Mülheim. Der Lionsclub Mülheim Hellweg unterstützt ein Projekt der Caritas zur Sprachförderung von Flüchtlingskindern.
„Super. Das machst du toll, Ashot“, lobt Hans-Theo Horn. Gerade hat der Achtjährige eine kleine Bildergeschichte vorgelesen über den Radfahrer Ole, der von der Polizei angehalten wird, weil er ohne Helm unterwegs ist. Wörter wie „gefährlich“ und „verletzen“ kommen dem Armenier noch schwer über die Zunge. Aber: „Wir haben schon einiges gelernt heute“, sagt der ehemalige Schuldezernent Horn.
Er ist einer von 21 ehrenamtlichen Helfern des Lionsclubs Mülheim Hellweg, die die Caritas dabei unterstützen, an der Gebrüder-Grimm-Schule in Styrum zusätzlichen Sprachunterunterricht für Flüchtlingskinder zu erteilen. Die Lions fördern das Caritas-Projekt in diesem Jahr mit 6000 Euro. Von dem Geld kann das Hilfswerk Honorarkräfte einstellen, die sich mit den Lions in Kleingruppen um die 18 Seiteneinsteiger an der Styrumer Grundschule kümmern. „Die Kanzlerin sagt, ,wir schaffen das’. Wir wollen zeigen, Integration ist möglich“, sagt Horn. Integration fängt bei der Sprache an.
Das Projekt ist im September angelaufen. „Wir wollten uns nicht aufzwängen“, versichert Lions-Präsident Christian Löhr, „aber wir haben die Rückmeldung erhalten, dass das persönliche Engagement sehr willkommen ist.“ Er ist auch froh, dass die Bereitschaft im Club, sich zu engagieren, so groß war, ohne dass viel Werbung für dieses Projekt gemacht werden musste. „Auch wir profitieren von der persönlichen Begegnung mit den Kindern“, sagt Horn.
Neben der reinen Wissensvermittlung profitieren die Kinder noch auf eine andere Art: „Sie erfahren eine besondere Wertschätzung, weil sie merken, dass die Ehrenamtler extra für sie in die Schule kommen und es nicht selbstverständlich ist“, sagt die Sozialarbeiterin Katja Arens.
Drei bis vier Stunden pro Woche können die Flüchtlingskinder zusätzlich neben dem normalen Unterricht gefördert werden. Es ist ein Kraftakt, der aber durch die Unterstützung des Sozialverbandes gemindert wird. „Das tut uns ungemein gut“, sagt Schulleiterin Maria Reimann. „Die Kinder lernen gerne im Klassenverband und eignen sich die deutsche Sprache je nach Typ rasend schnell an.“
Für die Caritas, betont Georg Jöres, sei auch die Weiterbildung der Honorarkräfte und der Ehrenamtler wichtig. So gebe es Seminare, aber auch regelmäßig das zweistündige Dialogfrühstück in Eppinghofen, bei dem neulich eine Therapeutin über den Umgang mit traumatisierten Kinder berichtete. Gerne würde man mehrere solcher Tandem-Teams in Schulen einrichten, so Jöres. Für die Lions ist schon klar, dass es fortgesetzt werden muss, denn die Flüchtlingskrise ist noch nicht gelöst.
Große Nachfrage nach Sprachkursen
Deutschkurse, von institutionellen Anbietern und ehrenamtlichen Helfern, gibt es für Flüchtlinge viele. Kinder lernen die Sprache in der Kita oder in der Schule, sie haben von Beginn an einen Rechtsanspruch auf Betreuung, und es besteht bis zum 16. Lebensjahr Schulpflicht. Die Älteren müssen sich orientieren, und es ist nicht leicht, einen Platz zu ergattern. Die Nachfrage ist groß.
Von allen Anbietern, zu denen unter anderem die Foxchool, die Caritas und die Berufsbildungswerkstatt zählen, gibt es nur vier, die anerkannte Träger von Integrationskursen sind: die Diakonie, die Volkshochschule, das Forum Bildungszentrum an der Wallstraße 2 und die SfS Schulungsgesellschaft an der Eppinghofer Straße 142.
Integrationskurse sind für Menschen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit. Dazu zählen Flüchtlinge aus Syrien, Iran, Irak und Eritrea. Afghanen zählen nicht dazu. Bei der VHS laufen derzeit sieben Kurse, weitere sind in Planung, erklärt Leiterin Annette Sommerhoff. Die Kurse sind für die Teilnehmer kostenfrei und werden vom Bundesamt für Migration (Bamf) finanziert. Es gibt bei der VHS noch weitere Kurse, die sich nach Inhalten, Länge und Zielgruppe unterscheiden. Die Dauer reicht von 300 Unterrichtsstunden bis 960. Auch die Abschlüsse unterscheiden sich und reichen vom A-Level bis zum B-Level. Aus Sicht von Sommerhoff bietet aber schon das A-Niveau eine gute Grundlage, um sich im Alltag zurechtzufinden. „Aber man muss dranbleiben und das Wissen im Alltag vertiefen.“
Die VHS überlegt, ob sie auch Dialogkurse anbieten kann, die auf Alltagssituationen eingehen. Es gibt Alphabetisierungskurse und auch drei Kurse als Basispaket zur Arbeitsmarktintegration. Auch für Flüchtlinge mit ungeklärtem Status gibt es Angebote. Derzeit lernen 250 Menschen bei der VHS Deutsch. Wie angespannt der Markt ist, merke man auch bei der Suche nach Dozenten. Rund 20 Dozenten beschäftigt die VHS, sie möchte das Team verstärken und merkt, dass weniger Bewerbungen eingehen.