Fernsehen bildet. Der 28-jährige Mohammed Mousavi und der 20-jährige Mohammed Rezaj Jami sind der beste Beweis. Die beiden Iraner leben erst seit sechs beziehungsweise vier Monaten in Mülheim. Dennoch können sie sich schon jetzt mit einem Mix aus einfachen deutschen und englischen Sätzen im deutschsprachigen Alltag zurechtfinden. Ein Sprachkurs der Agentur für Arbeit und der interaktive Online-Kanal Lingua TV machen es möglich.
Als der örtliche Mit-Sponsor Marcus Prünte an diesem Morgen in dem von Simona Blumkowski betreuten Selbstlernzentrum der Agentur für Arbeit vorbeischaut, lassen ihn Mousavi und Jami an ihren aktuellen Online-TV-Lektionen teilhaben. Jami trainiert im Frage-Antwort-Spiel mit seinen Gesprächspartnern aus dem Alltagsvideo „die erste Begegnung“: Wie heißt du? Wo wohnst du? Ich heiße. . . und wohne. . .
Sein Landsmann Mousavi, der in Teheran zuletzt ein Imbiss-Lokal betrieb, ist schon etwas weiter. Mit seinen Gesprächspartnern aus dem Online-Video-Kanal unterhält er sich über die Zubereitung eines Kartoffelsalates. „Gurken, Zwiebeln, Kartoffeln“ und: „Die Kartoffeln müssen geschält werden. Du willst die Kartoffeln doch nicht mit der Schale essen“, wiederholt er und schreibt die neuen Vokabeln und Sätze in seinen Notizblock. Jami tut es ihm gleich. Die deutschen Artikel der, die, das und die richtige Verwendung der ähnlich klingenden Worte kennen und können – beides macht den beiden Deutschlernern das Leben schwer. Aber man merkt ihnen an, dass sie hoch motiviert sind und dranbleiben wollen.
Obwohl die beiden Iraner erst seit wenigen Monaten im Saarner Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße leben, bezeichnen sie Deutschland als „unsere neue Heimat“, in der sie eifrig die Landessprache erlernen wollen, um möglichst bald hier nicht nur leben, sondern auch arbeiten und Geld verdienen zu können. Auch wenn die beiden noch keine anerkannten Asylanspruch haben, geht Agentur-Chef Jürgen Koch davon aus, „dass sie eine Bleibeperspektive haben.“ Denn Mousavi und Jami sind zu Fuß und per Boot aus ihrer Heimat über die Türkei und Griechenland bis nach Mülheim gekommen, weil den zum Christentum konvertierten ehemaligen Moslems in ihrem islamischen Heimatland die Todesstrafe droht.
„Man merkt ihnen an, dass sie Lust haben, hier zu leben und zu arbeiten“, findet Marcus Prünte. Er sieht sein Engagement als Mülheimer Franchise-Nehmer von McDonalds nicht nur als „Teil unserer sozialen Verantwortung für die Integration der Flüchtlinge“, sondern auch als Chance, „–motivierte Mitarbeiter zu gewinnen.“