Mülheim. Im Display erscheint die Rufnummer der Anwaltskanzlei des Vertrauens aus Speldorf. Doch am Telefon sind Trickbetrüger: Experten warnen vor der perfiden Masche.

Das Display am Telefon zeigt eine bekannte, mindestens aber vertrauenswürdige Nummer an, doch hinter den Anrufern verbergen sich Gauner, die einen übers Ohr hauen wollen: Von einem aktuellen Fall des Trickbetrugs über das sogenannte Call ID Spoofing (vorgetäuschte Anrufnummer) sind ein 74-jähriger Speldorfer und die Rechtsanwaltskanzlei seines Vertrauens betroffen.

Am Dienstagmorgen schellt das Telefon bei Bernd Möhlig, das Telefon-Display zeigt eine Düsseldorfer Rufnummer. Am Ende der anderen Leitung, laut Anrufer: eine Rechtsanwaltskanzlei. Bernd Möhlig soll über eine Gewinnspielteilnahme ein Abo eingegangen sein, dass es endlich zu bezahlen gelte. 90 Euro seien fällig. Die Sache werde nun zu Gericht gebracht. „Ich habe nie bei einem Gewinnspiel mitgemacht“, war der angerufene Möhlig direkt stutzig. Die vermeintliche Kanzlei ließ er unmissverständlich wissen, dass sie sich in der nebulösen Angelegenheit doch an seinen Anwalt, Lars-Jürgen Weidemann, wenden möge.

Täuschung flog auf

Für gestern Morgen sieht Möhlig zweimal die Rufnummer seines Rechtsanwaltes in der Display-Liste der Anrufe in Abwesenheit. Später schellt es erneut, wieder wird die Nummer der Speldorfer Kanzlei Weidemann & Laakes angezeigt. Ehefrau Ute geht ran, wimmelt den unbekannten Anrufer, der auch vorgibt, von der Kanzlei zu sein, direkt ab.

Verbraucherzentrale mahnt zur Vorsicht

Verbraucherschützerin Ariane Jessen mahnt, bei Aufforderung am Telefon niemals Kontodaten oder Passwörter preiszugeben.

Stelle ein Anrufer eine Forderung, insbesondere eine völlig überraschende, sei es ratsam, ihn aufzufordern, dies schriftlich zu formulieren und per Post zuzustellen. Man könne sich auch die Telefonnummer von der vermeintlich anrufenden „Autorität“ geben lassen, um bei der Einrichtung später die Angelegenheit prüfen zu lassen.

Eine Adresse solle man nicht rausgeben, die sollte derjenige, der die Forderung stellt, schon selbst haben. „Wenn alles nicht koscher erscheint“, so Jessen: „Einfach auflegen.“

Die Verbraucherzentrale ist unter 69 60 53 01 erreichbar, Hinweise zu Rufnummernmissbrauch nimmt die zuständige Bundesnetzagentur unter 0291/995 52 06 entgegen.

Für Ute Möhlig ist klar: Es handelt sich um einen Betrugsversuch. Denn mit ihrem Anwalt Lars-Jürgen Weidemann ist sie gemeinsam im Vorstand des Speldorfer Bürger- und Kurvereins tätig und da wirkt der Anruf doch reichlich merkwürdig. Tatsächlich hatte die Kanzlei nicht angerufen. Rechtsanwalt Weidemann ließ nach einem Anruf bei der Polizei gleich eine Warnung vor dem Trickbetrug auf seiner Homepage veröffentlichen. Er fürchtet, die Trickbetrüger könnten die Masche unter seiner Rufnummer noch weiter betreiben. „Das ist schon sehr unschön, diese Nummer“, sagte er gestern.

Polizei: "Sehr schwer, diesen Leuten beizukommen"

Bei der Mülheimer Verbraucherzentrale ist diese Variante des Trickbetrugs über das Vortäuschen falscher Rufnummern bekannt. Ariane Jessen nennt zwei Fälle. In einem habe ein Anrufer vorgegeben, für Microsoft tätig zu sein. Er müsse sich auf den Computer aufschalten, um etwas zu installieren. Ein anderer Fall gleiche dem der Möhligs. Auch hier sei eine Forderung für einen angeblich eingegangen Gewinnspielabo-Vertrag gestellt worden. Die Betrüger hätten die Rufnummer der Staatsanwaltschaft Berlin vorgetäuscht.

Kriminalermittler warnen schon lange vor der Masche, ein Sprecher der hiesigen Polizei sagte: „Es ist sehr schwer, diesen Leuten, die meist aus dem Ausland operieren, beizukommen.“ Betrüger verschaffen sich über die Internet-Telefonie irgendeine Nummer, gerne von Autoritäten wie Polizei, Gerichten oder – wie im Fall der Möhligs – von Anwälten, um Bürger unter den unterschiedlichsten Vorwänden dazu zu verleiten, Geldzahlungen zu leisten oder Kontodaten herauszugeben.