Mülheim. . Ob Kommunales Integrationszentrum, VHS oder Diakonie: Nirgendwo in Mülheim kann der Bedarf für Sprachkurse gedeckt werden. Honorarkräfte werden gesucht.
Im Vorjahr sind mehr als 2500 Ausländer nach Mülheim gezogen. Da bestehe doch bestimmt Bedarf, Bürger gegen Entgelt in die Sprachförderung einzubinden, fragte dieser Tage Leserin Susanne Rösch (55) aus Speldorf, die sich ehrenamtlich schon seit Jahren in die Hausaufgabenbetreuung an Grundschulen einbringt. Ja, den gibt es, ist die einhellige Antwort verschiedener in der Sprachförderung tätigen Organisationen. Allesamt suchen sie derzeit händeringend nach Honorarkräften, damit Schluss ist mit den langen Wartezeiten in der Sprachförderung.
„Wir haben ganz lange Wartezeiten, manchmal bis zu sechs Monaten“, berichtet Malgorzata Sieg von der Diakonie, die aktuell 15 Integrationskurse anbietet. Locker könne die Diakonie heute schon mindestens drei neue Kurse starten. Doch das Personal sei knapp, das die Sprache vermitteln könne.
Wie andere örtliche Anbieter für Integrations- oder Sprachkurse sucht auch die VHS händeringend Dozenten. „Der Markt ist relativ leer“, sagt Leiterin Annette Sommerhoff. Und: „Ja, wir sind interessiert an engagierten Bürgern, die sich einbringen wollen.“ Gleichwohl muss Qualifikationen mitbringen, wer bei der VHS als Honorarkraft arbeiten will.
VHS entwickelt neue Formate
Bei den vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge geförderten Integrationskursen gibt es klare Vorgaben, wenn diese auch laut Sommerhoff bis Ende des Jahres gelockert sind. „In der Regel“, so die VHS-Leiterin, sollten Bewerber schon Sprachlehrerfahrung für Deutsch als Fremdsprache in der Erwachsenenbildung vorweisen. Auch ein Hochschulabschluss sei, wiederum „in der Regel“, Voraussetzung. Schließlich seien die Kursteilnehmer auf Prüfungen oder Einbürgerungstests vorzubereiten.
Etwas lockerer ist dies bei „Erstorientierungskursen“ geregelt, die die VHS für Ausländer anbietet, die noch keine Zulassung des Bundesamtes für Integrationskurse haben. Sprachlehrerfahrung wäre aber auch hier hilfreich.
Interessierte Bürger können sich ins Spiel bringen
Sommerhoff kennt die Wartelisten und den hohen Bedarf an Sprachkursen, deswegen wirbt sie dafür, dass sich interessierte Bürger bei Mitarbeiterin Kerstin Dau unter 455 43 14 ins Spiel bringen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die VHS zusätzlich zum Standard derzeit alternative Formate zur Sprachvermittlung entwickelt, etwa Dialog-Übungsangebote, bei denen Dozenten und Kursteilnehmer Alltagskommunikation außerhalb von Seminarräumen einüben. Bei den angedachten zusätzlichen Angeboten zeigt sich Sommerhoff für Ideen von Bürgern offen. Als Qualifikation künftiger Kursleiter könne auch eine ehrenamtliche Erfahrung bei der Vermittlung von Deutschkenntnissen in Flüchtlingseinrichtungen oder Kirchengemeinden ausreichen.
Das Kommunale Integrationszentrum (KI), zuständig für die Sprachförderung an zurzeit rund 40 Mülheimer Schulen, beschäftigt auch Honorarkräfte: 455-4570. Qualifikationen, etwa für die Lehre von Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache, sind auch hier wünschenswert, aufgrund des hohen Bedarfs an Honorarkräften ist das KI längst aber auch bereit, etwa Bürger mit der Aufgabe zu betrauen, die – grob gesagt – Erfahrung haben in der pädagiogischen Arbeit mit Kindern.
„Dann schließen wir erst einmal Verträge von kürzerer Dauer“, so Leiterin Martina Kleinewegen. Im Austausch mit den Schulen versichere sich das KI schließlich, ob die Lehrkräfte ihre Eignung in der Praxis unter Beweis stellen. Zusätzlich gebe es Treffen der Honorarkräfte, bei denen es um Austausch, aber auch um Fortbildung gehe.