutz findet sich im gesamten Haus wieder. „Ringsum werden im Saal Podeste aufgebaut mit Halterungen für die Notenblätter, so dass die Schüler beim Singen die Hände frei haben.“
Richtig eng sei es zuletzt für die stetig wachsende Schülerschar der Singschule geworden. Im Petrikirchenhaus gibt es nun reichlich Platz: Auch auf der zweiten Etage werden Musik- und Gesangsunterricht stattfinden. Es gibt Proberäume für kleinere Kinder und einen Aufenthaltsraum für die Jugendlichen mit Couch und Kicker.
Über spitzwinklige Treppen geht es hinunter in den Keller. „Hier haben wir Teile der historischen Mauer aufgearbeitet“, sagt Annegret Cohen. Dort wird Las Torres mit dem Bücherverkauf einziehen. Auch die Technik des Hauses hat einen eigenen Raum, in dem die Netzwerk-Kabel des Niedrigenergiehauses zusammenlaufen. „Im gesamten Haus wird es freies Wlan geben“, verspricht Cohen. Und freut sich schon darauf, wenn im Frühjahr auch die Terrasse im Außenbereich fertig sein wird. Sektempfänge nach Trauungen kann sie sich dort vorstellen oder Kaffeetrinken nach den Gottesdiensten. „Wir haben so viele Ideen“, sagt die Pfarrerin.