Mülheim. . 361 Jugendliche werden in diesem Jahr in Mülheim konfirmiert. Kann der Konfirmationsunterrichtsie für ein Leben mit der Kirche begeistern? Wie sieht der Gottesdienst aus?

Getauft werden längst nicht mehr alle Kinder. Wer aber evangelisch getauft ist, wird meist auch konfirmiert. „Etwa 80 Prozent der Jugendlichen aus dem Bezirk kommen“, sagt Gundula Zühlke, Pfarrerin in der Lukaskirchengemeinde. 25 Konfirmanden gibt es diesmal in Dümpten (361 im Stadtgebiet). Kann der Konfirmationsunterricht die jungen Leute für ein Leben mit der Kirche begeistern? Dazu sprachen wir mit Pfarrerin Zühlke und Jugendleiter/Religionspädagoge Simon Sandmann.

Was ist die Konfirmation?

Gundula Zühlke: Die Jugendlichen bekräftigen die Taufe, sie sagen persönlich und bewusst Ja zum Glauben.

Haben sie dann mehr Rechte?

Zühlke: Ja, Konfirmierte dürfen in jeder Gemeinde zum Abendmahl gehen, das Patenamt übernehmen, bei Presbyterwahlen mitstimmen. Bei uns in der Gemeinde ist es allerdings so, dass Kinder und Jugendliche das Abendmahl schon vorher kennenlernen dürfen.

Der Konfirmationsunterricht soll den Jugendlichen Glauben und Kirche nahebringen. . .

Simon Sandmann: Wir wollen Glaubensinhalte vermitteln, aber nicht mit der Missionarskeule – eher in einem offenen Dialog. Kritische Fragen dürfen gestellt werden, werden besprochen.

Früher wurde viel in der Bibel gelesen und auswendig gelernt, die meisten Jugendlichen fanden das langweilig. . .

Sandmann: Wir leiten die „Konfi“-Gruppen zu zweit und arbeiten mit modernen didaktischen Methoden. Wir können da auf eine Menge Material zugreifen. Unterricht im klassischen Sinne gibt es bei uns nicht, eher offene Diskussionsrunden. Wir verteilen natürlich auch mal ein Arbeitsblatt. Oft aber nutzen wir Übungen und Spiele aus dem erlebnispädagogischen Bereich oder arbeiten kreativ.

Und worum geht es inhaltlich?

Zühlke: Schon um klassische Themen wie Taufe, Zehn Gebote, Vater Unser, Gesangbuch, Abendmahl, Jesus. . . Wir lesen auch bei jedem Treffen einen kurzen Bibeltext. Außerdem versuchen wir ein echtes Team zu formen, Regeln des Miteinanders zu reflektieren und zu leben. Die Jugendlichen sollen auch lernen, wie Gottesdienst gefeiert wird. Deshalb müssen sie in der Vorbereitungszeit auch mindestens 20 Mal zur Kirche gehen. In den regulären Gottesdienst oder die Kirche für Kids und Teens.

Viele Konfirmanden sind vorher nie zur Kirche gegangen. . .

Zühlke: Die Mehrheit. In vielen Elternhäusern spielt die Kirche ja auch kaum noch eine Rolle. Andererseits gehört die Konfirmation für Familien dann doch irgendwie dazu, sie ist zum Event geworden. Das ist für uns eine Chance, unsere Inhalte zu vermitteln.

Wie sieht bei Ihnen der Konfirmationsgottesdienst aus?

Zühlke: Eigentlich traditionell. Einzug und Auszug gehören dazu. Ansprachen, Predigt, Einsegnung, Gebete, Glaubensbekenntnis. Den Konfirmationsspruch suchen sich die Jugendlichen selbst aus. Die Frage ,Willst du zu Gott gehören?’ müssen sie nicht laut vor der Gemeinde beantworten, sondern nur innerlich. Das ist ja sehr persönlich.

Gibt es noch eine Kleiderordnung?

Zühlke: Nein, aber die meisten putzen sich raus.

Bleiben viele Konfirmierte nach der Konfirmation bei der Stange?

Sandmann: Wir verzahnen ja bewusst Konfi- und Jugendarbeit. Wir bieten allen Konfirmierten an, an einer Jugendleiterausbildung teilzunehmen. In den letzten Jahren sind aber leider nur wenige hängengeblieben. Wir arbeiten daran. . .

Kommen auch Ungetaufte zur Konfirmation?

Zühlke: Ja, einige haben wir eigentlich jedes Jahr dabei, die werden dann nach der Vorbereitungszeit und vor der Konfirmation noch getauft. In diesem Jahr gibt es eine Besonderheit: Eine Frau, die über 70 Jahre alt ist, möchte konfirmiert werden und ist dabei.

Gefeiert wird ganz traditionell 

Zwölf Jugendliche werden morgen in der Kirche an der Oberheidstraße konfirmiert, 13 waren es am 10. April. Ein Jahr lang hatten sie sich wöchentlich zum Konfirmationsunterricht getroffen. Was hat ihnen besonders gefallen in dieser Zeit? „Die Konfi-Freizeit in Brüggen“, sagt Jan. Dort bereiteten die Jugendlichen einen eigenen Gottesdienst zum Thema „Beten“ vor. Sie wählten Gebete und Lieder aus, schrieben Texte, malten Bilder, schauspielerten. . . Worum es bei den regelmäßigen Konfi-Treffen ging? „Wir haben jedes Mal eine Bibelstelle gelesen“, berichtet Maximilian. Außerdem, so Marie, habe man das Apostolische Glaubensbekenntnis gelernt. Auch mit den Festen im Kirchenjahr habe man sich intensiv beschäftigt, ergänzt Johanna.

Wie feiern die Jugendlichen ihre Konfirmation? Fast alle „klassisch“. Erst in die Kirche, dann Essen gehen mit der Familie, berichtet Melissa. Geschenke gehören natürlich auch zum Fest. „Das ist schön, im Vordergrund steht aber ganz klar, dass wir Gottes Segen haben“, sagen die jungen Leute. Von den zwölf Konfirmanden sind lediglich zwei vorher regelmäßig zur Kirche gegangen. Ob es nach der Konfirmation mehr sind, wird sich in Zukunft zeigen.