Mülheim. . Ein Gutachter sieht rechtlich keine Chance, dass vor 2034 der Flugbetrieb auf dem Flugplatz Essen/Mülheim völlig eingestellt wird. Er rät: optimieren.
Rechtlich wird es die Stadt Mülheim nicht verhindern können, dass bis zum Jahr 2034 am Flughafenareal Essen/Mülheim auch geflogen wird. Am wirtschaftlichsten wäre es dabei, den Flugbetrieb zu optimieren und dadurch die jährlichen Verluste bereits ab 2018 auf unter 400.000 Euro zu drücken.
Zu diesen Ergebnissen kommt ein weiteres Gutachten, das die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Märkische Revision in Kettwig für die Städte erstellt und jetzt vorgelegt hat. Außerdem empfehlen die Gutachter, dass die Städte das Flughafenareal ab 2034 in Gänze neu entwickeln und vermarkten. Der Grund: Die Grundstückserlöse seien dann am höchsten, wenn der Flugverkehr komplett eingestellt sei. Andernfalls, so die Gutachter, könnten der Stadt zweistellige Millionenbeträge entgehen.
Planungssicherheit für Unternehmen
Die Politiker in Essen und Mülheim hatten eine erneute gutachterliche Bewertung für den längst beschlossenen Ausstieg aus dem Flugbetrieb gefordert. Wann ist der Ausstieg möglich, was kostet er? Fest steht: Die Stadt Mülheim hat mit dem Luftfahrtunternehmen WDL bis 2024 und mit dem Aeroclub bis 2034 feste Verträge. Beide Unternehmen haben demnach ein Anrecht auf eine intakte Flughafen-Infrastruktur. Ein umgehender Ausstieg aus dem Flugbetrieb sei folglich weder rechtlich so umzusetzen noch mache er wirtschaftlich wie städtebaulich Sinn, betont Dr. Hendrik Dönnebrink, Chef der städtischen Beteiligungsholding, unter deren Dach die Flughafen GmbH steht. Dönnebrink weist zudem darauf hin, dass es am Flughafen mehrere Unternehmen mit über 200 Mitarbeitern gebe, die Planungssicherheit wünschten.
Drei Szenarien hatte der Gutachter untersucht: Den weiteren Betrieb des Flughafens, allerdings in einer optimierten Form. Dazu gehört unter anderem die kontinuierliche Erhöhung der Flughafengebühren und der Ausbau von Veranstaltungen auf dem Gelände. Gleichzeitig schlagen die Gutachter vor, die Betriebszeiten einzuschränken sowie verbindliche Kooperationen zwischen den Unternehmen und der Flughafen-Gesellschaft einzugehen, um Kosten zu reduzieren.
Masterplan bis 2018
Ein zweites Szenario sieht die Verlagerung der Start- und Landebahn vor, wodurch frei werdende Flächen anders genutzt werden könnten. Doch das würde Kosten bis zu 3,5 Millionen verursachen und ein Planungsverfahren von bis zu acht Jahren bedeuten. Lange Planungen und hohe Kosten sehen die Gutachter auch in der Umwandlung zum Sonderlandeplatz.
Die Stadtverwaltung Mülheim schlägt in Abstimmung mit der Stadt Essen der Politik nun vor, das Flughafengelände bis 2024 als Verkehrslandeplatz optimiert weiter zu nutzen. Die Planungsämter der beiden Städte sollen beauftragt werden, bis 2018 einen Masterplan zu erstellen, wie das Gelände künftig genutzt werden soll. Von dem Masterplan, so Dönnebrink, hänge dann auch ab, ob ab dem Jahr 2024 eine teilweise oder ab 2034 eine vollständige Vermarktung des 130 Hektar großen Areals erfolgen soll. Oberbürgermeister Ulrich Scholten ist zuversichtlich, mit dem Vorschlag einen Schritt auf das Land hin zu tun, das aus der Flughafen-Gesellschaft ausgestiegen war und darüber einen Rechtsstreit mit den Städten führt.